Aktualisiert am 29. Dezember 2022 von Antje Tomfohrde
Was habe ich in diesem Jahr gelesen? Welche Bücher waren meine Lesehighlights 2022? – Dies sind Fragen, die ich und vermutlich viele andere Lesebegeisterte sich am Jahresende stellen. Auch Fragen wie „warum wird der Stapel der ungelesenen Bücher nicht weniger?“, „warum mache ich immer wieder bei Lesechallenges wie #12Für2022 mit und schaffe es dann nicht, diese 12 Bücher zu lesen, aber zig andere? Fragen über Fragen und Antworten auf die Frage nach meinen Lesehighlights 2022.
Der Trend, dass ich sehr gerne und immer mehr Sachbücher lese, hat sich auch in diesem Jahr fortgesetzt und schlägt sich in der Auswahl meiner Lesehighlights nieder. Mein Bücherjahr war sehr Sachbuch-lastig und sehr Klimabuch-lastig. Es gab nicht viele Romane, die ich so richtig gut fand, aber die paar, die ich gefunden habe, gingen unter die Haut.
Auch gab es über das Lesen hinaus noch ein paar Dinge und Ereignisse, die mit Büchern zu tun hatten und über die ich gerne erzählen möchte. Doch jetzt kommen erst einmal meine Lesehighlights 2022.
Meine liebsten Romane 2022
Die Glücklichen von Kristine Bilkau
Isabell und Georg geht es gut. Sie ist Musikerin, er arbeitet als Journalist und gekrönt wird diese Idylle durch die Geburt ihres Sohnes Matti. Doch dann schleicht sich ganz langsam etwas in ihr Leben, durch das alles schwer wird und sich wie ein dunkler Vorhang auf alles legt.
Der Debütroman von Kristine Bilkau ist ein leises Buch, ein Buch wie ich es gern mag. Die Autorin setzt nicht die Geschichte selbst in Szene, sondern die Reise in die Köpfe der Protagonist*innen. Dies alles kombiniert sie mit einer unglaublichen Tiefe im sprachlichen Ausdruck.
Nebenan von Kristine Bilkau
Auch in „Nebenan“ spielt die Innenwelt der Menschen im Buch die Hauptrolle. Eine Familie aus der Nachbarschaft verschwindet, was ist passiert und wie standen die Menschen zu ihr und was geht in ihnen vor? Ich habe dieses Buch so unglaublich langsam gelesen, weil ich nicht wollte, dass diese Sätze aufhören – Ausdruckskunst.
Sternwanderer von Neil Gaiman
Neil Gaiman erzählt ein Märchen für Erwachsene, die Geschichte von Tristan, der so sehr in das Mädchen Victoria verliebt ist, dass er tut, was ein Mann in einem Märchen tun muss – er macht sich auf die Suche nach einem vom Himmel gefallenen Stern, um ihn der Angebeteten zu schenken. Eine Geschichte, die uns als Lesende in eine fremde Welt mit merkwürdigen und gefährlichen Wesen eintauchen lässt, tiefe Gefühle durchleben lässt und vielleicht gibt es auch ein Happy End und es leben am Ende alle glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende und darüber hinaus zusammen, wer weiß das schon… Lest es selbst.
Unerhörte Stimmen von Elif Shafak
Mit diesem Buch habe ich Elif Shafak entdeckt und frage mich, warum sie mir nicht schon viel früher über den Weg gelaufen ist. Was für eine wunderbare Autorin! Meike.29 hatte auf Instagram eine*n Buddyreadparter*in gesucht und mit mir gefunden. So konnten wir uns in festgelegten Buchabschnitten zu diesem Buch austauschen.
Leila oder besser Tequila Leila stellt fest, dass sie tot ist, was ihr gar nicht behagt, ist sie doch fest verankert in der Gegenwart. Nun liegt sie in einer Mülltonne am Stadtrand Istanbuls und überlegt, wie es dazu kommen konnte.
Schon auf den ersten Seiten hat mich die Geschichte oder vielmehr Elif Shafaks Sprache und ihre Art, eine Geschichte zu erzählen, in den Bann gezogen oder um noch einen drauf zu setzen, ich war wortverliebt ab der ersten Seite von „Unerhörte Stimmen“. Sie schreibt so herrlich ausufernd fantasievoll und gleichzeitig mit einem leicht ironischen Unterton, so dass es eine Freude ist, in die Erzählung einzutauchen. Mit ihren Worten lässt Elif Shafak einen Film im Kopf entstehen.
