Aktualisiert am 30. Juni 2021 von Antje Tomfohrde
Die „Eleganz des Igels“ spielt mit den Vorurteilen: Ein typisches Wohnhaus mit acht Luxuswohnungen in Paris, in dem die 12jährige Paloma mit ihrer Familie wohnt. Im Haus gibt es selbstverständlich auch eine Concierge, die 54jährige Renée und ihren Kater. Doch Renée ist keine typische Concierge, genauso wie Paloma keine typische 12jährige ist.
Wovon handelt das Buch?
„Die Eleganz des Igels“ spielt in Paris in einem typischen Stadtpalais mit acht luxuriösen Wohnungen und den Bewohnern, die man dort so erwartet, reich, studiert, gelangweilt und ihrer gesellschaftlichen Schicht verpflichtet. Genauso wie es eine Concierge in einem solchen Haus geben muss, die den ganzen Tag den Fernseher laufen hat, eine Katze besitzt und eher wortkarg bis unfreundlich ist. In diese Rolle schlüpft Renée jeden Tag aufs Neue und macht auf eher trivial interessiert. Denn sie führt ein Doppelleben, nach außen gibt sie die eher tumbe Concierge und in Wirklichkeit beschäftigt sie sich mit Literatur, Philosophie und Kunst.
Bei der 12jährigen Paloma verhält es sich ein wenig anders. Auch sie ist viel schlauer als der Großteil ihrer Alterskolleginnen und sie hat beschlossen, sich an ihrem dreizehnten Geburtstag umzubringen, um gar nicht erst in die verlogene Erwachsenenwelt einzutreten.
Kein Wunder also, dass die beiden sich finden und eine tiefe Zuneigung zueinander entwickeln.
Paloma beschreibt Renée so:
Renée über Paloma:
Und dann zieht eines Tages Monsieur Ozu ein und alles wird anders.
Wie hat mir „Die Eleganz des Igels“ gefallen?
Ein herrliches Buch! Ich habe fast einen halben Monat gebraucht, um es zu lesen. Und das hat nicht daran gelegen, dass es mich gelangweilt hat – im Gegenteil! Es spielt so schön mit den Klischées und nimmt so ziemlich jedes Vorurteil auf, dass man sich in Bezug auf eine Concierge und die typischen Bewohner eines Stadtpalais vorstellen kann. Muriel Barbery überzeichnet die Charaktere, aber es geht niemals ins Klamaukartige, sondern bleibt sprachlich und erzählerisch immer auf hohem Niveau.
Es gelingt ihr eine Nähe zu Renée und Paloma zu schaffen und gibt uns als Leser:innen einen Einblick in ihr Innenleben und ihre Nöte und Zwänge. Denn es ist Satire und hat einen ernsten Hintergrund. Renée hätte in einer anderen Gesellschaft etwas ganz anderes werden können als Concierge und auch Paloma weiß mit ihren zwölf Jahren schon ganz genau, was von ihr erwartet wird als Angehörige ihrer Klasse. Monsieur Ozu ist dann das Licht am Ende des Tunnels und dies rundet die Geschichte ab, ohne ins Kitschige abzudriften.
Es ist ein ganz wunderbarer Roman über zwei Außenseiterinnen bzw. darüber, dass es nicht immer so ist, wie es nach außen scheint. Große Leseempfehlung!
Autorin: Muriel Barbery
Übersetzerin: Gabriela Zehnder
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-423-13814-7
Das Buch ist selbst gekauft und selbst gelesen. Da mir der Erhalt der kleinen Buchhandlungen am Herzen liegt, verlinke auf die Hohenlimburger Buchhandlung, das Buchgeschäft in meinem Heimatort.
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