Lauter leise Kinder von Antje Kunstmann

Auf dem Bild ist das Cover des Buchs Lauter leise Kinder von Antje Kunstmann abgebildet. Es dient als Headerbild für den Blogbeitrag.

Aktualisiert am 17. September 2023 von Antje Tomfohrde

Meist geht es bei den leisen, den introvertierten Kindern darum, dass ihnen gesagt wird, dass „sie mal aus sich herausgehen sollen“ oder „sich in der Schule einfach mehr melden sollen“. Viel zu selten sprechen wir von ihren Stärken und dass es gut ist, wie sie sind. „Lauter leise Kinder“ verspricht schon im Untertitel „Vom Glück, ein introvertiertes Kind zu haben“ etwas anderes.

Worum geht es in „Lauter leise Kinder“?

„Lauter leise Kinder“ ist ein Buch über die stillen, die leisen Kinder. Manchmal sind sie einfach ruhig, manchmal gibt es die, die schüchtern sind (schüchtern heißt nicht introvertiert), es gibt hochsensible Kinder, die ruhig sind und noch viele weiter Facetten der stillen Kinder.

Das Buch ist in die folgenden Kapitel unterteilt:

  • Vorwort
  • Von still zu stark – lasst uns die Perspektiver wechseln
  • Das Einmaleins der Stille – oder was hat mein Kind mit Barack Obama zu tun?
  • Ist Stillsein angeboren oder anerzogen?
  • Leise Mädchen, laute Jungen? Warum Stillsein (k)eine Frage des Geschlechts ist
  • Gut gemacht! – Die Stärken der Stillen
  • Die stille Revolution oder – wer darf mit zum Mars?

Im ersten Kapitel geht es darum, die Perspektive zu wechseln, Introvertierte mal mit anderen Augen zu sehen. Oftmals bekommen sie Stempel aufgesetzt, die wenig schmeichelhaft sind und nicht auf ihre Stärken eingehen, sondern es wird oftmals nur versucht, laute Menschen aus ihnen zu machen. Wenn wir sie stärken wollen, sollte laut sein nicht der Maßstab sein.

Kapitel 2 thematisiert die Ausprägungen der Stille und welche Vorurteile es gibt. So vermuten viele bei Barack Obama nicht, dass er ein introvertierter Mensch ist, oder? Antje Kunstmann dröselt hier die Unterschiede zwischen Introversion, Schüchternheit und Hochsensibilität auf und zieht verschiedene wissenschaftliche Quellen hinzu.

Um die Frage, ob Stillsein angeboren oder anerzogen ist, geht es im dritten Kapitel. Liegt es an mir, dass meine Kinder eher introvertiert oder extrovertiert sind oder ist eine Sache der Erziehung?

Das vierte Kapitel schließt daran mit der Frage an, ob Stillsein eine Frage des Geschlechts ist. Hier werden Vorurteile überprüft und welche Auswirkungen sie haben.

Warmherzige, zuverlässige und engagierte Bezugspersonen von klein auf sind demnach der beste Booster fürs Selbstwertgefühl. Wenn wir Eltern unseren Kindern – den lauten wie den leisen – also verlässlich mit Liebe, Akzeptanz und Interesse begegnen, werden sie sich auch selbst akzeptieren und mögen, also im positiven Sinne selbstbewusst sein.Lauter leise Kinder, Antje Kunstmann

In Kapitel 5 geht es schließlich um die Stärken der Stillen und um das Problem der stillen Menschen: es wird ihnen einfach zu wenig zugetraut. Zu jedem Unterpunkt gibt es einen wissenschaftlichen Hintergrund, Tipps zur Stärkung der Stärken und ein Kind erzählt etwas aus seiner persönlichen Erfahrung dazu. Selbstbewusstsein, Einfühlungsvermögen, Fantasie und Kreativität, Konzentration, Gelassenheit, Unabhängigkeit und Vorsicht und laut sein, wenn man es selbst will, sind die Stärken, die angesprochen werden.

