Die Donut-Ökonomie von Kate Raworth

Das Buchcover von "Die Donut-Ökonomie" von Kate Raworth

Aktualisiert am 27. Juli 2022 von Antje Tomfohrde

Auf dem Titel des Buches wird ein Wirtschaftsmodell versprochen, das den Planeten nicht zerstört. Etwas, das dringend notwendig ist und zu schön, um wahr zu sein. Wie kann es umgesetzt werden? Und was ist die Donut-Ökonomie?

Wovon handelt „Die Donut-Ökonomie“ von Kate Raworth?

Wie so viele junge Menschen vor und auch nach ihr begann Kate Raworth mit einem Studium der Ökonomie und stellte, wie so viele Menschen vor und auch nach ihr, fest, dass die heute immer noch unterrichteten Wirtschaftstheorien nicht ganz an der Realität arbeiten, zumal schon seit den siebziger Jahren bekannt ist, dass es kein unendliches Wachstum gibt. Trotzdem oder gerade deshalb ließ das Thema Ökonomie sie nie los.

In ihrem Buch erklärt sie zum einen, wie sie zur Donut-Ökonomie gefunden hat und was dieses System ist. Sie geht auf die schon lange bestehenden Wirtschaftstheorien ein und warum sie nicht die Theorien sein werden, die uns erfolgreich dahin führen werden, eine nachhaltige und ausgeglichene Weltwirtschaft zu haben, denn sie basieren auf Wachstum. Sie sind in einer anderen Zeit entstanden mit anderen Herausforderungen. Wir brauchen heute ein Wirtschaftsmodell, das unter anderem darauf ausgelegt sein sollte, die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen, die sogenannte Agenda 2030. Dieses andere Wirtschaftsmodell kann nach Kate Raworth die Donut-Ökonomie sein.

Der Donut: ein Kompass für das 21. Jahrhundert. Zwischen dem gesellschaftlichen Fundament des Wohlergehens und der ökologischen Decke des planetaren Drucks liegt der sichere und gerechte Raum für die Menschheit.<span class="su-quote-cite">Die Donut-Ökonomie, Kate Raworth</span>

Es ist ist an der Zeit, die alten Vorstellungen von Wirtschaft über Bord zu werfen und ein Wirtschaftsmodell zu entwerfen, mit dem wir den Herausforderungen unserer Zeit begegnen können. Wenn wir mit dem unkontrollierten Wachstum und dem einhergehenden Ressourcenverbrauch fortfahren, sägen wir uns früher oder später den Ast ab, auf dem wir sitzen und fallen. Was können wir also tun?

Das Wesen des Donuts wird als „ein gesellschaftliches Fundament des Wohlergehens, unter das niemand abstürzen sollte, und eine ökologische Decke des planetaren Drucks, über die wir nicht hinausgehen sollten“ beschrieben. Es gilt ein Gleichgewicht zu schaffen, zwischen dem was wir verbrauchen und was nachwächst und auch ein Gleichgewicht der Verteilung. Das Modell hat den Ansatz, sozial gerecht zu sein, was die bisherigen Wirtschaftsmodelle nicht mit bedacht haben.

Im Laufe des Buches geht sie auf die einzelnen Punkte ein, die uns dahin bringen, innerhalb des Donuts zu leben. Systemisches Denken wird dazugehören, genauso wie der Ansatz auf Verteilungsgerechtigkeit und Regeneration zu zielen und in einer Kreislaufwirtschaft zu leben. Unsere Einstellung zum Wachstum wird sich ändern müssen, um dies zu erreichen.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Das Buch ist mir 2019 im Rahmen meines ersten WOL-Circles (die „Working-out-loud-Methode von John Stepper) zum Thema Nachhaltigkeit auf Twitter empfohlen worden, da ich das Thema Nachhaltigkeit nicht nur über das, was ich allein tun kann, beleuchten wollte, sondern auch über einen der wichtigsten, wenn nicht dem wichtigsten Hebel, der Veränderung unseres Wirtschaftssystems, um die Klimakrise noch bremsen zu können.

Ich habe mich nicht hingesetzt und das Buch in einem Rutsch durchgelesen, dazu ist es einfach zu komplex und nicht leicht gängig genug geschrieben. Es ist ein Buch, mit dem ich mich Kapitel für Kapitel beschäftigt habe und es in diesem Jahr dann noch einmal in vielen kleinen Schritten gelesen habe, denn es ist ein weiteres wichtiges Buch zum Thema lebenswerter Zukunft auf diesem Planeten. Wir leben in einer sehr angenehmen Zeit auf der Erde und trotzdem sind wir dabei, den Karren vor die Wand zu fahren.

