Aktualisiert am 12. Juni 2023 von Antje Tomfohrde
„Life Cycle – Wie das Fahrrad Leben verändert“ ist Frank Glanerts Liebeserklärung an das Fahrrad. Durch und durch Fahrradmensch hat der Fahrradblogger das, was das Fahrradfahren für ihn ausmacht, in ein Buch gepackt und Gleichgesinnte zu Wort kommen lassen.
Wovon handelt das Buch?
Frank Glanert schreibt schon lange auf seinem Blog Frankys.Blog über das Fahrradfahren, seine Begeisterung für alles, was mit Fahrrädern, Radverkehr und Fahrradkultur zu tun hat. So war es eine logische Folge, dass er all dies irgendwann in ein Buch packt. So ist es „Life Cycle“ entstanden.
14 Kapitel umfasst das Buch:
- Der Mensch im Mittelpunkt
- Rad fahren hat mein Leben verändert
- Vom Fahrradtag zum Radverkehrskonzept
- Innovation Cycle
- Mein eigenes Blog
- Beteiligung und Partizipation
- Erleben und Bewegung
- Städte für Frauen
- Menschenzentriertes Design
- Fahrradstadt Groningen
- Rotterdam und City at Eyelevel
- Utrecht per Rad
- Biking Budapest
- Mein Traum von einem Radcafé
Frank Glanert lässt zu den einzelnen Themen immer wieder Fahrradmenschen zu Wort kommen. Da gibt es Maya und Bram, die mit dem Liegerad den Nahen Osten erkundeten, Taliah, die Fahrräder in Williamsburg in der Nähe vom Broadway malt, Iserbell Eberlein, die das europäische Netzwerk Women in Cycling ins Leben gerufen hat und viele, viele mehr.
Er stellt Projekte vor, zeigt auf, wie wichtig es ist, etwas auszuprobieren und zeigt, wie es in anderen Ländern aussieht mit der Radinfrastruktur. Seine eigenen Radreisen finden einen Platz und wie die Idee eines Radcafés entstand.
Life Cycle gibt einen Rundumblick zum Thema Radfahren.
Wie hat mir Life Cycle gefallen?
Frank habe ich über Twitter gefunden und er war einer der Sessiongeber des TwitterTeamNRW Mini-Barcamps zum Thema Nachhaltigkeit. Seine Bilder vom Radfahren, von Rädern als Dekogegenstände in seinem Wohnbereich und die Leidenschaft fürs Radfahren begeistern mich. Diese Leidenschaft hat er in seinem Buch „Life Cycle“ rübergebracht.
Es ist ein persönliches Buch, in dem er das Thema Radfahren aus seiner Warte betrachtet. Er geht damit weit über Fahrradfahren als Sport hinaus – man kann sagen, dass er Fahrradfahren lebt, auch wenn sich das merkwürdig anhören mag. Was das Buch für mich auszeichnet, ist der Blick auf die Bedeutung vom Radfahren auf die anstehende Mobilitätswende, die motivierenden Beispiele aus anderen Ländern, die zeigen, was geht und was in Deutschland ganz dringend umgesetzt werden muss.
Allein beim Lesen der Berichte über die niederländischen Städte fiel mir dieser wirklich bescheuerte Witz von früher ein, wo die holländischen Kinder neidisch nach Deutschland gucken, weil dort der Fußballweltmeister der Herren wohnte. Heute blicken wir Deutschen wohl eher neidisch in die Niederlande, wenn wir sehen, was dort an Radinfrastruktur umgesetzt wurde seit den 70er Jahren.
„Life Cycle“ hat aber nicht nur den Fokus auf die großen Projekte, sondern auch auf die kleineren Initiativen vor Ort. Es geht auch um Versuche und ums Scheitern bei diesen Initiativen. Gleichzeitig macht es Lust, sich aufs Rad zu schwingen und los zu radeln.
Das Kapitel „Städte für Frauen“ möchte ich hervorheben, denn Frauen wurden bislang bei der Verkehrsplanung fast immer außen vor gelassen. Die Mobilität von Frauen ist oftmals eine andere und sollte bei der Planung von Verkehrswegen und Mobilitätskonzepten berücksichtig werden. Dabei ist gerade eine gute Radinfrastruktur besonders für Frauen wichtig, Radfahren war schon im 19. Jahrhundert ein Beschleuniger der Emanzipation, ermöglichte es doch eine Erweiterung des Aktionsradius‘.
Der Mensch im Mittelpunkt einer Planung zu einer „City at Eye Level“, ein Herzensthema von Frank, dass ich zu 100 Prozent nachvollziehen und unterstützen kann. Es passt zu den Konzepten der 20-Minuten-Viertel in großen Städten und ergänzt die Menschenzentriertheit zukünftiger Mobilitätsprojekte, die nicht mehr das Auto, sondern wieder uns Menschen in den Vordergrund rücken. Wir brauchen gute Geschichten für die Mobilitätswende und Frank ist einer der Menschen, der solche Geschichten erzählt und vorlebt.
Der wirklich einzige Nachteil an dem Buch ist, dass es kein Inhaltsverzeichnis gibt. Das wünsche ich mir für eine überarbeitete Auflage, in dann hoffentlich auch ein Kapitel über Franks Umsetzung seines Traums vom Radcafé hat.
Alles in allem eine absolute Leseempfehlung, nicht nur für Fahrradfreaks!
Autor: Frank Glanert
Verlag: ISENSEE Verlag Oldenburg
Erscheinungsdatum der deutschen Ausgabe: 11.11.2022
ISBN: 978-3-7308-1961-6
PS: Herzlichen Dank an Frank Glanert, der mir sein Buch „Life Cycle“ als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat! Frank hat ein tolles Blog: Frankys.Blog . Du findest dort weitere Geschichten und Projekte rund ums Radfahren. Auch die aktuellen Termine für Lesungen zu seinem Buch sind auf dem Blog aufgelistet. Auf seinem Instagram Kanal gibt es richtig schöne Bilder, die das Radfahrer*innenherz höher schlagen lassen – es lohnt sich, ihm zu folgen!
Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekomme oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.
Ein weiteres Buch übers Fahrradfahren bzw. über eine Pionierin den Radsports ist „Die Rebellion der Alfonsina Strada“ von Simona Baldelli. Alfonsina war eindeutig eine Frau, die sich aus Leidenschaft zum Radsport über die Konventionen ihrer Zeit hinweg gesetzt hat und so eine der Wegbereiterinnen von Frauen im Radsport wurde. Wenn du dich mit menschengerechter Mobilität beschäftigen möchtest, empfehle ich dir „Autokorrektur“ von Katja Diehl.