Glück ist kein Ort von Juan Moreno

Auf dem Foto ist das Buch "Glück ist kein Ort" von Juan Moreno auf einer hellen, holzähnlichen Fläche abgebildet. Es dient als Headerbild des Blogbeitrags.

Aktualisiert am 25. Februar 2024 von Antje Tomfohrde

Geschichten vom Reisen

Juan Moreno erzählt in „Glück ist kein Ort“ von seinen Reisen als Journalist, die ihn an die verschiedensten Orte der Welt geführt haben. Er erzählt aber auch von seiner Weltreise und vom Glück.

Wovon erzählt „Glück ist kein Ort“?

Zeit zu haben, sie sich zu nehmen, sie sich nehmen zu können und echtes Interesse als Antrieb sind die Voraussetzungen zum Reisen. Zeit zum Reisen ist nicht mit Urlaub zu verwechseln. Reisen machen Juan Moreno glücklich und enttäuschen ihn nicht, wie es Urlaube manchmal tun. In „Glück ist kein Ort“ finden wir als Lesende eine Sammlung seiner glücklichsten Momente, auch wenn das angesichts dessen, was er manchmal so erlebt auf seinen Reisen, nicht leicht nachvollziehbar ist.

Es fängt an, mit einer Reise nach Kuba, auf den Spuren Hemingways. „Der alte Mann und das Meer“ ist laut Moreno das wichtigste Buch Kubas. Es bleibt spanischsprachig und der Autor hat den Plan, den Darién Gap zu Fuß von Panama nach Kolumbien zu gehen. Es ist zu diesem Zeitpunkt einer der gefährlichsten Orte der Welt.

Es geht im Kleinbus von Rumänien nach Portugal, 50 Stunden am Stück, 4.000 Kilometer in einem alten Mercedes Sprinter. Er begleitet Talic, der die Strecke regelmäßig fährt, um rumänische Landsleute, die dort Arbeit suchen, dorthin zu bringen.

Gurus in Indien, Stierkampf in Spanien, eine Reise mit der transsibirischen Eisenbahn, dann wieder Pilgern auf dem Jakobsweg, er begleitet Seenomaden in Indonesien und nimmt uns mit auf eine Weltreise von Berlin über Asien nach Australien und Mittelamerika.

Ich weiß nicht, ob ich eine Weltreise empfehlen kann. Ich sehe nach dem Jahr nicht klarer, ich weiß nicht, ob ich zufriedener bin, ob ich weniger oder mehr Zweifel habe. Vielleicht lässt es sich so ausdrücken: Ich glaube, dass nach diesem Jahr die Qualität meiner Zweifel besser ist.<span class="su-quote-cite">Juan Moreno, Glück ist kein Ort</span>

Spanien ist sein fremdes Land, er schreibt mit dem Blick eines Sohns spanischer Einwanderer über das Land und über eine Reise, die er nach einem Interview, das ein spanischer Journalist mit ihm geführt hat. In Thailand ist er vor Ort, als die Kinder aus der Höhle gerettet werden und er spricht mit Mike Tyson. Wir erfahren, wie hart es ist, in Oimjakon, dem kältesten Ort, der ganzjährig bewohnt wird, zu leben und die Einsamkeit der Kälte zu ertragen.

Es sind 17 Reisegeschichten, die zwischen 2005 und 2017 geschrieben wurden und uns mitnehmen in verschiedene Welten.

Wie hat mir das Buch gefallen?

„Glück ist kein Ort“ habe ich 2022 gelesen, es war eines der Bücher, die in der Bücherbar (die Bücherbar ist ein virtueller Buchtreff) zum Thema Reisen vorgeschlagen worden waren und für mich war es eine gute Wahl. Juan Moreno hat einen leicht ironischen Ton beim Schreiben, verliert aber nicht den Respekt vor den Menschen und den Welten, die er bereist. Es gelingt ihm, skurrile Momente einzufangen, so zum Beispiel in der transsibirischen Eisenbahn, wo man als Leserin schon allein von der häufigen Erwähnung des Wodkas betrunken wird.

Er betrachtet sich selbst mit genügend Abstand und weiß natürlich, dass er nur einer der vielen ist, die zum Beispiel auf Kuba so fischen möchten, wie Hemingway es tat. Hemingway, den er beschreibt als einen Mann, der einfach nicht wusste, wohin mit all dem Testosteron. Ich musste lachen, denn war ich doch selbst in San Sebastian und Madrid auf Hemingways Spuren unterwegs. Eine Bar, in der der alte Ernest schon gesoffen hat, wird gleich interessanter.

Mir gefällt, wie es ihm gelingt, Situationen zu beschreiben, Gefühle zu vermitteln und auch die Zweifel und Einsichten, die er auf seinen Reisen gewinnt. Seine Worte treffen auf den Punkt, er erzählt die Geschichten hinter den großen Geschichten. Das macht betroffen wie bei der Rettung der Jungen aus einer Höhle in Thailand oder als er die Situation der Aborigines in Australien beschreibt.

Gleichzeitig schafft er es, Erinnerungen an frühere Reisen zu wecken und dankbar zu sein, für das, was wir hier haben. Ein Buch, dass ich dir empfehle, wenn du eine Reise in Gedanken machen möchtest, zur Urlaubsvorbereitung ist es nicht geeignet.

Und Glück, wie gesagt, Glück ist auch kein Ort. Wenn man sein Leben nicht mag, ist nicht Deutschland daran schuld. Woanders hinfahren bringt in dieser Hinsicht nichts, man hat sich selbst ja doch immer dabei. <span class="su-quote-cite">Juan Moreno, Glück ist kein Ort</span>

Informationen zum Buch
Buchtitel: Glück ist kein Ort
Autor: Juan Moreno
Erscheinungsdatum: 19. Oktober 2021
Verlag: Rowohlt Berlin Verlag
ISBN: 978-3-7371-0131-8

PS: Dieses Buch ist selbst gekauft und ich verlinke auf meine Buchhandlung hier vor Ort in Hohenlimburg, die Hohenlimburger Buchhandlung. Dort kann auch online bestellt werden, was auf jeden Fall eine Alternative zu den großen Online-Händlern ist. #SupportYourLocalBookShop

Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekommen oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.

Die Bücherbar ist ein virtueller Buchtreff, den Mareike Lüken 2020 initiiert hat. Jeden Monat wird ein Monatsbuch zu einem bestimmten Thema ausgewählt und gelesen. Beim nächsten Treffen wird es besprochen und ganz viel über all die anderen Bücher, die in der Zwischenzeit gelesen wurden geredet. Bei Eventbrite kannst du dich über die Termine informieren und dir einen Platz an der Theke sichern. Vielleicht treffen wir uns ja mal dort.

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