Als wir Vögel waren von Ayanna Lloyd Banwo

Auf dem Bild ist das Buch Als wir Vögel waren von Ayanna Lloyd Banwo auf einem hellen, holzähnlichen Hintergrund abgebildet. Es ist das Headerbild für den Leseeindruck des Buchs.

Aktualisiert am 26. Februar 2024 von Antje Tomfohrde

übersetzt von Michaela Grabinger

„Als wir Vögel waren“ ist ein Roman, der in der Welt der Lebenden und der Toten auf Trinidad spielt. Es geht um Liebe und darum, wie sehr die Vorfahren unser Leben bestimmen können.

Wovon handelt „Als wir Vögel waren“?

„Du musst wissen, es gab eine Zeit vor der Zeit“, sagt Granny Catherine und zieht ihre Enkeltochter Yejide näher an sich, „das ist wichtig.“ So beginnt Ayanna LLoyd Banwo die Geschichte, die ihr Roman „Als wir Vögel waren“ erzählt. Granny Catherine zieht Yejide in den Bann der Geschichte und führt die Leserinnen und Leser zur Grundlage des Buches.

Die Geschichte Emmanuels, dem zweiten Hauptcharakter des Buches, beginnt damit, dass er sich nach Port Angeles aufmacht. Er braucht Geld und einen Job findet er nur dort. Dieser Job bedeutet für ihn, dass er sich von so ziemlich allem abwenden muss, an was er bislang geglaubt hat. Er wird auf einem Friedhof als Totengräber arbeiten, unvorstellbar für ihn als Rastafari, denn Rastas hüten sich vor den Toten.

Und vielleicht macht genau das einen zum Mann. Dinge tun, die man sich nie hätte vorstellen können, schwere Entscheidungen treffen, wo es nur schwere Entscheidungen gibt.Ayanna Lloyd Banwo, Als wir Vögel waren

So beginnt die Geschichte und erst einmal haben beide Hauptfiguren mit sich selbst zu tun, obwohl ihre Leben sich von Anfang an miteinander verweben. Emmanuel muss sich damit abfinden, dass seine Mutter keinen Kontakt mehr zu ihm haben möchte, lernt die Geschäfte der Totengräber kennen, die mehr an Mafia denn an Menschen erinnern, die Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten. Auch ist er immer auf der Suche nach seinem Vater, den er nie richtig kennengelernt hat.

Sie kennt ihre Mutter nur aus Momenten, die anderen galten – ein flüchtiger Blick durch eine halb geöffnete Tür, ein Gesprächsfetzen, den sie nicht hätte mitkriegen sollen.Ayanna Lloyd Banwo, Als wir Vögel waren

Yejide muss sich auf ihre zukünftige Rolle vorbereiten und eine nie zu Ende geführten Auseinandersetzung mit ihrer Mutter und ihrer Vergangenheit stellen. Will sie wirklich das Erbe ihrer Mutter und ihrer Ahninnen antreten? Als sie zum Friedhof kommt, um die Beerdigung ihrer Mutter zu besprechen, trifft sie auf Darwin und der Funken springt über, die Liebesgeschichte beginnt und gleichzeitig eine spannende Geschichte, denn es ist nicht alles ganz echt auf dem Friedhof, merkwürdige Dinge geschehen.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Vom ersten Satz an hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen. Ich fühlte die Spannung mit Yejide auf dem Schoß ihrer Großmutter und die innere Zerrissenheit Emmanuels, der sich von allem abwenden musste, als er sich dafür entschied, den einzig verfügbaren Job anzunehmen.

„Als wir Vögel waren“ beginnt wie ein Märchen und baut immer wieder Elemente ein, die die tiefe Verbindung zwischen der Welt der Geister und der Lebenden deutlich machen. Die beiden Hauptcharaktere sind Gefangene in ihren Traditionen und sowohl Yejide als auch Emmanuel haben einen inneren Befreiungskampf auszufechten ohne sich selbst dabei verlieren zu wollen.

Ayanna Lloyd Banwo nutzt die Landschaft und das Wetter, um die Geschehnisse und die Gefühle zu verstärken. Es zieht ein Sturm auf, als Yejides Mutter stirbt. Ein Sturm ist auch das, was in Yejide tobt, sie muss sich entscheiden. Dadurch wird die Geschichte noch dichter und die Gefühle noch greifbarer.

Gleichzeitig kommt durch die illegalen Geschäfte auf dem Friedhof eine ganz reale Spannung in das Buch. Beim Lesen spürt man die Spannung, die in der Luft liegt, man möchte den Atem anhalten und hofft, dass es gut ausgeht. Ein Buch auf mehreren Ebenen gut erzählt, das ist es. Auch habe ich mehr über die Rastafari gelernt, über die ich vorher einfach kaum etwas wusste.

„Als wir Vögel waren“ erzählt eine magische Geschichte, es hat etwas von Magie und gleichzeitig erzählt es die Geschichte von zwei jungen Menschen, die ihren eigenen Platz im Leben suchen, die unabhängig sein möchten, ohne dabei ihrer Familie zu entsagen.

Ich habe das Buch unglaublich gerne gelesen, erinnerte es mich ein wenig an die Geschichten und die Art wie Gabriel García Márquez seine Geschichten ausbreitete. Es ist im Hier und Jetzt und gleichzeitig auch woanders. Ein ganz wunderbares Buch!

Informationen zum Buch
Buchtitel: Als wir Vögle warenk
Autorin: Ayanna Lloyd Banwo
Übersetzerin: Michaela Grabinger
Erscheinungsdatum: 26. April 2023
Verlag: Diogenes Verlag
ISBN: 978-3-257-07224-2

PS: Mein Buch ist ein kostenloses Rezensionsexemplar (unbezahlte Werbung), welches mir vom Diogenes Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Herzlichen Dank hierfür! Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekommen oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.

Wenn dir dieses Buch gefallen hat, könnte das Buch „Junge mit schwarzem Hahn“ von Stefanie vor Schulter etwas für dich sein. Oder natürlich die Bücher von Gabriel García Márquez, mein Lieblingsbuch von ihm ist „Hundert Jahre Einsamkeit“.

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