Das Moor von Franziska Tanneberger mit Vera Schroeder

Auf dem Bild ist das Buch "Das Moor" von Franziska Tanneberger und Vera Schroeder auf einer hellen, holzähnlichen Fläche abgebildet. Es dient als Headerbild für den Blogbeitrag.

Aktualisiert am 18. Mai 2023 von Antje Tomfohrde

Das Moor – geheimnisumwoben, gefährlich und bislang wenig im Fokus der Öffentlichkeit als ein wichtiges Element, um der menschengemachten Erderwärmung etwas entgegenzusetzen. Eher im Gegenteil: noch immer werden Moorlandschaften entwässert, Torf als Anzuchterde genutzt und zu wenig über die wichtige Rolle dieser nassen Umgebung gesprochen. Franziska Tanneberger hat mit Vera Schroeder ein Buch geschrieben, um diese Informationslücke zu schließen.

Wovon handelt das Buch?

Wovon „Das Moor“ handelt, erklärt schon der Titel. Im Untertitel heißt es dann weiter: „Über eine faszinierende Welt zwischen Wasser und Land und warum sie für unser Klima so wichtig ist“. Das ist schon die Kurzbeschreibung des Buchs.

Natürlich geht es weit darüber hinaus bzw. viel tiefer. Dr. Franziska Tanneberger leitet seit 2015 das Greifswald Moor Centrum. Mit der Wissenschaftsjournalistin Vera Schroeder hat sie dieses Buch über ihr Forschungs- und Herzensthema geschrieben. So beginnt das Buch damit, wie Franziska Tanneberger zum Moor gekommen ist. Sie erklärt, was ein Moor ist und welch große Mengen Kohlenstoff dort gespeichert werden.

Etwa ein Drittel des Kohlenstoffs, der weltweit in den Böden steckt, ist im Moor – obwohl diese nur 4 Prozent der Landfläche der Erde bedecken. Das Moor, Franziska Tanneberger mit Vera Schroeder

Die Frage, wie Moore entstanden sind, wird beantwortet genauso wie der Unterschied zwischen Hoch- und Niedermoor. Was genau ist Torf, welche Pflanzen und Tiere sind im Moor heimisch und was ist eigentlich mit uns Menschen und dem Moor?

Es wird eine Weltkarte der Moore gezeichnet und drei Moorgebiete ausgewählt zur näheren Betrachtung. So ist Indonesien typisch: auf der einen Seite werden immer noch Moorgebiete entwässert und auf der anderen Seite finden Wiedervernässungsprogramme statt.

Im Buch kommen immer wieder „Moormenschen“ zu Wort. Es sind Menschen, die zum Beispiel wie Franziska Tanneberger forschen oder als Bauern Moorflächen bewirtschaften bzw. jetzt überlegen müssen, wie eine andere Art der Bewirtschaftung stattfinden kann, wenn die Böden wieder vernässt werden.

Ein großer Teil des Buches widmet sich den deutschen Mooren. Einmal geht es um die Entwicklung zur heutigen Situation und was verbessert werden kann, schon verbessert wird und welche Fragezeichen es noch gibt.

In der Mitte des Buches gibt es Bilder, die noch deutlicher veranschaulichen, worum es geht, aber auch, wie schön die Moorlandschaften sind.

Moor- und Klimaforschung hängen eng miteinander zusammen und das Buch beschreibt auch die Schwierigkeiten, wie seit Jahrhunderten bestehende Kulturlandschaften wieder so umgewandelt werden können, dass beide Seiten profitieren. Wie wird eine Wiedervernässung durchgeführt, mit wem muss im Vorfeld geredet und geplant werden? Welche Möglichkeiten der „moornahen“ Bewirtschaftung gibt es? Am Ende gibt es eine Auflistung der acht wichtigen Schritte, die jetzt nötig sind, um optimistisch in die Zukunft blicken zu können.

Mein Leseeindruck

Mit „Das Moor“ ist Franziska Tanneberger und Vera Schroeder ein Rundumblick zum Thema Moor geglückt, der es Laien wie mir ermöglicht, es zu verstehen. Es ist so geschrieben, dass ich nicht jeden Satz zweimal lesen muss, es gibt ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen am Ende zum Nachschlagen.

Am Ende ist klar, warum der Erhalt und die Wiedervernässung der Moore so wichtig ist. „Das Moor“ beschreibt die Entwicklung bis in die Jetztzeit und was geschehen muss, damit wir in eine positive Zukunft schauen können. Besonders gut gefällt mir, dass die Sorgen der Moormenschen wie zum Beispiel der Bauern so umfassend erklärt werden. Es wird nach Lösungen gesucht und viel dafür getan, um zu überzeugen, zu begeistern, aufzuklären, damit die nötige Wiedervernässung von allen Parteien mitgetragen wird: „Kooperativ denken statt in Konkurrenz“.

Diesen Ansatz mag ich sehr. Man merkt die Begeisterung für das Moor, diese Liebe zur Natur und den Willen eine Lösung zu finden. Sie nennt Möglichkeiten der Bewirtschaftung, zum Beispiel die Paludikultur und macht es am Beispiel des Schilfs fest. Diesen Anbau gibt es schon seit Jahrhunderten und Schilf wird als Baumaterial genutzt für die Reetdächer.

Und sie macht Mut, denn:

Bis zu 40 Millionen Tonnen CO2 lassen sich jährlich einsparen, wenn wir es schaffen, alle unsere Moore wiederzuvernässen. Das entspricht etwa der Hälfte des CO2-Ausstoßes der gesamten Industrie in Deutschland. Das Moor, Franziska Tanneberger mit Vera Schroeder

Gerade im Hinblick auf die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels ist die Rolle der Moore von einer unbeachteten Statistenrolle auf dem Weg zu einer Hauptrollen. Wer also mehr über diese wichtige Landschaft und ihre Bedeutung für uns erfahren möchte, liegt mit diesem Buch richtig.

Es ist einfach zu lesen, leicht verständlich und transportiert jede Menge Wissen – eine Leseempfehlung!

Informationen zum Buch
Buchtitel: Das Moor
Autorin: Franziska Tanneberger mit Vera Schroeder
Verlag: dtv Verlag
Erscheinungsdatum der deutschen Ausgabe: 16.03.2023
ISBN: 978-3-423-28324-3

PS: Mein Buch ist ein kostenloses Rezensionsexemplar (unbezahlte Werbung), das mir der dtv Verlag zur Verfügung gestellt hat. Herzlichen Dank hierfür!

Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekommen oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.

Wenn dir „Das Moor“ gefallen hat und du an weiteren Büchern zum Thema Klimawandel und was wir dagegen tun können, empfehle ich dir das Buch „Deutschland 2050“ von Nick Reimer und Toralf Staud. Es macht deutlich, was passiert, wenn wir so weitermachen wie bisher, wenig tun oder wenn wir alles Menschenmögliche tun, um das 1,5-Grad-Ziel zu schaffen.

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