Aktualisiert am 2. Dezember 2022 von Antje Tomfohrde
Minimalismus – ein Thema nicht nur für die ersten Tage im Januar, auch wenn das Thema natürlich am Jahresanfang wieder boomt und gefühlt jede*r während der Lockdowns schon aufgeräumt und ausgemistet hat, bietet es sich doch immer mal wieder an, sich damit zu beschäftigen. Minimalismus geht weiter über das Ausmisten und Entsorgen unseres Überkonsums hinaus.
Worum geht es in dem Buch?
Der Titel „Das Minimalismus-Projekt“ lässt ja schon eindeutige Rückschlüsse auf den Inhalt des Buches zu. Es geht um Minimalismus und wie man es schaffen kann, minimalistischer zu leben. Es ist ein Ratgeber, der aufzeigt, wie es möglich ist, sich mehr auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren und weniger Dinge anzuhäufen. Der Autor, Christof Herrmann, führt schon seit Jahren das wohl bekannteste deutsche Blog zum Thema Minimalismus, „Einfach bewusst“ und berichtet dort über seinen eigenen Weg zum minimalistischen Leben. Dort gibt er in zahlreichen Beiträge viele gute Tipps, wie die ein oder andere Sache im Leben minimalistischer gestaltet werden kann.
Im Buch „Das Minimalismus-Projekt“ hat der Autor jetzt 52 Möglichkeiten zusammengefasst, um das Leben leichter zu machen. Er hat diese 52 Möglichkeiten in 52 Kapitel unterteilt, so dass in jeder Woche des Jahres ein Kapitel angegangen werden kann oder man sich die Kapitel heraussucht die gerade besonders interessant sind oder einfach alle Kapitel nacheinander liest und dann schaut, was gerade passt bzw. was man aus dem Buch mit in den Alltag nehmen möchte.
Es geht also nicht nur ums reine Aufräumen und Ausmisten von Dingen und Gegenständen, sondern um das Aufräumen und Ausmisten in so ziemlich allen Lebensbereichen. Was belastet mein Leben, was ist zu viel, was macht es leichter und was brauche ich wirklich für ein erfülltes Leben? Es kann auch ein „ich brauche mehr von etwas“ dabei herauskommen. Bloß ist es ja oft so, dass das „ich brauche mehr von etwas“ durch „das ist mir einfach zu viel“ blockiert wird. Und um diese Blockaden zu erkennen und zu lösen, ist dieses Buch wirklich gut geeignet.
Thematisiert wird natürlich das Aufräumen und Ausmisten von Dingen, aber auch Bereiche wie Multitasking und wie und womit wir unsere Zeit verbringen. Ist das Anhäufen von Gegenständen wirklich befriedigend oder ist es nicht wichtiger, mehr Zeit für die wichtigen Menschen in unserem Leben und für die Dinge zu haben, die uns wirklich Freude bereiten? Christof Herrmann zeigt auf, dass weniger Dinge auch bedeuten, mehr Zeit zu haben, da wir nicht mehr so viel Zeit damit verbringen müssen, uns um diese Dinge zu kümmern. Und es geht jetzt nicht darum, nur noch ganz dogmatisch nicht mehr als 100 Dinge besitzen zu dürfen, sondern für sich herauszufinden, was das eigene Wohlfühllimit ist.
Es gibt zu jedem Bereich ein Piktogram, so dass man gleich weiß, wozu es gehört. Abgedeckt werden die Bereiche „Weniger Stress“, „Weniger Chaos“, „Weniger Geldsorgen“, „Weniger Pflichten“, „Weniger Unzufriedenheit“, „Weniger Umweltbelastung“, „Weniger Fremdbestimmung“ und „Weniger Trägheit“. Anhand dieser Klassifizierung fällt es leicht, sich die Kapitel herauszusuchen, die gerade am interessantesten für einen selbst sind.
Wie hat es mir gefallen?
Ganz minimalistisch geantwortet: sehr gut! Durch die Einteilung in die einzelnen Kapitel (die ich alle nacheinander gelesen habe), ist es einfach, sich genau das herauszusuchen, was gerade wichtig für eine*n ist. „Das Minimalismus-Projekt“ ist nicht dogmatisch, es ist im Hier und Jetzt und geht nicht abgehoben auf eine höhere Ebene oder ins Esoterische. Im Gegenteil, der Autor liefert gute, lebensnahe Beispiele bzw. gibt seine eigenen Erfahrungen weiter.
Es gibt Tipps für ein nachhaltigeres Leben, Tipps für Freizeitbeschäftigungen, die Freude bereiten, auch ohne viel Geld in die Hand nehmen zu müssen. Christof Herrmann liefert Tipps für Familien, die mit ihren Kindern minimalistisch leben möchten und auch Tipps, wie man sich immer wieder selbst daran erinnern kann, dass man gerade dabei ist, die Wohnung wieder vollzustellen. So ein Ratschlag ist zum Beispiel, sich bei Anschaffungen auszurechnen, wie lange man dafür arbeiten müsste und ob die geplante Anschaffung jetzt nötig ist oder nicht (z.B. wenn ich mir das nächste schwarze oder gestreifte Oberteil kaufen möchte).
Ein für mich auch sehr wichtiger Teil ist der, in dem über Multitasking und Singletasking gesprochen wird. Außer beim Fernsehen zu stricken, fällt mir jetzt nicht wirklich viel an, was ich gleichzeitig mit einer anderen Tätigkeit kombinieren kann. Eine der Tätigkeiten wird auf jeden Fall vernachlässigt und sich das immer mal wieder vor Augen zu führen, kann nicht schaden, um am Ende dann durch Konzentration auf eine Sache doch etwas besser geschafft zu haben und dabei wertvolle Zeit für etwas anderes gewonnen zu haben. Letztendlich regt es dazu an, sich auf das zu fokussieren, was einem selbst wichtig ist.
Ich kann das Buch „Das Minimalismus-Projekt“ deshalb wirklich empfehlen, besonders, wenn man gerade darüber nachdenkt, wie man sein Leben etwas leichter gestalten kann, um mehr Zeit für Wichtiges zu gewinnen. Es fängt mit Aufräumen und Ausmisten an und bedeutet am Ende dann doch so viel mehr.
Was sind deine persönlichen Erfahrungen mit Minimalismus?
Autor: Christof Herrmann
Verlag: Gräfe und Unzer Verlag GmbH
Erschienen: 2020
ISBN: 978-3-8338-7359-1
PS: Ganz minimalistisch habe ich mir dieses Buch ausgeliehen, falls ihr es euch kaufen möchtet, besucht doch mal wieder eure Buchhandlung vor Ort oder – falls ihr es online bestellen möchtet und nicht bei einem der großen Online-Shops kaufen möchtet, verlinke ich hier auf meine Stammbuchhandlung, die Hohenlimburger Buchhandlung, denn mir liegt der Erhalt der kleinen Buchhandlungen vor Ort am Herzen. Und falls ihr in Düsseldorf wohnt, empfehle ich euch den Besuch von Anja Urbschats localbook.shop. #SupportYourLocalBookShop
Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekommen oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.
Wenn dich das Thema Konsum bzw. weniger Konsum interessiert, empfehle ich dir „Konsum Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen“ von Carl Tillessen.