Mehr durch weniger – Mein Leben in drei Kisten von Anne Weiss

Aktualisiert am 24. Januar 2024 von Antje Tomfohrde

„Wie ich den Krempel rauswarf und das Glück reinließ“ – so lautet der Untertitel des Buchs „Mein Leben in drei Kisten“ von Anne Weiss. Überlegen wir nicht alle mal, wie es wäre, wenn wir nur noch die Dinge in unserem Leben hätten, die wir zum einen ständig nutzen und zum anderen wirklich brauchen oder eine wichtige Erinnerung damit verbinden? Hätten wir mehr Zeit für die schönen Dinge dadurch? Könnten wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und würden nicht mehr unendlich viel Zeit damit verbringen, etwas zu pflegen, zu putzen, aufzubewahren, das uns eigentlich gar nichts bringt? Anne Weiss hat diese Gedanken umgesetzt und ein Buch darüber geschrieben.

Worum geht es in dem Buch?

Von heute auf morgen war alles anders in Annes Leben. Ihre Arbeit in einem Verlag war der Dreh und Angelpunkt ihres Lebens – dann wurde ihre Abteilung aufgelöst und sie wurde gekündigt. Von heute auf morgen war alles anders. Dieses Erlebnis und ihre darauffolgende Reise nach Indien brachten bei ihr einiges ins Rollen: Was will ich mit meinem Leben machen? Wie will ich leben? Will ich so weitermachen wie bisher? Bin ich glücklich und brauche all das in meinem Leben? Es war eine Initialzündung zum Entrümpeln ihres bisherigen Lebens. Und darüber hat sie dieses Buch geschrieben.

Zurück in Deutschland fällt ihr auf, wie voll alles ist, vollgestopft mit viel zu viel Dingen. Sie geht mit einem ganz anderen Blick durch ihre Wohnung und ihre Sachen, weiß nicht, was sie überhaupt mit manchen Küchengeräten machen soll. Der Gedanke, dass die vielen Dinge, die sie zum Großteil gar nicht nutzt, einfach nur ihre Zeit und ihr Geld fressen.

Sie überlegt, ob es nicht besser wäre, weniger zu besitzen und listet auf, was sich alles in ihrer Wohnung und ihrem Keller findet. Und dann beginnt sie mit dem Ausmisten. Erst einmal mit dem, was ihr sofort ins Auge fällt. Dann beschäftigt sie sich mit ihrer Kleidung und recherchiert, was es da so gibt, u. a. das System der Capsule-Wardrobe, verwirft es aber für sich und behält nur die Sachen, die sie wirklich gerne trägt.

Weiter geht es mit alten Papieren, nicht alles muss bis in die Ewigkeit aufbewahrt werden. Dann geht es weiter mit der Methode des Rückwärts-Shopping, d. h. sie sammelt alles ein, was ihr erst einmal entbehrlich erscheint und so geht es immer weiter mit dem Entschlacken ihres dinglichen Besitzes.

Parallel dazu überlegt sie, wie es dazu kommen konnte, dass sie so viele Dinge angesammelt hat. Viel liegt natürlich in unserer Konsumgesellschaft, wir sehen etwas und kaufen es. Sobald wir Geld verdienen, investieren wir es in Güter. Sie denkt darüber nach, was ihr wichtig ist, wie sie leben möchte in der Zukunft und auch mit wem und wo. Kurzum – sie stellt alles auf den Prüfstand.

Es gibt viele Tipps in dem Buch, wohin mit alter Kleidung, wie ist ein Zero-Waste-Leben möglich?, eine Playlist, eine Liste mit mehr als 100 Orten, wegen denen Anne Weiss gar kein Zeit hat, um die Welt zu fliegen u. v. m.

Wie hat mir „Mein Leben in drei Kisten“ gefallen?

Es hört sich vielleicht erst einmal nach einer Beschreibung für richtiges Ausmisten an, es ist jedoch weit mehr als das. Anne Weiss‘ findet sich in einer Ausnahmesituation vor und zieht eine Bilanz, schaut sich Soll und Haben an und geht in die Tiefe. Nach der äußeren Entrümpelung der Sachen kommt das innere Aufräumen und sie stellt alles in Frage bzw. kehrt zurück zu den Wurzeln, nachdem das Konsum-Make-up entfernt ist.

Sie merkt, was ihr wirklich wichtig ist und wie sie leben möchte. Ein Moment ist zum Beispiel der, als sie einen Job absagt, weil sie nicht mehr für jeden Pups irgendwohin fliegen möchte, denn

So fügt sich langsam ein Puzzlestück zum nächsten und ihr wird klar, was sie wirklich möchte und was ihr in all den Jahren, in denen sie so viel hatte, auch gefehlt hat. Zeit war immer ein kritischer Faktor, Zeit, um sie mit anderen Menschen zu verbringen. Das Ausmisten ist auch eine Reise durch ihr Leben und öffnet ihr die Augen, genauso wie viele Gespräche, die sie führt.

„Mein Leben in drei Kisten“ ist kein Ratgeber im eigentlichen Sinne, es ist ein persönlicher Erfahrungsbericht, der für das eigene Leben ein paar hilfreiche Denkanstöße gibt. Es geht um die Kernfrage „Wie will ich leben und was brauche ich dazu?“ Eine Reise ins Innere und darüber hinaus und wir als Leser*innen begleiten Anne Weiss dabei.

Das Buch gefällt mir gut, denn es nicht dogmatisch, die Autorin weiß, dass sie in einer privilegierten Situation ist und es ist leicht und humorvoll geschrieben. Es gibt viele Tipps für einen besseren Umgang mit den Sachen und um nicht wahllos wieder neue Sachen anzuhäufen.

Vielleicht befindest du dich gerade in einer ähnlichen Phase wie Anne Weiss und bist auf der Suche nach Anregungen. Genau dafür ist das Buch gut geeignet. Nimm dir das aus dem Buch, was dir gerade gut tut.

PS: Vielen Dank an Anne Weiss, die mir ihr Buch als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat! Anne ist nicht nur Autorin, sondern engagiert sich auch bei den Writers for Future. Mehr zu Anne, ihren Büchern und Terminen, an denen sie aus ihren Büchern liest, findest du auf ihrer Website.

Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekomme oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.

Wenn dich das Thema „Weniger“ interessiert, schau dir auch mal das Buch „Das Minimalismus-Projekt“ von Christof Herrmann an. Dort findest du weitere gute Tipps, wie du mit weniger mehr aus deinem Leben machen kannst. Wenn du intensiver in das Thema weniger Konsum und mehr Nachhaltigkeit einsteigen möchtest, guck dir mal meinen Blogbeitrag mit einer Auswahl an Klimabüchern an. Dort gibt es auch Bücher zu weniger Konsum und noch einige mehr.