Wer darf mit zum Mars und warum – darum geht es im letzten Kapitel. Aber nicht nur darum. Es wird die Entwicklung aufgezeigt, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass Extroversion als Ideal gesehen wurde und wie es die Welt der Stillen verändert.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Die wichtigste Message gibt Antje Kunstmann gleich am Anfang:

Liebe leise Kinder, BLEIBT RUHIG, WIE IHR SEID! Es ist ein großes Geschenk für euch und für andere. Und ja, ich finde, das musste mal laut gesagt werden. Und geschrieben – in diesem Buch.Lauter leise Kinder, Antje Kunstmann

Sie geht darauf ein, dass stille Kinder oft nicht nur nicht unterstützt, sondern auch oft nicht wahrgenommen werden, was dazu führen kann, dass sie sich nicht akzeptiert fühlen, vor allem, wenn ihnen das Stillsein auch noch vorgeworfen wird. Stille Kinder brauchen genauso Anerkennung wie die lauten und wenn sie nicht gesehen werden, kann es auf das Selbstwertgefühl und die Motivation schlagen. Antje Kunstmann fragt zu Recht „Wie anders und wie viel besser wäre die Schulzeit für sie und andere stille Kinder, wenn sie ihr Selbstbild nicht immer wieder verteidigen müssten gegen die Erwartungen, sie sollten anders sein als sie sind?“

Da ich selbst introvertiert bin, finde ich das Thema gerade auch im Hinblick auf die stillen Kinder interessant. Es erklärt mir im Nachhinein vieles und mittlerweile weiß ich, dass ich so, wie ich bin, völlig in Ordnung bin und wünsche mir, dass ruhige Kinder heute damit aufwachsen können, dass sie so wie sie sind, gut sind. Es ist so wichtig, Kinder in all ihren Ausprägungen zu akzeptieren und sie nicht verändern zu wollen. Leise Kinder sollten leise sein dürfen und nicht als „merkwürdig“ angesehen werden. Da ist es eine Freude zu lesen, dass es mittlerweile auch bei einigen wenigen Schule schon angekommen ist, dass sich am Bewertungssystem etwas ändern muss und auch kann.

Antje Kunstmann geht darauf ein, wie wir die ruhigen Kinder bestärken können und wie wichtig es ist, dass die Welt nicht nur aus Extrovertierten besteht. Introvertiertheit und Selbstbewusstsein schließen sich nicht aus, auch laut sein, eine Rampensau sein, ist als introvertierter Mensch möglich. Wir brauchen danach nur eine Pause, um uns von den Menschen zu erholen. „Lauter leise Kinder“ ist auch ein Aufruf an all diejenigen, die mit Kindern zu tun haben, auch den leisen Kindern Aufmerksamkeit und Anerkennung zu geben. Traut ihnen etwas zu! Durchsetzungsvermögen und Intelligenz hat nichts mit Lautstärke zu tun.

Eine Gesellschaft profitiert davon, dass die Menschen unterschiedlich sind. Deshalb ist es wichtig, schon Kindern dies mitzugeben und sie zu stärken. Das ist das, was mir an dem Buch gefällt. Es holt uns auch als Eltern noch einmal ab und hilft uns, einen Schritt zurückzugehen, um die Situation von außen zu betrachten und relaxter zu sein. Schön, wenn der Kumpel vom Kind schon aufsteht und das Busticket allein kaufen kann. Das eigene Kind braucht noch ein wenig Unterstützung und wird es dann machen, wenn es sich soweit fühlt. Dies ist nicht leicht zu akzeptieren, aber wir tun unserem Kind einen Gefallen, wenn wir ihm Zeit geben, auch wenn andere eine andere Meinung dazu haben im persönlichen Umfeld.

„Lauter leise Kinder“ ist ein Buch, dass Eltern leiser Kinder hilft, diese besser zu verstehen und zu stärken und Geduld mit der lauten Gesellschaft um sie herum zu haben. Und auch für diejenigen, die sich als Lehrer*innen, Erzieher*innen, Trainer*innen mit Kindern beschäftigen, ist es ein hilfreiches Buch zu mehr Verständnis und mehr Wahrnehmung der Stillen.

Informationen zum Buch
Buchtitel: Lauter leise Kinder
Autorin: Antje Kunstmann
Erscheinungsdatum: 27. Oktober 2022
Verlag: Ullstein Verlag
ISBN: 9783864932304

PS: Mein Buch ist ein kostenloses Rezensionsexemplar (unbezahlte Werbung), welches mir vom Ullstein Verlag über NetGalley zur Verfügung gestellt wurde. Herzlichen Dank hierfür! Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekommen oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.

Wenn dich das Thema Introversion und im Speziellen introvertierte Kinder genauso wie mich beschäftigt, empfehle ich dir auch das Buch „So schön still“ von Eva Lohmann.

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