Aktualisiert am 19. September 2024 von Antje Tomfohrde
übersetzt von Barbara Ostrop
„The Future“ von Naomi Alderman spielt in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft, in der Internet- und Technikriesen die Macht haben. Hört sich bekannt an? Mag sein, es verspricht zumindest jede Menge Spannung und ob es das Versprechen halten kann, erzähle ich dir hier.
Worum geht es in dem Buch?
Drei Technikgiganten haben die Welt oder zumindest die USA unter sich aufgeteilt bzw. beeinflussen schon weltweit Politik, Trends und das tägliche Leben der Menschen in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft. Überraschenderweise wurde immer noch nicht wirklich etwas gegen die fortschreitende Klimakrise unternommen, was den Eigentümern der drei Internetriesen aber egal sein kann. Sie haben vorgesorgt, quasi als Glam-Prepper.
Martha Einkorn ist die persönliche Assistentin des Fantail-CEOs Lenk Sketlish und lebt ein Leben weit entfernt von dem, was sie in der Sekte ihres Vaters als Kind kannte. Egoismus und Machtgier sind im Silicon Valley an der Tagesordnung, so das Martha eventuell leichte Zweifel an dieser Welt kommen.
Zur gleichen Zeit wird Lai Zhen, eine Survival-Expertin in Singapur vor dem Angriff einer Terroristin gerettet durch eine Software auf ihrem Handy. Sie kann es sich nicht erklären und macht sich auf die Suche. Dies führt sie zu Martha und in eine Welt fern ihrer Vorstellungskraft und es bringt sie auch ein weiteres Mal in Gefahr.
Mein Leseeindruck von „The Future“
Dafür, dass ich nicht besonders gerne Krimis lese, lese ich umso lieber Sci-Fi-Thriller. Kein Wunder also, dass mich „The Future“ quasi ansprang. Es klang vom Klappentext nach genau der Lektüre, die man an einem Wochenende durchsuchten kann, ohne großartig das Sofa zu verlassen. Und genau das habe ich im Urlaub gemacht. Das Wetter war mehr fürs Sofa ausgelegt und da hatte ich das richtige Buch dabei.
Es fängt schon gleich mit einem CEO des Social-Media-Konzerns Fantail an, der seinen Zorn mithilfe einer Meditationstrainerin weg atmen soll. Weiter geht es mit Zimri Nommik, auch CEO, dieses Mal von einem Logistik- und Handelsriesen. Früher wurde er in der Schule als kleiner Nerd gemobbt und ist jetzt natürlich so erfolgreich, dass alles andere keine Rolle mehr spielt. Die dritte im Bunde ist Ellen Bywater, CEO von Medlar Technologies, einem Hard- und Softwareunternehmen. Sie hat die Angewohnheit mit ihrem verstorbenen Mann zu sprechen und eine eher schlechte Beziehung zu ihrem nicht-binären Kind Badger. Und über all dem schwebt eine Katastrophe.
„Der Alarm wurde nicht grundlos ausgelöst. Irgendwo auf der Welt verwandelte sich eine Lage, die bisher gerade noch beherrschbar gewesen war, in einen Zustand, der unkontrollierbar war. Eine Kettenreaktion.“
– Aus „The Future“ von Naomi Alderman
Das Ganze mutet schon schön klischeehaft an und so geht es auch weiter, als der Angriff auf die Survival-Influencerin Zhen stattfindet. Es liest sich wie eine typische Action-Geschichte, wie die Vorlage zu einem leicht unrealistischen Film. Zhen entdeckt auf ihrem Handy eine unbekannte Software, die sie aus einem ziemlich großen Schlamassel gerettet hat. Nun nimmt sie die Fährte auf und sucht wie ein Trüffelschwein die Quelle der Software. Natürlich hat sie eine hyperintelligenten Wissenschaftler als Freund, der ihr unter Lebensgefahr hilft und Zhen ist verliebt.
Leider kann ich jetzt gar nicht so viel erzählen zur Geschichte ohne zu spoilern. Das Buch hat alles, was es braucht, um spannend und unterhaltsam zugleich zu sein. Einiges ist so krass überspitzt dargestellt, dass man nicht weiß, ob man in einem älteren Bond-Film ist. Es gibt Formulierungen, die genau dorthin passen würden:
„… Geriet aus dem Gleichgewicht. Fasste sich wieder. Die zwischen ihnen vibrierende Anziehung hatte sie beide unvorsichtig werden lassen; sie waren benommen wie Bienen vom Rauch.“
– Aus „The Future“ von Naomi Alderman
Im Buch gibt es ein paar dieser Sätze, die mich doch ein wenig haben schmunzeln lassen, denn ein Action-geladener Thriller und dann solche Sätze, die aus einem Rosamunde-Pilcher-Roman oder manchmal auch aus einem der klassischen, amerikanisch geprägten Thriller stammen könnten und mich innerlich ein wenig den Kopf schütteln lassen.
Und ich glaube, das ist es, was das Buch so unterhaltsam gemacht hat. Ich wusste nie so ganz, ob die Autorin das jetzt wirklich zu hundert Prozent bierernst gemeint hat oder ob sie es nicht doch mit einem leicht ironischen Augenzwinkern erzählt. Hinzu kommen überraschende Wendungen in der Geschichte, so das es auch gleichzeitig so spannend bleibt, dass man als Leserin nicht zur Ruhe kommt, könnte doch der nächste Plot Twist schon eine Seite weiter warten.
Naomi Alderman hat „The Future“ mit so vielen Details ausgeschmückt und ihren Hauptfiguren außergewöhnliche Charakterzüge und Lebensgeschichten auf den Leib geschrieben, dass es Spaß macht, das Buch zu lesen. Es gibt immer wieder Hinweise und auch Fährten, um die Leser*innen auf die falsche Fährte zu führen.
Ganz spannend sind noch die Foren, in denen ein Teil der Handlung spielt. Hier wird noch einmal auf einer anderen Ebene erzählt und man bekommt so einiges an Zusatzinformation, die am Ende helfen, das Puzzle wirklich zusammenzusetzen.
Natürlich hält Naomi Alderman uns, der Gesellschaft mit „The Future“ auch einen Spiegel vor. Wie konnten wir es so weit kommen lassen, so viel Macht in den Händen einiger weniger Unternehmen anwachsen zu lassen. Beispiele aus der Gegenwart gibt es genug.
Also, wenn du auf der Suche nach guter Unterhaltung in Form eines schnellen Thrillers mit vielen Wendungen bist, dann ist „The Future“ genau richtig.
Autorin: Naomi Alderman
Übersetzerin: Barbara Ostrop
Erscheinungsdatum: 15. November 2023
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
ISBN: 978-3-453-27437-2
PS: Mein Buch ist ein kostenloses Leseexemplar, das mir über das Bloggerportal vom Heyne Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Hierfür bedanke ich mich herzlich! Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekommen oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.
Ein Buch, das vom Thema recht ähnlich ist, ist „Der Circle“ von Dave Eggers. Auch dieses Buch spielt in der Zukunft und die Internetkonzerne haben zu viel Macht. Spannend und wenn es dir gefällt, kannst du gleich „Every„, die Fortsetzung lesen. Also mit „The Future“ drei richtig dicke Sci-Fi Schmöker.