Wir befinden uns auf dem einzigen bekannten Planeten, auf dem es Leben gibt, und sind in eine höchst gastfreundliche Epoche hineingeboren, die dank der ungewöhnlichen Bahn, in der wir um die Sonne kreisen, noch lange fortdauern kann. Wir müssten verrückt sein, wenn wir uns selbst aus diesem „Sweet Spot“ des Holozäns hinauskatapultieren würden, doch genau das tun wir. <span class="su-quote-cite">Die Donut-Ökonomie, Kate Raworth</span>

Was braucht es, um diese Entwicklung zu bremsen und die Zukunft enkel:innensicher zu machen? Dies war und ist ein zentrales Thema für mich, wenn ich über Nachhaltigkeit nachdenke und ich weiß, dass ich damit nicht allein bin. Das Thema ist nicht einfach und vermutlich habe ich auch nach dem zweiten Lesen noch nicht alles verstanden, aber es muss nicht immer Bücher geben, die man sofort auf Anhieb versteht.

Kate Raworth hat mit „Die Donut-Ökonomie“ einen sehr positiven Ansatz zur Änderung des Wirtschaftsmodells, das wir in Zukunft benötigen, formuliert. Diesen mag man für naiv halten, allerdings hat sich z. B. Amsterdam das Ziel gesetzt, bis 2050 im Donut zu leben und weitere Städte wie Kopenhagen, Philadelphie und Portland (Oregon) sind dabei. Dies zeigt die Bedeutung, die man diesem Prinzip beimessen sollte.

Es wird nicht einfach werden und es liegen viele Steine auf dem Weg dorthin. Auch ist es fraglich, ob es sofort in zu einhundert Prozent umgesetzt werden kann. Aber ist das wirklich die Frage? Erst einmal geht es für mich darum zu schauen, wo stehe ich als Einzelperson, als Unternehmen, als Behörde, Organisation, Stadt, als Land und was habe ich umgesetzt und was kann und will ich als nächsten Schritt umsetzen, um in den Donut, in Balance zu gelangen?

Die Donut-Ökonomie entwirft eine optimistische Vision der Zukunft der Menschheit: eine Weltwirtschaft, die dank ihres distributiven und regenerativen Ansatzes ein florierendes Gleichgewicht erzeugt.<span class="su-quote-cite">Die Donut-Ökonomie, Kate Raworth</span>

Das Optimistische, das Positive dieses Ansatzes mag ich und er ist umsetzbar, wie die Beispiele zeigen. Ich bewundere es, dass eine Stadt wie Amsterdam dies auf sich nimmt, es wird ein schwerer Weg, aber er wird es wert sein und das ist, was ich an dem Buch und der Theorie mag, sie verspricht Zukunft und Kritiker wird es immer geben.

Lasst gerne einen Kommentar dar. Was haltet ihr von dem Ansatz der Donut-Ökonomie?

Informationen zum Buch
Buchtitel: Die Donut-Ökonomie
Autorin: Kate Raworth
Übersetzter:innen: Hans Freundl und Sigrid Schmid
Verlag: Carl Hanser Verlag
Erschienen: 2018
ISBN: 978-3-446-25845-7

Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekommen oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.

Donut-Ökonomie ist ein komplexes Thema, aber für alles gibt es tolle Fachfrauen und Fachmänner. Eine solche ist Carolin Peinecke von der Sinn oder weg GmbH. Sie begleitet Unternehmen auf dem Weg einer nachhaltigen Transformation und bezieht sich dabei häufig auf die Prinzipien der Donut-Ökonomie. Im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung des TwitterTeamsNRW hat sie eine Kurzeinführung zu diesem Thema gegeben, was mir dieses Thema noch näher gebracht hat. Falls ihr daran interessiert seid, was Carolin so macht, schaut mal bei ihr auf ihrer Seite vorbei.

Ganz viele Informationen bekommt ihr auf der Website vom Doughnut Economics Action Lab.

Wenn du „Die Donut-Ökonomie“ interessant fandest und du dich noch weiter mit dem Thema Nachhaltigkeit und Wirtschaft beschäftigen möchtest, empfehle ich dir „Grüne Finanzen“ von Jennifer Brockerhoff. In ihrem Buch erfährst du, welche nachhaltigen Anlageformen es gibt und dass es einen Unterschied macht, wie du dein Geld anlegst. Informationen zum Thema ungebremster Konsum findest du bei Carl Tillessen in seinem Buch „Konsum – Warum wir kaufen was wir nicht brauchen“.

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