Aktualisiert am 27. Juli 2022 von Antje Tomfohrde
Klimawandel – das hört sich so weit weg an, jetzt für 2050 vorsorgen. Warum eigentlich, ist das nicht alles übertrieben? Sind wir in Deutschland nicht sowieso schon ganz vorne dabei, unsere Emissionen zu senken? Diese Fragen tauchen häufig in Diskussionen auf und sie zeigen, wie wenig wir wissen, obwohl vermutlich jede:r von uns eine Meinung dazu hat. Deutschland 2050 zeigt auf, welche Auswirkungen der Klimawandel auf unser Leben in einer nicht allzu fernen Zukunft haben wird.
Wovon handelt das Buch?
Deutschland 2050 – Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird – der Titel sagt schon, wovon das Buch handelt. Deutschland in 29 Jahren, also gar nicht weit weg, ist Thema dieses Buchs, dass die beiden Autoren Nick Reimer und Toralf Staud, geschrieben haben. Beide beschäftigen sich seit Jahren mit dem Klimawandel als Journalisten und sind sehr tief im Thema. Der Klimawandel ist ein sehr abstraktes, wenig zu fassendes Thema, was an der aktuellen Diskussion und auch an unseren eigenen Handlungen zu erkennen ist. Wir erkennen ihn nicht als akute Bedrohung.
Um ihn greifbarer zu machen, haben sich die Autoren dazu entschlossen, aufzuzeigen, wie Deutschland in knapp 30 Jahren sein wird bzw. was es für Folgen haben wird, wenn wir nichts, ein bisschen oder sehr viel gegen den Klimawandel tun werden. Sie stützen sich dabei auf bereits bekannte Fakten und erklären anschaulich, wie unsere Welt bzw. unser Land und unser Leben in diesem Land dann sein wird.
Vieles erleben wir schon jetzt, wie z.B. immer häufiger extreme Wetterereignisse wie Stürme, trockene Sommer mit großer Hitze, Starkregen und die Ansiedlung von Insekten, die in unseren Breiten früher nicht leben konnten, weil es ihnen schlicht zu kalt war.
In ihrem Buch beschreiben sie die praktischen Konsequenzen für unseren Alltag, um das Thema so greifbarer zu machen. Sie zeigen die Auswirkungen auf uns Menschen aus, wie gut können wir mit Hitze umgehen, was hat das für Konsequenzen für unser zukünftiges Leben? Was passiert mit der Natur, wie wird sich z.B. unser schöner deutscher Wald entwickeln? Was passiert mit unseren Wasserreservoirs? Was bedeutet dies für das Wohnen, das Leben an der Küste, den Verkehr, die Wirtschaft, die Versorgung mit Lebensmitteln durch die Landwirtschaft?
Natürlich geht es auch um die Energieversorgung der Zukunft, den zukünftigen Tourismus, die Sicherheit und die Politik und es gibt ein Interview mit dem Soziologen Ortwin Renn am Ende des Buches.
Das Buch zeigt sehr gut auf, dass sich Deutschland in den nächsten Jahren sehr verändern wird und somit auch unser Leben, dies ist mittlerweile nicht mehr abwendbar. Es beschreibt aber auch, dass wir es jetzt noch in der Hand haben, unser Land 2050 zumindest noch zu erkennen und die Weichen für die Zeit danach zu stellen.
Wie hat mir „Deutschland 2050“ gefallen?
Wenn wir sagen, „Das Jahr 2050 ist noch weit weg, wer weiß, was dann mit mir ist“, frage ich mich, warum wir es als selbstverständlich erachten, für die Rente vorzusorgen, aber nicht für unser Leben in einer Welt, die nicht einem Katastrophenfilm entspringt. Das passt für mich nicht zusammen, denn als Rentner:in möchte ich in einer Welt leben, von der ich weiß, dass die Generationen nach mir auch noch ein schönes Leben in ihr führen können.
Und das Buch zeigt gut auf, wie ein Leben in 30 Jahren in Deutschland und auch in anderen Ländern sein kann, wenn wir nichts, wenig oder viel gegen den Temperaturanstieg und seine Folgen tun werden. Es malt nicht einfach nur Horrorszenarien aus, sondern stützt sich dabei auf wissenschaftliche Untersuchungen und erklärt anschaulich, was welche Veränderung für Folgen haben kann. So freuen wir uns über die konstant wärmeren Sommer, aber nicht über die immer heißeren Sommernächte, in denen wir uns im Schlafzimmer unter dem Dachboden von einer Seite des Bettes auf die anderen wälzen, weil es schlicht zu heiß ist.
Ganz besonders interessant fand ich zum Beispiel auf S.155, dass ein Team der Technischen Universität Dortmund für meine Heimatstadt Hagen untersucht hat, welche Auswirkungen ein Extremregen haben kann. Da ich weiß, an welchen Stellen es jetzt schon Probleme mit Überschwemmungen bei Starkregen gibt, konnte ich mir anhand der kurzen Beschreibung im Buch schon sehr gut vorstellen, wo es weitere gefährdete Stelle gibt und auch wo gefährdete Stellen liegen, die bislang noch nicht bekannt waren. Hinzu kommt, dass Hagen völlig überschuldet ist, was die Zukunftsaussichten nicht gerade rosiger macht.
Es werden die wichtigen Bereiche angesprochen und am Ende des Buches ist noch einmal ein sehr interessantes und zu Diskussionen anregendes Interview mit dem Soziologen Ortwin Renn.
Meiner Meinung nach ist dieses Buch ein ganz wichtiges Buch, da es anschaulich erklärt, was die Wissenschaft bislang weiß. Dies ist etwas, das in der Diskussion unterschätzt wird, oft wird davon ausgegangen, dass wir ja alle wissen müssen, was Sache ist und was zu tun ist. Es fehlt das „Warum“? Warum sollen wir etwas tun? Eisbären und Malediven sind weit weg, ein sterbender Fichtenwald aber nicht und Menschen, die aufgrund von immer häufiger auftretenden Hitzewellen im Sommer sterben werden, nicht. Wassermangel ist auch nicht mehr weit entfernt, denn wenn samstags nicht mehr das Auto gewaschen werden darf, ist das ja fast so, als ob die Bundesliga nicht stattfinden kann.
Dies ist ein ganz klarer Grund, dieses Buch zu lesen, um danach mehr zu verstehen, warum wir jetzt etwas tun müssen und dies nicht erst beginnen können, wenn es richtig deutlich sichtbar ist. Wir sollten unser Bestreben, den Klimawandel mit aller Kraft aufzuhalten, als eine Art zweite Rente betrachten und auch als ein Dankeschön an die Generationen, die in nicht allzu ferner Zukunft unsere Rente bezahlen werden.
verändern wird
Autoren: Nick Reimer, Toralf Staud
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erschienen: 2021
ISBN: 978-3-462-00068-9
Mein Buch wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar vom Verlag Kiepenheuer & Witsch zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank noch einmal!
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