Aktualisiert am 25. September 2023 von Antje Tomfohrde
Zukunftsbilder 2045 – der Titel verrät schon ziemlich genau, worum es in dem Buch geht. Wie kann das Leben 2045 aussehen? Es geht darum, einen optimistischen Blick in eine nahe Zukunft zu werfen, die für uns noch erlebbar ist. Wie kann das Leben nachhaltig gestaltet werden und wie wird es sein, in einer solchen Gesellschaft zu leben? Immer auf der Suche nach realistischen Utopien, habe ich mich gleich auf dieses Buch gestürzt.
Worum geht es in „Zukunftsbilder 2045“?
Der Untertitel verspricht eine Reise in die Welt von morgen und zwar in eine nachhaltige Welt von morgen. All die Horrorszenarien, die eintreffen werden, wenn wir so weiter machen wie bisher, kennen wir. Was fehlt, sind Visionen für eine Zukunft, die gut ist, eine Zukunft, in der wir die Probleme angehen und lösen auf eine Art und Weise, die die planetaren Grenzen berücksichtigt. Es geht darum, eine Welt außerhalb des Verzichtsnarrativs zu zeigen, eine Welt, die trotz der nötigen Veränderungen gut und lebenswert ist.
Orientiert wird sich für die Vision an den Zielvorgaben, die die Klima- und Umweltforschung zur Bewältigung der Ökokrise entwickelt hat. Viele der im Buch geschilderten Lösungen existieren bereits heute und es geht nicht nur um technische Möglichkeiten, sondern um den gesamtgesellschaftlichen Wandel, der weit über eine rein technische Behebung der Probleme hinausgeht.
16 Orte, die hauptsächlich in Deutschland, aber auch in Österreich und der Schweiz liegen, werden auf einer fiktiven Reise der Journalistin Liliana Morgentau besucht. Das Jahr 2045 wurde ausgewählt, weil es das Jahr ist, in dem die EU klimaneutral sein möchte. Berlin wird wie eine Klammer zweimal besucht, einmal am Anfang und einmal am Ende.
Bei den einzelnen Kapiteln gibt es fast jedes Mal ein Bild aus dem Jahr 2022 und danach ein Bild aus dem Jahr 2045, um die Veränderungen der Orte auch visuell zu verdeutlichen. Jeder Ort steht für einen Sektor und die Veränderungen, die es in diesem Bereich gab.
Folgende Bereiche werden angesprochen:
- Renaturierung
- Landwirtschaft
- Urbane Transformation
- Imagination – Die Kraft positiver Visionen
- Bildung
- Wandelphasen – Wie Wandel gelingen kann
- Kommunale Mitbestimmung
- Klimawende
- Energie
- Partizipation
- Bauen
- Verkehr
- Unternehmertum
- Banking
- Wirtschaft
- Innere Transformation
- Gesellschaftsentwicklung
In jeder Stadt trifft sich die Journalistin mit Interviewpartner*innen zu dem jeweiligen Thema des Kapitels. Es wird die Entwicklung von den 2020er Jahren bis zum Jahr 2045 beschrieben mit möglichen Problemen, Widerständen und auch Fehlschlägen. Oftmals waren schon existierende Ideen und Technologien die Grundlage für die Maßnahmen, die durchgeführt wurden. So gibt es Gebäude mit Fassadenbegrünung, Schwammstädte, Fahrradwege überall, die Mobilität ist anders, Photovoltaik sieht man so gut wie überall, es gibt Lernzentren, in denen junge und ältere Menschen gemeinsam lernen, das Wirtschaftssystem hat sich geändert.
Am Ende der einzelnen Kapitel gibt es einen QR-Code, der zu weiterführenden Informationen führt. Am Ende des Buchs gibt es Leitfragen, die dazu anregen, eine eigene Vision zu entwickeln und darüber nachzudenken, was möglich ist bzw. was man selbst dazu beitragen kann.
Mein Leseeindruck
2045 ist ein Jahr, auf dem viel Hoffnung liegt und meine Altersgruppe noch gut erleben kann. Auch hat sich die EU zum Ziel gesetzt, bis dahin Klimaneutralität erreicht zu haben. Im Augenblick sieht es so aus, als ob kein echtes Interesse daran besteht, dieses Ziel zu erreichen. Da kommt ein Buch wie Zukunftsbilder 2045 genau zum richtigen Zeitpunkt. Es liefert einen Gegenentwurf zum düsteren Verzichtsnarrativ und dem fortwährenden „Das geht nicht“. Es zeigt auf Grundlage schon heute existierender Methoden, was wir erreichen können, wenn wir anfangen, diese Methoden umzusetzen. Und – es ist in einer Zukunft, die so nah ist, dass wir die Früchte dieser Umsetzung selbst sehen können.
