Aktualisiert am 9. Juni 2021 von Antje Tomfohrde
Ein Pfau, der plötzlich kein Blau mehr mag, eine Gruppe Investmentbanker aus London und ein altes Anwesen in Schottland und seine Bewohner – das sind die Zutaten, die Isabel Bogdan für ihren Roman „Der Pfau“ vermengt hat. Ist es so unterhaltsam, wie es sich anhört?
Wovon handelt das Buch?
Lord und Lady MacIntosh haben ein in die Jahre gekommenes Anwesen, dass sie teilweise an Touristen vermieten, um es vor dem endgültigen Verfall zu bewahren. Außer ihren Hunden leben noch eine Gans und ein paar Pfauen dort, denn der Lord hatte irgendwann entschieden, dass er Pfauen halten möchte. So weit, so gut. Eines Tages beginnt einer der Pfauen auszurasten, wenn er etwas Blaues sieht. Und er rastet nicht nur aus, er versucht den blauen Gegenstand auch zu bekämpfen.
Dies wird leider zum Problem, als eine Gruppe Investmentbanker aus London zu einer Teambuilding-Maßnahme auf dem Anwesen sind. Der Lord wählt eine recht drastische Art, die Pfauen-Thematik zu lösen und daraus resultieren wiederum weitere Schwierigkeiten, denn die Anwesenheit der Großstädter macht es nicht einfacher, aus der Nummer wieder herauszukommen. So wird das eigentlich für einen Workshop geplante Wochenende zu einem Teambuilding der ganz anderen Art und für Verwirrung ist gesorgt.
Zu all dem kommt noch, dass es einen unerwartet heftigen Schneeeinbruch gibt, was die ganze Angelegenheit nicht einfacher macht und noch einmal zusätzliche Komplikationen mit sich bringt.
Wie hat mir „Der Pfau“ gefallen?
Was sich leicht nach einer Slapstick-Komödie anhört, ist auch genau so leicht wie man es jetzt erwartet. Isabel Bogdan liefert eine bunte Mischung unterschiedlicher, sehr eigensinniger Charaktere, die natürlich noch auf ihre Weise eine besondere Dynamik in die Geschichte bringen. Vieles ist schon klar, aber das macht nichts, denn es ist unterhaltsam und leicht erzählt.
Die MacIntoshs sind angenehm normal und ganz anders als man sich jetzt Adlige vielleicht vorstellt und haben liebenswerte kleine Macken und gehen beide ganz normalen Berufen nach, wenn sie nicht Lord und Lady sind. Bei den Bankern sind die Rollen auch klar verteilt und man erkennt als Leserin schnell, wo der Hase läuft. Dann gibt es noch die handfeste Köchin Helen, die ein wahres Feuerwerk an kulinarischen Köstlichkeiten an diesem Wochenende abbrennt. Hier liefert die Autorin intensive Beschreibungen der einzelnen Gerichte und Gewürze, dass man überlegt, wo man diese Köchin denn buchen kann, denn vegetarisch wird sie vermutlich auch kochen können.
Auch die Beschreibung der Tiere und ihre möglichen Gedanken ist gelungen, gerade der Hund der Chefin der Bankertruppe gefällt mir ausgesprochen gut und es passt gut zusammen. Vieles funktioniert nicht mehr so richtig im Anwesen, es ist sehr kalt, das warme Wasser ist nicht immer aufgeheizt, aber für den Fall hat Helen meist einen Tee oder eine Suppe im Angebot. Es ist ein richtiges Wohlfühlbuch, Urlaubslektüre oder etwas gut Geschriebenes zum Einfach-Mal-So-Runterlesen.
Tja, hört sich ganz anders an als „Laufen“ von Isabel Bogdan, oder? „Laufen“ war das Buch von ihr, das ich zuerst gelesen habe und es ist gänzlich anders, bis auf den Humor, denn den hat sie in dem Buch auch schon bewiesen, obwohl das Thema ein ganz anderes, viel ernsteres ist. Da ich aufgrund des Klappentextes eine Komödie erwartet habe, bin ich nicht enttäuscht, im Gegenteil. Es ist toll, wenn eine Autorin es schafft, sowohl etwas Ernstes als auch etwas Leichtes zu schreiben und ich als Leserin von beidem nicht enttäuscht bin.
„Laufen“ finde ich ein wenig tiefer und ich habe es ganz anders in mich aufgenommen, aber „Der Pfau“ liefert genau das, was er verspricht und das ist genau richtig. Wenn ihr also auf der Suche nach einer schönen Urlaubslektüre seid, das könnte etwas für euch sein. Lasst gerne einen Kommentar da und erzählt, wie es euch gefallen hat.
Autorin: Isabel Bogdan
Verlag: Insel Verlag
Erschienen: 2017
ISBN: 978-3-458-36297-5
PS: Dieses Buch habe ich selbst gekauft und verlinke es mit der Hohenlimburger Buchhandlung, der Buchladen in der kleinen Stadt, in der ich wohne. #SupportYourLocalBookStore
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