Verbrenn all meine Briefe von Alex Schulman
Wo kommt diese immer wiederkehrende Wut Alex‘ her, die dabei ist, alles für ihn zu zerstören? Er macht sich auf die Suche in seiner Familiengeschichte und stößt auf eine unglückliche Liebesgeschichte und Wut, viel Wut. Alex Schulman setzt diese Geschichte so eindrücklich in Worte, dass man den Schmerz der Personen im Buch förmlich spürt, wie auch „Die Überlebenden“ ist dies eine Geschichte, die lange nachhallt.
Meine liebsten Sachbücher 2022
Papyrus Die Geschichte der Welt in Büchern von Irene Vallejo
Der Titel beschreibt schon den Inhalt des Buchs, es geht um die Geschichte der Welt in Büchern. Wie begann diese Sache mit den Büchern? Wir reisen von den alten Griechen nach Rom, von dort ins dunkle Mittelalter und in die Jetztzeit. Wir lernen etwas über die Rolle der Frau in Bezug auf Bücher, wie fing das mit der Schule an und warum begannen die Menschen überhaupt damit, Bücher zu schreiben?
Es ist alles, nur kein trockenes Wissensbuch und doch gibt es so viel Wissen weiter, aber ist poetisch im Ausdruck im Ausdruck und erzählt mehr als das es nur einfach Wissen weitergibt. Ein Kleinod für Büchermenschen und Geschichtsinteressierte!
Überwintern von Katherine May
Noch so ein Buch, bei dem ich nicht weiß, ob es wirklich ein Sachbuch ist. Es geht in die Richtung eines Selbsterfahrungsberichts und beschreibt den Weg von Katherine May heraus aus einer dunklen Lebensphase, sie vergleicht diese Phasen in ihrem Leben mit dem Überwintern. Dementsprechend versucht sie herauszufinden, was Menschen tun, um gut zu überwintern und was ihr helfen kann. Die Autorin nimmt uns als Lesende mit und teilt ihre Erfahrungen mit uns.
Die Wahrheit über unser Essen von Tim Spector
Tim Spector nimmt Ernährungsmythen unter die Lupe und führt vieles von dem, was so im Umlauf ist ad absurdum. Er rät zu einem entspannteren Umgang mit diesen Mythen und gibt Ratschläge, wie wir besser essen können ohne uns selbst zu kasteien oder ein Vermögen für Zusatzprodukte ausgeben zu müssen. Mir hat es insgesamt sehr gut gefallen, er hat einen leichten Schreibstil, es ist verständlich und logisch und vor allem ist er sehr bodenständig und nicht abgehoben.
Meine liebsten Klimabücher
Autokorrektur Mobilität für eine lebenswerte Welt von Katja Diehl
Mit ihrem Buch „Autokorrektur Mobilität für eine bessere Welt“ liefert Katja Diehl eine Vision für eine Verkehrs- bzw. Mobilitätswende, die die Bedürfnisse aller Menschen berücksichtigt. Ihr Anliegen ist eine gerechte und faire Mobilität.
Wenn man das Buch von Katja Diehl gelesen hat, ist die einzige Frage, die man sich noch stellt, die, wann wir endlich anfangen, das umzusetzen. Wer sich für eine menschenzentrierte Mobilität interessiert, wird hier Antworten finden und Beispiele dafür, wo dies schon umgesetzt wird. Es funktioniert und bringt mehr als es uns nimmt. Mit Verzicht hat diese Art der Mobilität nichts zu tun.
Klimagefühle von Lea Dohm und Mareike Schulze
Klimagefühle – Das ist eine gute Beschreibung für all das, was in vielen von uns hochkommt, wenn wir an die Klimakrise und die daraus resultierenden Sorgen über die Zukunft derer, die nach uns kommen und auch unsere eigene denken. Wie können wir damit umgehen und uns so schützen, dass wir nicht daran verzweifeln? Lea Dohm und Mareike Schulze gehen in ihrem Buch „Wie wir an der Klimakrise wachsen, statt zu verzweifeln“ darauf ein und zeigen auf, wie die unguten Gefühle genutzt werden können, um etwas Gutes zu tun.
Ein wichtiges Buch, das hilft angesichts der weltweiten politischen Tatenlosigkeit die Klimakrise aufzuhalten, nicht zu verzweifeln.
Klartext Klima von Sara Schurmann
Welche Rolle spielen die Medien in Bezug auf die Klimakrise? Wie berichten sie? Ist es eine ausgewogene und fundierte Berichterstattung, so dass man sich wirklich ein Bild machen kann? Nein, in großen Teilen steckt die Berichterstattung über die Klimakrise noch in den Kinderschuhen. Während bei der Ausbildung von Journalist*innen zu Sportreporter*innen peinlichst genau darauf geachtet wird, dass sie wirklich alles wissen und ihnen nicht ein Versprecher wie „Schalke 05“ passiert, ist die Information und Einordnung von Ereignissen in den Gesamtbezug der Klimakrise eher eine Art Informationsroulette und es wird zu wenig recherchiert und wirklich eingeordnet.
