Aktualisiert am 9. Juni 2021 von Antje Tomfohrde
Was wäre gewesen wenn? Warum ist es so gekommen, wie es gekommen ist? Das sind die großen Fragen, denen sich Kat und Easy nach einem halben Jahrhundert auf der Insel Kreta stellen und zurück in das Jahr 1973 reisen.
Wovon handelt das Buch?
1973 war das Jahr der Freundschaft von Kat und Easy und es war das Jahr, in dem diese Freundschaft zerbrach. Nach einem halben Jahrhundert treffen die beiden Frauen sich wieder und ergründen gemeinsam, wie es kommen konnte, dass das, was so schön war, kaputt ging.
Die Reise geht in den Süden Kretas, wo Easy ein etwas heruntergekommenes Haus hat. Kat fliegt aus Hamburg dorthin, nachdem sie eine Nachricht von Easy auf ihrem Blog entdeckt hat. Die beiden Frauen stellen sich nicht sofort der Vergangenheit, sie sprechen nicht sofort über das Jahr 1973, das ihr Jahr werden sollte mit allem, was in den 70er Jahren so dazu gehörte, Sex, Drugs & Rock’n’Roll. Erst einmal feiern sie griechische Ostern, trinken zu viel griechischen Rotwein, Raki und Bier, liegen drogenbeseelt am Kieselstrand und lassen die Vergangenheit nur zwischen den Zeilen Revue passieren. Dann kommt eine Person aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit auf die Insel und Kat und Easy stellen sich endlich der Frage, warum sie ihre Zeit mit Fripp so unterschiedlich in Erinnerung haben.
Wie hat es mir gefallen?
Schon der Einstieg ins Buch ist vielversprechend:
Die Handlung findet an zwei Orten statt, auf Kreta spielt die Gegenwart und im kleinen Provinzort Laustedt wird die Vergangenheit erzählt. Kat ist die Coole und Easy die Hübsche, Brave, die aber nicht weiß, wie sie auf andere wirkt. Gemeinsam wollen sie 1973 durchstarten. Auf Kreta treffen dann die Vergangenheit und die Realität zusammen. Dieser Mix von Vergangenheit und Gegenwart, vom jungen und alten Ich der Hauptpersonen und dem Geheimnis um Fripp macht den Charme dieses Buchs aus. Aber auch die Spuren, die das abrupte Ende der Freundschaft, im Leben der beiden hinterlassen hat, sind deutlich sichtbar.
Es ist ein Buch, das gelungen mit Klischees aus den 70er Jahren spielt, Altbekanntes wieder hochkommen lässt wie das unabdingbare Mixtape und cool auf Feten abhängen und Bier trinken, obwohl es eklig schmeckt. Dann gibt es diesen einen coolen Typen, der auch noch Hesse liest und schon älter ist und dann noch zwei Mädchen. Perfekt inszeniert und die Spannung wird bis zum Schluss gehalten. Parallel kann man nachlesen, wie das Leben der beiden Protagonistinnen verlaufen ist und was sich auch nach all den Jahren immer noch nicht geändert hat und wie sehr Vergangenheit das Jetzt prägen kann.
Einen kleinen Wermutstropfen hat die Geschichte für mich allerdings. Ich hätte mir gewünscht, wenn auch die Rolle der Eltern ein wenig mehr von Kat in ihren Rückblicken beleuchtet worden wäre. Sie finden immer wieder einen kurzen Platz, aber der Einfluss, den auch sie auf die ganze Entwicklung hatten, kommt ein wenig zu kurz aus meiner Sicht. Gleichzeitig ist dies aber auch ein gutes Stilmittel, denn so wird dieses abrupte Ende der Freundschaft noch mehr betont. Denn auch die Elternhäuser der beiden Mädchen haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Geschichte.
Neben der Geschichte selbst haben mich die Beschreibungen Kretas begeistert, denn wie Susann Pásztor den unglaublich windigen Süden der Insel beschreibt, die erste Begegnung mit dem dortigen Raki und den Kieselstrand haben mich direkt dorthin versetzt und sich mit meinen eigenen Erinnerungen vermischt. Dies hat das Lesen dieses Buchs für mich zu einer doppelten Freude gemacht.
Insgesamt ist „Die Geschichte von Kat und Easy“ ein Buch, das ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann.
Autorin: Susann Pásztor
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erschienen: 2021
ISBN: 978-3-462-05281-7
Mein Buch ist ein kostenloses Rezensionsexemplar, welches mir über NetGalley vom Verlag Kiepenheuer & Witsch zur Verfügung gestellt wurde. Hierfür bedanke ich mich recht herzlich!
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