Aktualisiert am 26. Oktober 2022 von Antje Tomfohrde
„Der Circle“ ist der mächtigste Internetkonzern der Welt. Er hat Google, Apple, Facebook und Twitter vereint und stattet alle Kund:innen mit einer einzigen Internetidentität aus. Anonymität soll auch der Kriminalität im Internet ein Riegel vorgeschoben werden und die Welt eine bessere werden. Doch ist beim Circle wirklich alles so rein, wie es scheint?
Wovon handelt das Buch?
Mae Holland, 24, hat das große Los gezogen und einen der begehrten Jobs beim Circle in Kalifornien in Nähe des Meers ergattert. Dort wurden die Geschäftsfelder von Google, Facebook, Apple und Twitter zusammengelegt und es wird daran gearbeitet, die Welt mit Hilfe des Internets zu verbessern. Auf dem Campus, so heißt das Firmengelände, ist es ganz anders als in anderen Unternehmen. Es gibt gut ausgestattete Büros, hervorragendes Essen in den Kantinen, ein täglich wechselndes Unterhaltungs- und Freizeitprogramm für die Circler und vieles mehr.
So werden z. B. Maes Eltern mit krankenversichert und Mae hat eine Sorge weniger. Es dauert ein wenig, bis Mae sich einlebt und weiß wie sie im Circle nach oben kommt. Aber nach ein paar Anfangsschwierigkeiten hat sie es raus und wird eine der Vorzeigemitarbeiterinnen. Sie lebt die vom Circle gepredigte Transparenz und alles könnte gut sein, wenn das nicht ein geheimnisvoller Fremder wäre.
Diese Begegnungen mit diesem Fremden bringen sie zum Nachdenken und noch ein paar Geschehnisse in ihrem privaten Umfeld sind Grund, dass sie sich intensiver mit den Ideen des Circle auseinandersetzt.
Meine Meinung zu „Der Circle“
Tja, was ist meine Meinung zum Buch von Dave Eggers? Es ist ein Stoff für einen Film oder eine Serie. Und tatsächlich gibt es eine Verfilmung mit Emma Watson. Die Hauptfigur des Buchs, Mae Holland, ist überaus glücklich, dass sie, wie ihre Freundin Annie, beim Circle arbeiten darf. Annie ist die Karriereleiter schon steil bergauf geklettert und gehört zum inneren Kreis. Mae möchte natürlich ihre Freundin und auch ihre Eltern stolz machen und legt sich nach ein paar Anfangsschwierigkeiten ordentlich ins Zeug.
Sie ist der Typ, dem man eine Aufgabe gibt und der sie dann auch vorzüglich erledigt. Immer, wenn sie den mysteriösen Unbekannten auf dem Campus trifft, gerät dieses Gefüge ein wenig ins Wanken. Es ist also für ordentlich Spannung gesorgt und auch in Bezug auf ihre Familie gibt es Probleme, aber Mae kämpft sich tapfer durch und wird zu einer wichtigen und Vorzeigemitarbeiterin. Der Circle will Transparenz in der ganzen Welt schaffen, um Kriminalität und Korruption zu stoppen. Es sind hehre Ziele, die da verfolgt werden, ganz klar und auf dem Campus wirkt alles ganz leicht und schön. Die Welt wird einfach besser durch den Circle und durch das, was er tut.
Dass da eventuell nicht alles koscher ist, ist jetzt zu vermuten, aber wie es weitergeht, verrate ich jetzt nicht. Es ist ein Roman, der eine unterhaltsame und spannende Geschichte liefert. Teilweise fällt einem die Absurdität einiger eigener Handlungen im Internet auf und es ist bis zum Ende gut erzählt. Ein paar Längen gibt es zwischendurch schon, wenn es um die Beschreibung der Freizeitaktivitäten auf dem Circle Campus geht, aber das ist vielleicht auch nur mein persönliches Empfinden.
Es ist mal so ein Buch, von dem ich keinen Tiefgang erwarte, sondern in Tradition bestimmWter Romane so wie z. B. von Dan Brown oder „Blackout – Morgen ist es zu spät“ von Marc Elsberg eine gute Geschichte erzählen. Es ist Bewegung im Buch, es wird ein Spiegel vorgehalten (Stichwort Zings versenden und alles mit der Community teilen) und es gibt unterschiedliche Charaktere, die das Ganze gut am Laufen halten. Zwischendurch muss man an all die Internetkonzerne denken, die typische amerikanischen Unternehmensmanager, die das Storytelling für sich gepachtet haben, aber darum geht es ja auch, es überspitzt dieses Verkaufen durch Emotionen so schön.
Diese Sätze sind so typisch für diese Art der Beeinflussung, die dieses Buch zeigt. Sind alle gleich Freunde, weil sie zusammenarbeiten oder vernetzt sind? Die Unterhaltung zwischen Mae und einem der Circle Gründer, Eamon Bailey, zeigt das so deutlich und ist gleichzeitig auch das, was ich an dem Buch mag.
Ich würde nicht so weit gehen und das Buch mit „Schöne neue Welt“ oder „1984“ vergleichen von der Bedeutung her, aber es ist ein Buch, dass ich z. B. mit in den Urlaub nehmen würde, um es dann an einem Tag einzusaugen.
So ein Buch braucht es einfach zwischendurch mal, um in eine Geschichte einzutauchen, die gut unterhält. Und das ist Dave Eggers mit „Der Circle“ in meinen Augen gelungen.
Wie siehst du das? Hast du es schon gelesen?
Autor: Dave Eggers
Übersetzer:innen: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Verlag: Verlag Kiepenheuer & Witsch
Erschienen: 2014
ISBN: 978-3-462-04675-5
PS: Dieses Buch habe ich mir selbst gekauft, ich verlinke auf meine Stammbuchhandlung, die Hohenlimburger Buchhandlung, denn mir liegt der Erhalt der kleinen Buchhandlungen vor Ort am Herzen. #SupportYourLocalBookShop
Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekommen oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.
Wenn du wissen möchtest, wie es mit der Geschichte weitergeht, empfehle ich dir „Every“ von Dave Eggers. Es spielt ein paar Jahre nach „Der Circle“ und erzählt, was passiert, nachdem „Der Circle“ auch noch den größten Online-Händler der Welt kauft.
Hallo Antje, ich habe „The Circle“ vor einigen Jahren schon gelesen und hatte auch einige Kritikpunkte. Dennoch fühlte ich mich definitiv gut unterhalten und die Geschichte bietet auch einige Spannungsmomente. Dennoch sind kritische Sichtweisen angebracht.
Einen schönen 2. Advent!
Zeilentänzerin
Liebe Zeilentänzerin,
da stimme ich dir zu, bei allem Unterhaltungswert sind definitiv kritische Sichtweisen angebracht.
Da heute schon Montag ist, wünsche ich dir eine gute Woche.
Liebe Grüße
Antje