Nachhaltige Geldanlagen von Jennifer Brockerhoff

Aktualisiert am 25. Oktober 2022 von Antje Tomfohrde

Welche Hebel haben wir, um der Klimakrise etwas entgegenzusetzen? Wir denken sofort an die Plastikstrohhalme, an Zero-Waste-Einkäufe und den Stoffbeutel, den wir mittlerweile (hoffentlich) alle nutzen. Und – wenn wir auf die Rechnungen der Energieversorger schauen, neuerdings auch an alternative Energien. Dabei lassen wir einen ganz großen Hebel, den wir selbst bedienen können, oft noch außer Acht. Mit unserem Geld können wir viel bewegen, um die Investitionen in eine klimagerechte Zukunft gehen zu lassen. Was es dabei zu beachten gibt, beschreibt Jennifer Brockerhoff in ihrem 30 Minuten Ratgeber „Nachhaltige Geldanlagen“.

Worum geht es in dem Buch?

Das Wort Nachhaltigkeit wird mittlerweile inflationär genutzt und gefühlt jedes Unternehmen nutzt es, um die eigenen Produkte als „nachhaltig“, „klimafreundlich“ oder gar „klimaneutral“ zu bewerben. Dabei spielt es keine Rolle, ob es ein riesiger SUV mit Hybridmotor ist oder ein in fünf Schichten „Bio“-Plastikfolie eingeschweißtes Schälchen mit Erdbeeren aus Chile im Dezember. Das hat mit grün und nachhaltig nichts, aber auch gar nichts zu tun, sondern ist einfach übelstes Greenwashing. Und dieses Greenwashing gibt es auch bzw. besonders im Finanzbereich. Denn auch wenn wir natürlich alle so tun, als ob wir immer verstehen, was die nette Bankberaterin oder der freundliche Bankberater uns im Beratungsgespräch erzählen, oftmals ist das nicht so, wir geben uns nur nicht die Blöße, es zuzugeben.

Jennifer Brockerhoff möchte mit ihrem Buch Licht in den Dschungel der Finanzanlagen bringen und uns zeigen, wie wir die guten von den schwarzen Schafen unterscheiden können, wenn es um nachhaltige Geldanlagen geht.

Sie geht zunächst einmal darauf ein, worum es eigentlich geht und was die globalen Klimaziele sind. Sie erklärt Begriffe wie Greenwashing, Klimaneutralität und wie die Emissionen unterschieden werden. Dann geht sie auf die unterschiedlichen Konsumententypen ein und was es mit der EU-Taxonomie und Lobbyisten auf sich hat.

Welche Anlagestile gibt es? Hier führt sie zum Beispiel Ausschlusskriterien an wie keine Anlage in die Finanzierung neuer Kernkraftwerke oder keine Finanzierung von Unternehmen, die auf Kinderarbeit setzen. Dann geht es um den Anlagezeitraum und die Wirkung nachhaltiger Geldanlagen, wie wird dies gemessen? Was bedeutet in diesem Zusammenhang GIIN & Toniic? Was ist Impactwashing?

Dann geht die Autorin noch auf die Bedeutung eines soliden Finanzbasiswissens ein und was welche Siegel bedeuten. Auch gibt sie Tipps für das Beratungsgespräch, denn nicht jede nachhaltige Finanzberatung ist auch wirklich nachhaltig.

Zum Schluss gibt es noch einen Exkurs in die Welt der Kryptowährungen und eine Zusammenfassung für diejenigen, denen 30 Minuten zu lang sind.

Wie gefällt mir der Ratgeber?

Für den 30 Minuten Ratgeber „Nachhaltige Geldanlagen“ sollte man schon ein Basiswissen im Finanz- und Anlagebereich mitbringen. Jennifer Brockerhoff steigt in diesem Buch schon etwas tiefer ein und erklärt auch die Begriffe, über die man stolpern wird, wenn man sich mit dem Thema nachhaltige Geldanlagen beschäftigen wird.

Sie erklärt es aber wieder so, dass es leicht verständlich ist und wirft nicht noch zusätzlich komplizierte Finanzeindrücke ein. Das ist ein großes Plus des Buches.

Dabei ist klar: Die Finanzindustrie ist sicherlich nicht die Lösung für die großen Probleme auf dieser Welt, jedoch ein nicht zu unterschätzender Teil der Lösung.

Nachhaltige Geldanlagen, Jennifer Brockerhoff

Sie geht nicht nur auf altbekannte Begriffe ein, sondern führt auch den Begriff des Handabdrucks ein und geht sehr explizit auf den aktuellen Stand der Wissenschaft ein, was wie in allen Bereichen auch in der Finanzwirtschaft sehr wichtig ist. Denn Scharlatane gibt es, wenn es ums Geld gibt, mehr als genug. Und genau um hier gewappnet zu sein, ist das Buch zu empfehlen.

Wenn man selbst weiß, worauf beim Impact-Investing zu achten ist und schon einmal weiß, welcher Wirkungskanäle und Impact-Klassen es gibt, kann man wesentlich besser in ein Beratungsgespräch gehen. Auch die Tipps bzw. Fragen, die man in einem Beratungsgespräch stellen sollte, finde ich schon einmal einen guten Weg, um herauszufinden, ob mein Gegenüber „es drauf hat“ oder eher Typ Luftpumpe ist, der aus dem Werbeprospekt abliest.

Alles in allem also ein Ratgeber, den ich empfehlen kann, wenn man sich schon einmal einen genaueren Überblick verschaffen möchte, aber nicht gleich einen dicken Wälzer lesen möchte. Mit dem 30 Minuten Ratgeber „Nachhaltige Geldanlagen“ kann man gut herausfinden, wo man unter Umständen mehr Input braucht und man kann es als Vorbereitung für ein erstes Beratungsgespräch nutzen.

PS: Ein großes Dankeschön an Jennifer Brockerhoff, die mir das Buch als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat! Jennifer arbeitet als selbstständige Finanzberaterin in Düsseldorf. Ihr Buch ist beim GABAL Verlag erschienen.

Mehr zu Jennifer findet ihr im Das Buchzuhause Interview mit ihr. Auch gibt es ein weiteres Buch über grünes Geld von ihr, „Grüne Finanzen„. Es richtet sich mehr an Einsteiger*innen in die Thematik und deckt von der Kontoeröffnung bis zur Altersvorsorge alles ab.

Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekomme oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.