Vom Ende eines Sommers von Melissa Harrison

Buchcover des Buchs "Vom Ende eines Sommers" von Meslissa Harrison

Aktualisiert am 11. Juli 2021 von Antje Tomfohrde

„Vom Ende eines Sommers“ hört sich nach einem ruhigen Buch über das verschlafene Landleben im England um 1933 an. Die Ankunft der Journalistin Constance FitzAllen auf ihrem leuchtend roten Fahrrad leitet zumindest für die 14jährige Edie einen neuen Lebensabschnitt ein.

Wovon handelt das Buch?

England im Jahre 1933 – ein Land zwischen zwei Weltkriegen. Die Folgen des ersten Weltkriegs sind noch deutlich spürbar und das Land leidet unter der Weltwirtschaftskrise. Edie, 14, lebt mit ihrer Familie auf einer Farm in einem kleinen Ort in Suffolk und hat gerade die Schule abgeschlossen. Dort war sie eine Art Außenseiterin, immer die Nase in einem Buch und dadurch ein wenig anders als die anderen in ihrer Klasse.

Ich war ein merkwürdiges Kind, das sehe ich heute – ganz sicher nach den stoischen, alltagsorientierten Maßstäben der Bauersleute dort. Ich vertiefte mich lieber in Bücher, als dass ich mit anderen Kindern spielte, und wurde oft von meinen Eltern gescholten, weil ich die mir aufgetragenen Dinge nur halb erledigte, abgelenkt durch die reichere, lebendigere Welt in meinem Kopf.<span class="su-quote-cite">Vom Ende eines Sommers, Melissa Harrison</span>

Eines Tages kommt die Journalistin Constance FitzAllen ins Dorf, um Recherchen für ihre Artikel über das Landleben durchzuführen. Edie freundet sich mit ihr an und bewundert sie am Anfang sehr. Doch Constance scheint nicht ganz so zu sein, wie sie auf den ersten Blick erscheint.

Gleichzeitig erlebt man mit, wie Edie in dieser Zeit erwachsen wird und wie ihre Familie durch die Weltwirtschaftskrise gebeutelt ist und welche gesellschaftlichen Einschränkungen es gerade im Leben der Frauen in jener Zeit noch gab.

Wie hat mir „Vom Ende eines Sommers“ gefallen?

„Vom Ende eines Sommers“ war die dritte Gemeinschaftslektüre der Instagram-Leseaktion #GemeinsamMitlesen und mein erster Buddyread. Meine Buddyread Partnerin war Franziska von Buechertatzen und es hat mir sehr viel Freude gemacht, mich mit Franziska zum Buch auszutauschen.

Melissa Harrison wird zu Recht für ihre wunderbaren Naturbeschreibungen gelobt und es macht Freude, ihr dabei zu folgen. Allerdings plätschert die eigentliche Geschichte oft nur vor sich hin und es wird nur wenig Spannung aufgebaut, obwohl hierfür viel Potential vorhanden ist. Man erfährt viel über den Alltag auf dem Land und den Herausforderungen vor denen Edies Familie stand. Der technische Fortschritt hat schon Einzug gehalten und erleichtert die schwere Landarbeit.

Da bildet eine Constance mit ihren Ansichten einen interessanten Kontrapunkt, da sie gleichzeitig emanzipiert auftritt und konservative Ideen vertritt. Es wird schon relativ früh klar, dass mit ihr irgendetwas nicht ganz koscher ist, allerdings nicht, was sie wirklich von den Dorfbewohnern möchte. Für Edie ist sie erst einmal eine Art schwesterliche Freundin, die sie dringend braucht, da ihre Schwester seit ihrer Hochzeit nicht mehr bei der Familie lebt und sie sonst nur sehr wenige soziale Kontakte hat.

Einer dieser Kontakte ist der Nachbarssohn Alf Rose, der sie bedrängt und ihr in einer Art nachsteigt, die mir Bauchschmerzen bereitet hat. Und an dieser Stelle merkt man, in welch einer schwierigen Situation sie sich befindet. Eine Frau hatte zu dieser Zeit immer noch eine ganz bestimmte Rolle zu erfüllen und konnte nicht einfach aus dieser Rolle fliehen. Bezeichnend fand ich diesen Satz:

Das Land ist wie eine Frau, John, hatte ich meinen Vater einst sagen hören. Vielleicht liebst du es, aber es muss produktiv sein. Es tut ihm nicht gut, so lange brach zu liegen.<span class="su-quote-cite">Vom Ende eines Sommers, Melissa Harrison</span>

Man merkt, dass Edies Mutter ein anderes Schicksal für ihre Tochter möchte und Melissa Harrison lässt vieles leider nur anklingen, so dass es ein sehr harter Schnitt zum Ende hin wird und nicht ganz zur vorher erzählten Handlung passen will. Es ist nachvollziehbar, was passiert und klar, dass für Edie eine ganz andere Umgebung gut gewesen wäre, doch fehlen mir in der Handlung mehr Hinweise darauf und es werden am Ende nicht alle Enden so zusammengeführt, wie es in meinen Augen sinnvoll gewesen wäre.

Es ist eindeutig ein Buch für Naturliebhaber, ein eher ruhiges Buch, was ich gerne mag, aber für mich fehlte noch ein wenig mehr. Sehr viel Freude hat mir der Austausch mit Franziska bereitet und auch der Austausch unter #GemeinsamMitlesen. Es kann nicht jedes Buch zu hundert Prozent jedermanns Geschmack treffen, dies wäre auch langweilig. Durch diese Leseaktion habe ich Input bekommen, den ich sonst nicht bekommen habe und gerade die unterschiedlichen Sichtweisen auf ein Buch helfen, es besser zu verstehen.

Lasst gerne einen Kommentar hier und berichtet, wie ihr das Buch empfunden habt.

Informationen zum Buch
Buchtitel: Vom Endes eines Sommers
Autorin: Melissa Harrison
Übersetzer: Werner Löcher-Lawrence
Verlag: Dumont Verlag
Erschienen: 2021
ISBN: 978-3-8321-8152-9

Mein Buch ist ein kostenloses Leseexemplar, das mir im Rahmen der Leseaktion #GemeinsamMitlesen vom Dumont Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Hierfür bedanke ich mich herzlich! Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekomme oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.

Wenn dir dieses Buch gefallen hat, empfehle ich dir „Die Beichte einer Nacht“ von Marianne Philips.

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