Aktualisiert am 14. April 2021 von Antje Tomfohrde
Dass Sport eine gute Hilfe sein kann, hört und liest man ja immer mal wieder. So ist es auch in „Laufen“ von Isabel Bodgdan.
Wovon handelt das Buch?
Long story short: Eine Frau läuft sich zurück ins Leben. Nach dem Selbstmord ihres Lebensgefährten möchte die Erzählerin des Romans eigentlich nur noch Davonlaufen, nicht ankommen oder irgendwo bleiben, sie möchte weglaufen. Da das aber nicht so einfach geht, beginnt sie wieder mit dem Laufen, was sie seit langer Zeit nicht mehr gemacht hat.
Isabel Bogdan beschreibt den Weg zurück in die Normalität bzw. in ein Leben, dass der Normalität recht nahe kommt. Nach dem Selbstmord ihres Lebensgefährten, der an einer Depression erkrankt war, findet die Protagonistin verständlicherweise nur schwer wieder zurück in einen Alltag. Irgendwann schafft sie es, die Laufschuhe zu schnüren und läuft los. Erst läuft sie nur weg und fühlt nur ihren vom Laufen schmerzenden Körper.
Irgendwann kommt dann ein Umschwung und das Laufen gibt ihr die Möglichkeit, auch im Kopf bzw. in ihrem Inneren etwas zu bewegen. Sie kommt Schritt für Schritt zurück ins Leben, unterstützt von einer guten Therapeutin und von einer lieben Freundin, die einfach intuitiv das Richtige macht. Die Runden werden immer länger und der Körper schmerzt immer weniger. Es ist Kraft für mehr als bloßes Überleben da. Sie lässt ihr vergangenes Leben mit ihrem Lebensgefährten Revue passieren und verarbeitet nicht nur den Selbstmord, sondern auch viele andere Themen, die in zehn Jahren Beziehung auflaufen.
Wie hat es mir gefallen?
Das Buch habe ich mir einzig und allein wegen des Titels gekauft, da ich so gerne laufe (im Moment gerade nicht, aber hoffentlich im Laufe des Jahres wieder). Dann habe ich erst realisiert, um was es im Buch geht und das Buch ist ein bisschen im Regal gereift, bis jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war, es zu lesen.
Und es hat sich gelohnt. Die Geschichte der Erzählerin bewegt, aber nicht so, dass es vor Kitsch trieft, sondern Isabel Bogdan beschreibt diesen Kummer, den Schmerz auf so eine selbstverständliche Art und Weise, dass es mich ganz tief im Inneren berührt hat. Am Anfang waren die Sätze unendlich lang, das Ein- und Ausatmen beim Laufen wurde als schnell beschrieben und im Laufe des Lauffortschritts wurde die Atmung ruhiger, langsamer und auch die Sätze wurden kürzer. Die Erzählung im Ganzen war so realistisch, die Trauerphase, die Wutphase und die Phase, in der aufgearbeitet wurde und parallel die Verbesserung beim Laufen.
Dies und der feine Witz im Buch hat mir sehr gut gefallen und natürlich, dass es auch wirklich irgendwie doch ums Laufen geht. Nämlich darum, welch gute Wirkung das Laufen haben kann. Wie gut es tun kann und welch große Hilfe es sein kann, um den Kopf frei zu bekommen, um die Gedanken zu sortieren. Alles in allem ein Buch, dass ich wirklich empfehlen kann. Es ist mal wieder eines der leisen Bücher, die ich so mag.
Autorin: Isabel Bogdan
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-462-05349-4
PS: „Laufen“ habe ich selbst in der Hohenlimburger Buchhandlung gekauft und meine Leseempfehlung ist unbezahlte Werbung. Mit der Buchhandlung verlinke ich, um den stationären Buchhandel zu unterstützen. #SupportYourLocalBookstore
Wenn dir dieses Buch gefallen hat, empfehle ich dir auch „Weihnachtshaus“ von Zsusa Bánk.