Nichts kaufen, alles haben von Liesl Clark & Rebecca Rockefeller

Buchcover "Nichts kaufen, alles haben" von Liesl Clark & Rebecca Rockefeller

Aktualisiert am 27. Juli 2022 von Antje Tomfohrde

Immer größer werdende Müllberge, Fast Fashion und dann auch noch zu wenig Platz, um all die Sachen, die wir kaufen unterzubringen – Überkonsum, der uns Zeit und Geld und wenn wir in diesem Tempo weitermachen, auch die Lebensgrundlage, unsere Erde kosten kann. Liesl Clark & Rebecca Rockefeller hatten genug von dieser Abwärtsspirale und haben das Buy Nothing Project ins Leben gerufen. In „Nichts kaufen, alles haben“ stellen sie das Projekt und 7 Schritte zu einem konsumfreien, nachhaltigen und großzügigen Leben vor.

Wovon handelt das Buch?

Liesl Clark und Rebecca Rockefeller sind die beiden Gründerinnen des Buy Nothing Projects und erklären in „Nichts kaufen, alles haben“, wie sie dazu gekommen sind, diese Bewegung zu initiieren und wie es möglich ist, auch den Weg zu weniger bzw. so gut wie keinem Konsum zu gehen.

Sie beschreiben die 7 Schritte, die ihrer Meinung nach nötig sind, um zu einem konsumfreien, nachhaltigen und großzügigen Leben zu kommen, wobei sie jetzt nicht davon sprechen, nur noch in Sack und Asche herumzulaufen und auch kein Geld mehr für dringend notwendigen Konsum auszugeben. Auch Kulturveranstaltungen oder der Besuch des Schwimmbads sind davon ausgenommen.

Zunächst geht es einmal um unseren schon als pervers zu bezeichnenden Überkonsum in den industrialisierten Ländern und die damit einhergehende Plastikproduktion und das dadurch resultierende Müllproblem. Dies war einer der Auslöser für ihr Engagement, denn auf einem ihrer vielen gemeinsamen Spaziergänge mit ihren Kindern am Strand wurde ihnen bewusst, wieviel Plastik dort mittlerweile angespült wird.

Dann wird die psychologische Seite des Konsums beleuchtet, die eine nicht unerhebliche Rolle spielt.

Die Leute scheinen ihre Gegenstände als handfeste Aspekte ihrer Identität anzusehen, als Beweis für ihren eigenen Wert, ihren Nutzen und für ihre Existenz und Bedeutung im Universum. Es ist, als sei da eine Logik des „Ich habe Dinge, also bin ich“ am Werk. Nichts kaufen, alles haben

Dieses Anhäufen von Gegenständen schafft für einen kurzen Moment Freude, aber gleichzeitig auch ein Lagerungsproblem, es ist einfach zu viel. Sie haben daraufhin eine örtliche Buy Nothing Gruppe gegründet, die sich dann vervielfacht hat und mittlerweile gibt es ungefähr 4.000 solcher örtlich begrenzter Gruppen.

Dann kommt die Einladung zum Nichtkauf, die Nichtkauf-Anleitung in sieben Schritten von Liesl Clark und Rebecca Rockefeller. Es sind:

  • Geben als Grundlage der Schenk-Ökonomie
  • Bitten
  • Wiederverwenden
  • Nachdenken (was steckt hinter dem Konsumwunsch?)
  • Selbermachen
  • Teilen (also verleihen und entleihen)
  • Dankbarkeit als verbindendes Glied zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern

Zu Beginn werden Regeln und Ausnahmen festgelegt, so sind bestimmte Ausgaben einfach erforderlich und es geht auch nicht um Askese oder gar strengstens Minimalismus bei dem Buch. Es geht darum, das bereits vorhandene zu nutzen, zu teilen, weiter zu geben, zu reparieren und nicht gleich Neues anzuschaffen. Was das eine Mitglied nicht mehr gebrauchen kann, kann ein anderes gut gebrauchen.

Es werden immer wieder persönliche Geschichten als Beispiele angeführt und auch aufgezeigt, dass es nicht um Perfektionismus geht. Auch gibt es Listen mit z. B. 50 Dinge, die man nicht mehr kaufen muss und kreative Ideen, wie man sich gegenseitig aushelfen kann. Jeder hat etwas, das er oder sie mit in die Gemeinschaft einbringen kann. Und im Anhang wird auch noch einmal das Thema Müllvermeidung explizit angesprochen.

