Hoch die Hände Klimawende von Gabriel Baunach

Auf dem Bild ist das Buch "Hoch die Hände Klimawende" von Gabriel Baunach. Es ist das Headerbild der Rezension des Buchs.

Aktualisiert am 20. April 2024 von Antje Tomfohrde

Um gegen die menschengemachte Erderwärmung und die Klimakrise anzugehen, müssen wir zusammen daran arbeiten und nicht nur die individuellen CO2-Emissionen senken. Still und leise die Holzzahnbürste zu schwingen und ein veganes Gericht zu kochen, reicht nicht, auch wenn uns der durch ein erdölförderndes Unternehmen entwickelte Fußabdruck das weismachen möchte, um die Schuld auf das Individuum abzuwälzen. Mit dem Konzept des Handabdrucks können wir mehr erreichen, mehr Menschen und eine größere Senkung der CO2-Emissionen. Wie das funktioniert, erklärt Gabriel Baunach in seinem Buch „Hoch die Hände Klimawende“.

Worum geht es in „Hoch die Hände Klimawende“?

„Warum wir mit der Holzzahnbürste nicht die Erderwärmung stoppen – und wo unsere wirklichen Hebel sind“ – das ist in aller Kürze der Kern des Buchs.

Gabriel Baunach beschreibt zunächst einmal seine eigene Reise zum Konzept des Handabdrucks und er erklärt, wie es zum Konzept des Fußabdrucks kam und welche Fußabdruck-Irrtümer es gibt. Er geht der Frage nach dem Klima-Zuschauereffekt nach und beschäftigt sich mit Schuld und Verantwortung in der Klimakrise und warum der Fußabdruck mehr schadet als nützt. Im Zusammenhang mit diesen Themen finden sich Exkurse zu Single Action Bias & Rebound Effekten, Kognitiver Dissonanz und Klimaangst.

Ab Kapitel 6 geht es dann darum, wie es besser gehen kann, wie wir vom Entweder-oder zum Sowohl-als-auch kommen und den privaten, den beruflichen, den gesellschaftlichen und den politischen Handabdruck vergrößern können. Er zeigt auf, welche Möglichkeiten sich uns bieten und im Anhang gibt es noch eine Liste mit weiterführenden Informationsquellen.

Mein Leseeindruck

Die Idee des „handprints“ für nachhaltiges Handeln wurde in Indien geboren und geht auf die damals zehnjährige Srija aus Hyderabad zurück.

„Anders als mit dem Fußabdruck, der üblicherweise angibt, wie viel Schaden man an der Umwelt anrichtet, beziehungsweise wie viel Schlechtes man in der Welt hinterlässt, soll der Handabdruck eine Messgröße für positives und gestalterisches Handeln sein – quasi für das Gute, das man in der Welt bewirkt. Der Handabdruck ist somit ein optimistischer und motivierender Gegenentwurf zum Fußabdruck.“

„Hoch die Hände Klimawende“ von Gabriel Baunach

Es ist ein sehr positives Konzept, das nicht zum Ziel hat, der einzelnen Person ein schlechtes Gewissen zu machen, sondern dazu motivieren soll, andere mit positivem Handeln anzustecken, also zum Beispiel nicht nur selbst vegan zu essen, sondern anzuregen, auch in der Mensa, der Kantine oder gar dem Lieblingsrestaurant veganes Essen anzubieten (letzteres würde so einige Restaurants aufwerten und ihnen mehr Kundschaft liefern). Wenn das Essen lecker ist, werden es immer mehr Menschen essen und so handeln mehr Menschen klimabewusst.

„Meine Handabdruck-Vergrößerung ist die Fußabdruck-Verkleinerung anderer Menschen.“

„Hoch die Hände Klimawende“ von Gabriel Baunach

So kann es auf allen Ebenen weitergeführt werden. Schreibe ich an die Abgeordneten meines Wahlkreises und fordere sie zum Beispiel auf, sich für Klimaschutzmaßnahmen in meiner Heimatstadt einzusetzen (Hagen ist Starkregen- und somit Hochwasser-gefährdet), dann ist das gut, noch besser ist es, wenn ich es schaffe, dass es gleich mehrere Menschen tun oder sich gleich eine große Gruppe zusammentut, um auf die Politik einzuwirken.