Im Buch wird aufgezeigt, was wir schon jetzt an Möglichkeiten haben und wie wir sie umsetzen können. Regionale Unterschiede werden berücksichtigt und es werden nicht nur die großen Städte betrachtet, sondern auch die ländlichen Regionen mit ihren Besonderheiten und Herausforderungen. Jede Stadt steht für ein Thema und durch das Interviewformat bekommt es eine ganz eigene Dynamik. Es wirkt dadurch sehr echt und nacherlebbar, zumal auch von den anfänglichen Schwierigkeiten gesprochen wird und wie sie überwunden wurden.
Was mich beim Lesen überrascht hat, war, wie viele gute Sache es schon heute gibt und auch wo manche Initiativen schon gestartet wurden. Man lebt ja selbst immer nur in seiner kleinen Welt und sieht ab und an ein Leuchtturmprojekt, aber nicht die vielen kleinen Projekte, die sonst noch angeleiert wurden. Gut gefällt mir auch, dass es am Ende der Kapitel noch die Möglichkeit gibt, per QR-Code an weitere Informationen zu kommen. Die Bilder zeigen gut den Vorher-Nachher-Vergleich und machen neugierig.
Ein ganz wichtiger Faktor ist der gesellschaftliche Wandel, ein Hinkehren zu einem gemeinschaftlichen System, worauf im Buch eingegangen wird. Es geht weg vom Individualismus, in dem jede*r nur den eigenen Vorteil sieht, zu einer Gesellschaft, die die gesamte Gesellschaft im Fokus hat. Dies ist ein ganz wichtiger Punkt, der uns dabei helfen wird, die heutigen Probleme zu lösen. Und der Weg wird nicht als einfach beschrieben, sondern es ist schon eine große Anstrengung nötig. Schließlich erfordert es viel Stärke, so viel Veränderung zu ermöglichen, vor allem innere Stärke. So spricht mir Liliana Morgentau am Ende aus der Seele:
Zukunftsbilder 2045 zeigt, dass ein Schwerpunkt ganz klar auf der gesellschaftlichen Transformation liegt, um den Wandel hinzubekommen. Davon hängt ab, ob wir es schaffen können, Kreisläufe einzurichten, die die planetaren Grenzen berücksichtigen und nicht mehr verbrauchen, als zur Verfügung steht. Es zeigt noch einmal, wie wichtig es ist, dass wir uns damit beschäftigen, ob es Sinn macht, weiter auf fossile Energien zu setzen oder wir mit aller Kraft an der Wende im Energiesektor zu arbeiten. Und so sieht es in jedem einzelnen Bereich aus.
Wie können wir so leben, dass wir die Rohstoffe nicht aufbrauchen, sondern dass sie nachwachsen und ein Gleichgewicht entsteht? Mir gefällt, dass es um eine komplette Regeneration und einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz und nicht nur um eine technische Lösung. Es wird wirklich nachgedacht und etwas geändert.
Ein Buch, dass eine reale Utopien zeigt und Lust darauf macht, an dieser Zukunft mitzuarbeiten. Zukunftsbilder 2045 ist ein sehr positives Buch, dass ich sehr empfehle!
Mehr zur Entstehung der Zukunftsbilder 2045 und zum Think Tank Reinventing Society findest du hier: https://www.realutopien.de/ . Dort gibt es auch die Möglichkeit, einen Newsletter zu dem Thema zu abonnieren, so dass mehr gute Nachrichten im E-Mail-Postfach landen.
Autorin: Stella Schaller, Lino Zeddies, Ute Scheub und Sebastian Vollmar
Erscheinungsdatum: 11. Juli 2023
Verlag: oekom Verlag
ISBN: 9783962383862
PS: Mein Buch ist ein kostenloses Rezensionsexemplar (unbezahlte Werbung), welches mir vom oekom Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Darüber habe ich mich sehr gefreut! Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekommen oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.
Ein weiteres Buch, dass Lust auf Zukunft macht, ist „Wir können auch anders“ von Maja Göpel.