Die Liebe an miesen Tagen von Ewald Arenz

Das eBook "Die Liebe an miesen Tagen" von Ewald Arenz auf einem Tolino, der auf einer hellen, holzähnlichen Oberfläche liegt ist auf dem Bild. Das Bild ist das Headerbild zur Rezension des Buches.

Aktualisiert am 16. April 2023 von Antje Tomfohrde

Nach „Alte Sorten“, „Der grosse Sommer“ und „Ehrlich & Söhne“ ist „Die Liebe an miesen Tagen“ ein weiteres Buch, das ich von Ewald Arenz gelesen habe. Es wurde schon vor Erscheinen sehr gehypt, wird es diesem Hype gerecht bzw. konnte es mich so mitreißen wie „Alte Sorten“ und „Der grosse Sommer“?

Worum geht es in „Die Liebe an miesen Tagen“?

Als Clara das Häuschen, das sie liebevoll mit Paul auf Vordermann gebracht hat, verkaufen will, lernt sie den jüngeren Elias kennen. Er ist zu diesem Zeitpunkt noch mit Vera zusammen, hadert aber mit dieser Verbindung.

Warum mussten Beziehungen immer schwierig sein? Warum konnte sie ihn nicht einfach lassen, wie er war?Die Liebe an miesen Tagen, Ewald Arenz

Mit Clara ist gleich die erste Begegnung ganz leicht, sie ist auf einer Wellenlänge. Auch für Clara fühlt es sich gut an. So gut, dass sie sich nicht nur verlieben, sondern auch zusammenkommen. Es könnte also perfekt sein. Clara kommt mit Elias‘ Tochter klar, Elias hilft ihr, ihre demente Mutter einzusammeln, wenn diese ausgebüxt ist und auch mit dem Altersunterschied kommt Clara klar. Und Elias versteht sich mit ihrem Bruder.

Wie locker der Ton zwischen ihnen war. Fast wie mit Jan. Als ob sie sich nicht erst seit Kurzem kennen würden.Die Liebe an miesen Tagen, Ewald Arenz

Perfekt, eigentlich. Aber – es gibt doch noch ein „Aber“. Clara hatte ihren Job verloren und endlich eine fast ideale Stelle gefunden. Nur muss sie für diesen neuen Job nach Hamburg ziehen und alles was so leicht war, wird kompliziert.

Wie hat mir das Buch gefallen?

„Die Liebe an miesen Tagen“ ist sprachlich ganz klar ein Arenz, wie ich ihn mir vorstelle. Aber dieses Mal gibt es für mich ein Aber. Das Buch kippte an einer Stelle für mich und verlor seinen Zauber. Es war mir zu viel Herz und Schmerz und eine Wendung am Ende, die so filmmäßig ist.

Wenn es mit Kapitel 47 geendet hätte, wäre es für mich in Ordnung gewesen. Ein offenes Ende und jede Leserin und jeder Leser hätte sich ein Ende ausdenken können. So war es jetzt für mich ein wenig drüber über der Realität.

Sprachlich ist es auf jeden Fall sehr, sehr schön und Ewald Arenz schafft es, nicht nur seine Hauptpersonen gut ausschauen zu lassen, sondern gibt auch Einblick in das Seelenleben der Nebenpersonen. Dies rundet die Geschichte insgesamt ab, denn für die Erzählung ist auch wichtig, wie sich zum Beispiel die Exfreundin von Elias fühlt, was Claras Bruder für eine Bedeutung hat und die Eltern Claras.

Es gelingt dem Autor besonders im ersten Drittel des Buches eine Leichtigkeit und gleichzeitig auch Tiefe in die Geschichte zu bringen, die es mir eventuell so schwer macht, das Ende zu verstehen. Er kleidet die Figuren liebevoll aus, füllt sie mit Zweifeln, mit Gedanken und lässt sie so lebhaft vor dem inneren Auge entstehen. Zwischendurch gibt es Sätze, die mich ein wenig den Kopf haben schütteln lassen und dann fiel mir sofort jemand ein, der so etwas hätte sagen können.

