Aktualisiert am 24. Mai 2021 von Antje Tomfohrde
„Krabat“ – eines der Bücher, die ich in meiner Jugend verschlungen habe. Umso mehr habe ich mich gefreut, als es in der „Bücherbar“ ausgewählt wurde, als es um das Thema Jugendbuch ging. Die große Frage für mich war, wie es mir wohl als Erwachsene nach all diesen Jahren gefallen würde.
Wovon handelt das Buch?
Das Buch baut auf einer alten Sage auf und erzählt die Geschichte des Betteljungen Krabat, der im Winter mit zwei anderen Jungen durch die Lausitz zieht. Eines Nachts hört er eine Stimme und er macht sich auf den Weg zur Mühle am Koselbruch. Auch wenn er von allen gewarnt wird, beginnt er eine Ausbildung zum Müllergesellen. Es gibt ein Dach über dem Kopf, Kleidung und ausreichend zu essen, das ist, was für Krabat zählt.
So beginnt er seine Ausbildung in der Mühle und freundet sich mit dem Gesellen Tonda an, ohne den er die harte Arbeit nicht schaffen würde. Merkwürdige Träume beginnen und irgendwann erfährt er dann auch, dass er beim Müller nicht nur das Müllerhandwerk lernen wird, sondern auch schwarze Magie. Nach und nach merkt er, dass in der Mühle einiges anders ist und dank Tonda weiß er so einiges, was ihm noch sehr nützlich sein wird.
In der Neujahrsnacht geschehen merkwürdige Dinge und danach ist für Krabat nichts mehr wie es vorher war. Denn nicht nur die Dinge sind merkwürdig, sondern auch die Zeit vergeht anders als in der Welt um die Mühle herum. Als Leser:innen begleiten wir Krabat über drei Lehrjahre und dabei, wie er erwachsen wird und innerlich reift. Eine Begegnung oder besser ein Hörerlebnis in der ersten Osternacht wird noch schicksalhafte Folgen für ihn haben.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Als Erwachsene ein Jugendbuch zu lesen, kann enttäuschend sein. Im Fall „Krabat“ war es das nicht, im Gegenteil. Es wird weiterhin auf meiner „Für-immer-Lieblingsbuch“-Liste stehen. Es war wieder furchteinflößend, spannend und ich habe mit Krabat und den anderen Müllersjungen gelitten. Die Geschichte hat mich wieder gepackt und in ihren Bann gezogen. Das ist übrigens auch das, was für mich ein gutes Kinder- oder Jugendbuch ausmacht, ich finde es gut und nicht irgendwie peinlich oder lächerlich. Das ist oft bei Büchern so, denen man anmerkt, dass sie ganz übertrieben absichtlich für eine bestimmte Altersklasse geschrieben wurden.
Otfried Preußler gelingt es, die Spannung nicht nur aufzubauen, sondern auch durchgängig zu halten. Die ganze Zeit über hängt etwas Dunkles in der Luft und auch wenn man ahnt, worauf es am Ende hinauslaufen wird, gibt es immer wieder Momente, in den man die Luft noch mehr anhält und zweifelt.
Die Personen sind so nahbar, dass man mit ihnen leidet, mit ihnen lacht, sich mit ihnen verliebt und auch die Angst nachvollziehen kann. Es sind einfache Menschen, die beschrieben werden, mit ihren Sorgen und ihrem alltäglichen Leben. Es ist auch ein Zeugnis einer anderen Zeit und durch die Sprache, die Preußler nutzt, wird immer wieder klar, dass es sich auch um ein Märchen handelt.
Es ist ein rundum gelungenes Buch, das immer noch einen Platz in jedem Jugendbücherschrank verdient hat und sehr lesenswert ist, auch für Erwachsene.
Autor: Otfried Preußler
Verlag: Thienemann-Esslinger Verlag
Erschienen: 1981 (ursprünglich 1971 beim Arena Verlag)
ISBN: 978-3-522-13350-0
Das Buch habe ich selbst gekauft, selbst gelesen und verlinke einfach einmal auf meine Stammbuchhandlung, die Hohenlimburger Buchhandlung, das Motto ist #SupportYourLocalBookstore.
Die Bücherbar ist ein virtueller Büchertreff, der von Mareike Lüken ins Leben gerufen wurde und einmal im Monat stattfindet. Es wird jeden Monat ein Buch aus einem bestimmten Genre ausgewählt und beim nächsten Treffen besprochen. Anmelden könnt ihr euch über Eventbrite.