Hier ist Sara Schurmanns Buch ein Augenöffner, auch für die eigene Information und Einordnung und Bewertung bestimmter Meldungen.
Wir können auch anders von Maja Göpel
Maja Göpel hat mit „Wir können auch anders“ ein Buch geschrieben, das zum Nachdenken anregt. Sie gibt Beispiele und geht dann darauf ein, wie wir das aus Experimenten, Forschungen oder zufälligen Geschehnissen Gelernte auf unsere Situation übertragen können und was wir daraus lernen können für die Zukunft. Sie beschreibt, dass es nicht eine Veränderung braucht, um etwas ins Rollen zu bringen, sondern oftmals mehrere Ereignisse, bis wirklich etwas geschieht. Aber dann ist die Zeit reif.
Es ist ein Buch voller Denkanstöße und voller Optimismus, auch wenn ich, wenn ich so in die Welt schaue, oft an uns Menschen zweifle. Aber da hilft es schon, sich mit den Gedanken Maja Göpels zu beschäftigen und in das eigene Tun einfließen zu lassen. Für das Buch ist ein wenig Zeit nötig, ich musste es zwischendurch immer mal wieder hinlegen und über das Gelesene nachdenken. Es ist eines der Bücher, die sich gut als Gemeinschaftslektüre eignen, um darüber zu sprechen und zu diskutieren. Und es ist eine absolute Leseempfehlung meinerseits!
Meine Highlights 2022 rund um Das Buchzuhause
Außer meinen Leseshighlights 2022 gab es noch weitere Höhepunkte, die mit Büchern, Lesen und tollen Menschen zu tun hatten.
Buddyreads waren ein schönes Thema, am Anfang des Jahres habe ich „Auerhaus“ von Bov Bjerg mit Vio von Vio’s Books gelesen, dieser Austausch war besonders wichtig bei diesem nicht leicht verdaulichem, aber sehr empfehlenswerten Buch.
Mit Meike habe ich „Unerhörte Stimmen“ und „Der Bastard von Istanbul“ von Elif Shafak gelesen, auch hier ein guter und hilfreicher Austausch.
Mit Fidi vom Blog Dunkelrot gab es einen Buddyread zu „Was wir lieben Frauen* reden über Sex“ und der war richtig, richtig gut, auch wenn das Buch nicht zu 100 Prozent etwas für uns war. Es hat einfach Freude gemacht, mit Fidi diesen Buddyread zu machen und ich hoffe, wir machen noch einmal etwas zusammen.
Mit Jenny vom Blog Jenny’s View habe ich „Der Weg aus der Klimakrise“ von Svend Andersen im Buddyread gelesen. Bei Sachbüchern finde ich den direkten Austausch fast noch wichtiger als bei Romanen, gerade, wenn es ein Thema ist, das sehr technisch aufbereitet ist. Deshalb nehme ich auch gerne an Leserunden teil.
Ein großes Highlight war für mich das Klimabuch – Special der Bücherbar mit Maike Kranaster vom Blog Flowers & Candies. Vielen Dank noch einmal an Mareike Lüken, dass du dem Thema Klimabuch und uns diese Bühne gegeben hast. Wer nicht dabei sein konnte, hier gibt es den zusammenfassenden Beitrag mit den im Special vorgestellten Klimabüchern.
Und da ist noch die Klimabuchmesse, bei der ich ehrenamtlich zum Thema Social Media unterstütze, eine Sache, die auch in 2023 weitergehen wird. Ich bin froh, im Team zu sein und so etwas dazu beizutragen, dass mehr Menschen sich zur Klimakrise informieren und hoffentlich mehr Menschen etwas bewegen wollen und werden!
Ausblick 2023
Es bleibt spannend, interessant und es sind tolle Projekte in der Pipeline mit wunderbaren Menschen.
Mit der Klimabuchmesse geht es in die heiße Vorbereitungsphase, es gibt eine Podcastfolge mit mir bei Valerie Wagner, es sind einige Das Buchzuhause Interviews in der Planung und noch mehr, aber das erzähle ich demnächst. Eines kann ich sagen, ich freue mich sehr auf all diese Projekte, denn sie haben mit wunderbaren Menschen zu tun!
Was sind deine Lesehighlights 2022?