Meine Meinung zum Buch

„Nichts kaufen, alles haben“ verspricht viel und gibt viele Anregungen, um dieses Ziel auch zu erreichen. Es geht nicht darum, gleich alles einzuhalten und Klassenbeste zu werden, sondern darum anzufangen und weniger zu kaufen, aber mehr wiederzuverwenden und auch mal „Nein“ zu sagen und etwas abzulehnen.

Es viele praktische Listen, mit Tipps, was man durch Selbstgemachtes ersetzen kann oder wie eine andere Person die eigene Dinge noch sinnvoll nutzen kann, was uns selbst vielleicht gar nicht in den Sinn gekommen wäre. Auch die sehr persönlichen Beispiele von Mitgliedern verschiedener Buy Nothing Gruppen sind sehr anschaulich und helfen dabei, den eigenen Konsum zu überdenken und wie man weniger konsumieren kann. Mehr zu dieser Bewegung findet ihr unter Buy Nothing Project. Dort gibt es auch Informationen, wie lokale Gruppen gebildet werden können und vieles mehr.

Erschreckend waren und sind Informationen wie die Tatsache, dass in den letzten dreizehn Jahren soviel Plastik hergestellt wurde wie im vergangenen gesamten Jahrhundert. Wir haben den Bezug zu Rohstoffen und ihrem Wert komplett verloren und schätzen sie nicht wert. Plastik ist nur ein Beispiel von vielen dafür. Wir definieren uns mehr über die Dinge, die wir besitzen als über das, was wir als Mensch sind.

Es ist mir beim Lesen des Buchs allerdings schwer gefallen, am Ball zu bleiben, da viele Punkte immer wieder wiederholt werden und mit einem für mich sehr anstrengenden Enthusiasmus erzählt wird. Diese Wiederholungen und der in meinen Augen extreme Gebrauch der Erzählhilfe Storytelling hat bei mir das Gegenteil von dem erreicht, was vermutlich erreicht werden sollte, nämlich ein begeistertes am Stück Lesen des Buchs. Hiervon weniger, wäre mehr an Begeisterung bei mir gewesen.

Alles in allem ist aber der Kern des Buchs, die Vermeidung von Konsum und ein größerer Fokus auf Weiternutzung, Wiederverwenden und Teilen und dem daraus resultierenden Gemeinschaftsgefühls das große Plus dieses Buchs. Ich habe viele Anregungen bekommen und gerade die Listen mit Tipps sind gut umsetzbar genauso wie der Ratschlag, es immer wieder zu versuchen und weniger zu konsumieren. Dieser Optimismus trägt dann die Message der beiden Autorinnen:

Seien Sie Produzentin und keine KonsumentinNichts kaufen, alles haben
Informationen zum Buch
Buchtitel: Nichts kaufen, alles haben
Autorinnen: Liesl Clark & Rebecca Rockefeller
Übersetzer: Nikolaus de Palézieux
Verlag: Goldmann Verlag
Erschienen: 2021
ISBN: 978-3-442-17914-5

Mein Buch ist ein kostenloses Leseexemplar, das mir über das Bloggerportal vom Goldmann Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Hierfür bedanke ich mich herzlich! Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekommen oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.

Das Thema Nachhaltigkeit und Konsumvermeidung liegen dir am Herzen und du möchtest dich weiter damit beschäftigen? Dann empfehle ich dir Konsum – warum wir kaufen, was wir nicht brauchen von Carl Tillessen.

5 Kommentare

  1. Ein wichtiges Thema, das heute viel mehr Beachtung findet, als beispielsweise noch vor zehn Jahren. Dennoch haben wir eine große Verantwortung und eine Menge zu tun. Hört sich nach einem hilfreichen Ratgeber an. Danke für die Rezension.

  2. Auch wenn ich mich schon sehr viel mit „weniger konsumieren“ beschäftigt habe, möchte ich dieses Buch auch gerne noch lesen. Auch wenn ich jetzt etwas befürchte, dass mich das Buch stellenweise langweilt, weil ich eigentlich schon weiß, was die Autorinnen mir erzählen wollen.

    • Hallo Jenny,

      ja, es kann in der Tat sein, dass dir einige Dinge schon sehr vertraut sind. Spannend finde ich, wie diese zunächst lokal begrenzte Geschichte zu einer weltweiten Bewegung wurde.

      Liebe Grüße

      Antje

  3. Das ist genau mein Ding. Ich werde immer besser darin, nur wenig zu kaufen, upcyling zu betreiben und erst gar nicht das Gefühl aufkommen zu lassen, etwas kaufen zu wollen. Parallel verschenke ich immer wieder Dinge, was mir dann zusätzlich Freude bereitet. Klingt nach einem schönen Buch! Danke für die Buchbesprechung

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