Hard Land von Benedict Wells

Buchcover Hard Land

Aktualisiert am 15. Oktober 2023 von Antje Tomfohrde

„Hard Land“ ist der neue, lang ersehnte Roman von Benedict Wells. Es geht um Sommer, erste Liebe und Erwachsenwerden, den Tod eines Elternteils als junger Mensch zu verarbeiten – ein Spagat zwischen Leichtigkeit und einem Verlust, der einen an allem zweifeln lassen kann. Gelingt es Benedict Wells, dies umzusetzen?

Inhaltsbeschreibung

Grady, Missouri im Sommer 1985. Sam steht ein unendlich langweiliger und schrecklicher Sommer bevor – seine Eltern wollen ihn für die Ferien nach Kansas zu seinen beiden Cousins schicken, damit er nicht allein ist. Er kann gut auf die Gesellschaft der zwei verzichten, denn beim letzten Mal haben sie ihm das Leben zur Hölle gemacht. Also sucht er sich einen Sommerjob im Kino, um dieser Tortur zu entgehen und eventuell auch um die hübsche Tochter des Kinobesitzers näher kennenzulernen.

Sam beginnt seine Arbeit im örtlichen Kino, lernt außer der coolen Kirstie noch Cameron und Hightower kennen, die auch im Kino arbeiten und wird ganz langsam Teil dieser Gemeinschaft. Er erlebt Eifersucht, das Gefühl, doch nicht dazu zu gehören. Er erlebt aber auch Partys, das erste Party-Herumgeknutsche, Alkohol, Joints, das Gefühl von Leichtigkeit und die erste Liebe. Sam, der mit seinen fast 16 Jahren hauptsächlich die Angst um seine Mutter und das Gefühl, ein Außenseiter zu sein, kannte, genießt dieses Gefühl, aber über allem hängt wie ein Damoklesschwert die Krankheit seiner Mutter und ihr Tod.

In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb.<span class="su-quote-cite">Benedict Wells, Hard Land</span>

Wie hat mir „Hard Land“ gefallen?

Dieses Mal ist die Frage nicht einfach zu beantworten. Ich hatte mich total auf dieses Buch gefreut, da ich den Stil Benedict Wells‘ mag und auch die Geschichte klang interessant. Ich lese gerne Bücher, die sich mit dem Erwachsenwerden beschäftigen und wenn sie dann auch noch in der Zeit spielen, in der ich selbst jung bzw. an der Schwelle zum Erwachsenenalter war, umso lieber. Die Grundvoraussetzung war also gegeben.

Beim Lesen des Buches hat mich sehr schnell die Krankheit von Sams Mutter getriggert. Auch meine Mutter erkrankte in dieser Zeit an Krebs und in mir sind viele Erinnerungen an diese Zeit hochgekommen und auch die Zeit vor ihrem Tod und auch Erinnerungen an eine Freundin, die in ungefähr dem Alter von Sams Mutter war und nicht mehr erleben konnte, wie ihre Kinder erwachsen werden.

Das Allerschlimmste waren nämlich nicht die Unsicherheit oder die Kontrollen oder Operationen. Nein, das Allerschlimmste war das jahrelange Warten: auf einen Rückfall … auf eine wundersame Heilung … auf das Ende.<span class="su-quote-cite">Benedict Wells, Hard Land</span>

Das Zitat trifft es ganz gut und dadurch konnte ich das Buch nicht in einem Rutsch lesen, sondern musste häufiger pausieren. Das kann passieren und wird vermutlich auch noch bei anderen Büchern passieren. Gleichzeitig ist es auch gut, dass so etwas passiert, dadurch kann ich mich noch einmal damit auseinandersetzen und auch an die schönen Momente denken und dankbar dafür sein.

Was mir auch erst schwer fiel, war die Darstellung der 80er Jahre, sie passt nicht sehr mit meiner Erinnerung an diese Zeit zusammen. Ich habe auch Bruce Springsteen und Billy Idol gehört und diese schrecklichen Sachen getragen, aber das war es auch schon. Für mich waren auch endlose Sommer im Freibad dabei und ganz andere Erlebnisse.

Nachdem Anschauen des wirklich gut gemachten Trailers zum Buch und des Interviews mit Wells wurde mir klar, dass das einfach seine Vorstellung der Zeit ist. Er hat gar nicht so sehr versucht, diese Zeit genau nachzubilden, sondern seine Gedanken dazu. Und dann passt das auch wieder. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf konnte ich mich dann auch mehr auf die schöne Sprache konzentrieren und die Geschichte auf mich wirken lassen.

Es ist nicht der tiefe Sinn oder Anspruch des Autors, die 80er Jahre genau abzubilden, sondern sein Gefühl davon und das ist ihm gelungen, auch wenn es nicht mein Gefühl ist. Er hat die Zweifel, die Lebenslust, die Angst und die Trauer Sams und die Beziehung zu seinen Eltern so gut beschrieben und das ist der Sinn dieser Geschichte. Wo und wann sie spielt, ist dann letztendlich egal, denn das, was bewegt, ist bei mir angekommen und bewegt hat es mich sehr.

Informationen zum Buch
Buchtitel: Hard Land
Autor: Benedict Wells
Verlag: Diogenes Verlag
Erschienen: 2021
ISBN: 978-3-257-07148-1

Mein Buch ist ein kostenloses Leseexemplar, welches mir über NetGalley vom Diogenes Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Herzlichen Dank dafür!

Ein weiteres Buch über das Erwachsenwerden ist „Dings oder morgen zerfallen wir zu Staub“ von Roman Markus. Vielleicht gefällt es dir ja auch so gut, wie es mir gefallen hat.

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