Aber bei Clara … man sah, dass sie sich nie hatte gehen lassen.
Die Liebe an miesen Tagen, Ewald Arenz

Was für ein Satz! Tja, er muss mir nicht gefallen. Ein „sie hatte sich gut gehalten“ hätte gereicht, wenn das Alter Claras denn doch so thematisiert werden muss. Sie ist älter als Elias, okay, aber spielt es immer noch eine so große Rolle, dass sie dann auch noch super in Schuss ist (für ihr Alter)?

Würde das in einem Roman über einen Mann in ihrem Alter, der sich in eine Frau in Elias‘ Alter verlieben würde, eine Rolle spielen? Vermutlich nicht. Allerdings leben wir immer noch in einer Gesellschaft, die so denkt, fühlt und lebt und Ewald Arenz tut das auch. Entweder spiegelt er es in seinem Buch oder er ist wie ich einfach nur ein Mensch um die 50, dem das gar nicht so auffällt, weil es immer noch so ist. Wer weiß?

„Die Liebe an miesen Tagen“ ist ein Buch für den Urlaub, ein verregnetes Wochenende auf der Couch und für Menschen, die sich nicht scheuen, auch ein wenig Kitsch zu zulassen. Und damit ist meine Frage vom Anfang auch beantwortet.

Fall du es schon gelesen hast, wie hat dir „Die Liebe an miesen Tagen“ gefallen?

Informationen zum Buch
Buchtitel: Die Liebe an miesen Tagen
Autor: Ewald Arenz
Verlag: DuMont Buchverlag, Köln
Erscheinungsdatum der deutschen Ausgabe: 16.01.2023
ISBN eBook: 978-3-8321-8277-9

PS: Mein eBook ist ein kostenloses Rezensionsexemplar, welches mir vom DuMont Buchverlag über NetGalley zur Verfügung gestellt wurde. Herzlichen Dank hierfür!

Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekomme oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.

„Alte Sorten“ und „Der grosse Sommer“ sind zwei Bücher von Ewald Arenz, die mir unglaublich gut gefallen haben. Vielleicht sind sie ja auch etwas nach deinem Geschmack?

4 Kommentare

  1. Bettina Charlotte Belker

    Liebe Antje Tomfohrde,
    Ihre Rezension unterschreibe ich zu 100%.
    Und als ältere Frau und gendersensibel, bin ich über die selbe Stelle gestolpert.
    Und ich lese die Bücher von Ewald Arenz mit Genuss.
    Ihnen viele, vergnügliche Lesestunden!

      • Teresa Prothmann

        Liebe Antje Tomfohrde,
        Auch mir geht es so – nicht nur an dieser Stelle des Buches.
        Für mich könnte dieser Roman – von den sms und Alltagsdetails einmal abgesehen – aus dem Deutschland der 80er Jahre stammen. Bidere Beobachtungen werden verziert und verkischt, flachen Dialogen eine inexistente Tiefe zugesprochen. Das Buch erinnert an ein Drehbuch für eine deutsche Vorabendserie. Was mich weiters irritiert, ist, dass der Autor auffallend oft „spöttisch“ und „Spott“ verwendet, wenn er den Tonfall der Protagonistin beschreibt. Vielleicht meint er „ironisch“, „augenzwinkernd“, oder „humorvoll“, aber diese immer wiederkehrende Wortwahl gibt Clara einen so unsympathischen Zug, dass die großen Gefühle irgendwann einfach untergehen. Dieses Buch hinterlässt nicht das Gefühl, etwas über den Aufbruch in ein lebendiges Leben gelesen zu haben. Jedoch ist es eine Abfolge von Klischees in einem veralteten Weltbild, teilweise mühevoll verkitscht, oder auch ganz trocken – das ganz klar aufzeigt, wie tief der Sexismus in unserer Gesellschaft sitzt. Da hilft auch die verlegene Anekdote des Tochter-Outings nicht wirklich weiter.

        • Liebe Teresa,
          vielen Dank für deine Meinung zum Buch! Dass mit dem „Spott“ ist mir gar nicht so aufgefallen, aber es passt. Der Autor schreibt wohl wieder an einem weiteren Buch, ich hoffe, dass er dort wieder zur Form von „Alte Sorten“ zurückfindet, für mich sein bestes Werk bislang.
          Liebe Grüße
          Antje

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