Unsere Handabdruck-Hebel sind um ein Vielfaches einflussreicher und wirkungsvoller als unsere individuellen Fußabdruck-Hebel. Und dabei wird die mögliche CO2-Einsparung umso größer, je mehr Menschen man ein klimafreundliches Leben erleichtert, beziehungsweise je höher die Wirkungsebene ist: vom privaten Umfeld über den Beruf und Teile der Gesellschaft bis zu Politik.“

„Hoch die Hände Klimawende“ von Gabriel Baunach

Beim Konzept des Handabdruck kommt es auch auf das an, was jede und jeder Einzelne von uns macht, und gleichzeitig kommt es darauf an, auch andere Menschen davon zu begeistern, welchen Nutzen das Handeln hat, um ein großes Ziel zu erreichen. Besonders gut ist, dass sich das Ergebnis des Handelns berechnen lässt. Nutze ich persönlich also die Bahn, um von A nach B zu kommen, macht das meinen Fußabdruck kleiner. Schaffe ich es, in meinem Unternehmen anzuregen, dass es keine Inlandsflüge mehr gibt, sondern stattdessen auf die Bahn gesetzt wird, multipliziert sich die CO2-Einsparung.

Schwierig wird es, wenn man trotz gutem Handabdruck den Fußabdruck nicht verringert, also zum Beispiel am Wochenende auf eine Balearen-Insel fliegt, weil man ja kein Fleisch mehr isst. Allerdings hat der Handabdruck auch in den meisten Fällen einen positiven Einfluss auf das persönliche Handeln.

Ich mag den positiven Ansatz, den Gabriel Baunach in seinem Buch vermittelt, folgt er auch der Devise „Zusammen ist man weniger allein“, d.h. eine Gemeinschaft Gleichgesinnter gibt noch einmal zusätzlich Schwung und motiviert sich gegenseitig, nicht aufzugeben und zum Beispiel dafür zu protestieren, dass es mehr CO2-senkende Maßnahmen wie ein Tempolimit, Ausbau des ÖPV und ÖPNV, Subventionsabbau bei Dienstwagen oder Steuersenkungen für Gemüse gibt, um mehr Menschen Zugang zu Gemüse überhaupt zu ermöglichen.

In „Hoch die Hände Klimawende“ erklärt Gabriel Baunach wie es überhaupt dazu kam, dass wir alle dem Konzept des Fußabdrucks hinterherhecheln und dabei die großen Themen vernachlässigen, wie zum Beispiel der Frage, wie man den Einfluss der Fossillobby einschränken kann. Klar, wir alle haben Schuld daran, dass so viel CO2 ausgestoßen wird, aber die Schuld liegt nicht nur beim Individuum, wie uns die Fossillobby gerne weismachen möchte, sondern auch bei den Konzernen, die nichts ändern wollen, sondern einfach nur weitermachen wollen wie bisher.

Gut gefallen mir im Buch auch die Exkurse, besonders zum Rebound-Effekt, dem wir vermutlich alle schon einmal erlegen sind. Bloß weil ich zum Beispiel ein Elektro-Auto fahre, sollte ich nicht mehr Kilometer als vorher damit fahren, denn dann wäre ja der Effekt dahin.

Gabriel Baunach verteufelt das Konzept des Fußabdruck nicht, es geht vielmehr um ein Sowohl-als-auch und sich lieber den großen Themen zu widmen als sich im Klein-Klein zu verlieren, die Themen Mobilität, Ernährung und Wohnen bieten sich hier an.

In „Hoch die Hände Klimawende“ gibt es einige praktische Tipps, um den Handabdruck im persönlichen, gesellschaftlichen, politischen und beruflichem Bereich zu vergrößern. So gibt er Tipps zu besseren Gesprächen über das Klimathema, informiert über grüne Geldanlage, wie wichtig ein Arbeitgeber ist, der sich engagiert (wem stelle ich meine Arbeitskraft zur Verfügung?) bzw. wie es möglich ist, selbst im Unternehmen etwas in Bewegung zu setzen oder wie der gesellschaftlich-politische Handabdruck vergrößert werden kann. Ein ganz wichtiger Punkt: jede Wahl zur Klima-Wahl machen, denn unsere Probleme werden größer werden, wenn wir Parteien an die Macht lassen, denen das Klimathema am A… vorbeigeht.

Gabriel Baunach ist mit „Hoch die Hände Klimawende“ ein Buch gelungen, das Lust auf Zukunft, Lust auf mehr Einsatz gegen die Folgen der Erderwärmung zu tun, macht. Von mir gibt es eine ganz klare Lese- und Handlungsempfehlung, denn wir alle können etwas tun!

Informationen zum Buch
Buchtitel: Hoch die Hände Klimawende
Autor: Gabriel Baunach
Erscheinungsdatum: 22.08.2023
Verlag: EMF Verlag
ISBN: 978-3-7459-1842-7
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PS: Mein Buch ist ein kostenloses Rezensionsexemplar (unbezahlte Werbung), welches mir vom EMF Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Darüber habe ich mich sehr gefreut! Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekommen oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.

Du hast „Hoch die Hände Klimawende“ gelesen und suchst jetzt noch mehr Informationen, wie du gut etwas gegen die Klimakrise tun kannst? Dann schau einmal meinen Beitrag „Klimabücher – eine Auswahl (Sachbücher)“ an, dort findest du eine Zusammenstellung von Klimabücher zu unterschiedlichen Themen.

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