Bergland von Jarka Kubsova

Bergland von Jarka Kubsova

Aktualisiert am 11. Februar 2022 von Antje Tomfohrde

Die Postkartenidylle eines Bergbauernhofs in den Alpen, glückliche Tiere, gutgelaunte Bauersleute und natürlich eine schnelle Internetanbindung – das ist, was die Touristen erwarten, wenn sie in Südtirol Familienurlaub buchen. Dass dies nur ein Nebenerwerb für die Landwirte ist, um über die Runden zu kommen, wird bei der Suche nach dem Traum vom Leben auf dem Bauernhof nur allzu oft vergessen.

Wovon handelt das Buch?

So ist es auch bei Franziska und ihrem Mann Hannes. Um den Erhalt des Hofs, der seit Generationen im Besitz von Hannes‘ Familie ist, zu gewährleisten, mühen sie sich ab, um es ihren Gästen so schön wie möglich zu machen und vom Verband die dementsprechende Bewertung, die „5 Küken“ zu erhalten. Dies bedeutet, dass man ganz oben um die Gunst der Feriengäste mitspielen darf und ist verdammt viel Arbeit neben der vielen Arbeit, die so ein Hof sonst noch so macht.

Sie und Hannes hatten noch nie verstanden, warum für ihren Milchbauernhof auf 1670 Meter Höhe die gleichen Kriterien galten wie für die Bauern in den Ebenen, die kein Stück Vieh hatten, dafür aber fünf Hektar Obstplantage.<span class="su-quote-cite">Bergland, Jarka Kubsova</span>

Und der Tiefenthaler Hof Innerleit liegt dazu noch auf 1.670 Meter Höhe und nicht im Tal selbst, was die Arbeit nicht leichter macht. Beschwerlich ist es, was schon Hannes Großmutter Rosa erfahren musste, als sie den Hof in den vierziger Jahren übernahm und dort ihre Bestimmung fand, auch wenn es nicht leicht für sie als Frau alleine mit einem Kind war.

Franziska weiß manchmal nicht mehr ein noch aus, denn Hannes und seinem Vater, dem alten Sepp, Rosas Sohn, gehen die Feriengäste auf die Nerven und Franziska zweifelt an sich, denn sie erlebt sich selbst so, als ob sie nicht die Stärke von Rosa hat, da ihr alles zu viel wird.

Jarka Kubsova erzählt mit „Bergland“ die Geschichte von drei Generationen auf einem Berghof in den Südtiroler Bergen. Es beginnt mit Rosa, die plötzlich den Hof ganz allein bewirtschaften muss, was so nicht geplant war, eine Frau, die den Hof bewirtschaftet. Sie beißt sich durch und hält sich, sie liebt diesen Hof mehr als das leichte Leben, was ihr möglich gewesen wäre.

Ihr Sohn Sepp möchte nicht so leben wie seine Mutter, er setzt auf den Fortschritt in der Landwirtschaft und es gibt viele Differenzen zwischen Rosa und ihm. Auch seine Ehe leidet darunter und zerbricht.

Sein Sohn Hannes übernimmt den Hof, hat andere Vorstellungen als sein Vater und geht ganz optimistisch mit seiner Franziska daran. Gleichberechtigung ist ihm wichtig, Naturnähe und natürlich seine Familie. Und dann macht erst ein Unglück klar, was wirklich auf dem Spiel steht.

Wie hat mir „Bergland“ gefallen?

Die Autorin hat sich sieben Monate Zeit genommen, um auf einem Bauernhof in den Bergen zu leben und intensiv recherchiert für „Bergland“. Sie beschreibt die harte Arbeit und wie es Rosa gelang, dem Boden etwas abzugewinnen. Die innere Zerrissenheit von Sepp und die Verzweiflung von Franziska und Hannes, die sie nicht mehr miteinander reden lässt.

Das Buch gibt das Leben auf so einem Bergbauernhof ungeschönt wieder, aber auch die Liebe zur Natur und zum Bergland. Generationen haben dieses Land beackert und so etwas aufzugeben, ist nicht einfach, da sind Wurzeln, die tief gehen. Es zeigt auch, was wir uns als Urlauberinnen und Urlauber oft nicht vor Augen führen, nämlich, dass so ein Hof richtig viel Arbeit ist und dann noch so schöne Ferienwohnungen zu haben, noch mehr Arbeit sind. Da gibt Jarka Kubsova einen guten Einblick.

In der Regel standen zwei Häuser dieser Erscheinung nah beisammen, wobei das eine das Wohngebäude war und das andere der Stall. Ein jeder da oben war Bauer, und der typische Tiefenthaler Paarhof machte weithin sichtbar, dass man das Leben seines Viehs nicht viel geringer schätze als das eigene.<span class="su-quote-cite">Bergland, Jarka Kubsova</span>

Auch gibt sie einen Einblick wie hart die Umstellung der Milchwirtschaft von einer die Tiere schätzenden zu einer Art, die die Tiere als Nutztiere sehen soll, war und auch immer noch ist. Etwas, das wir nicht sehen, wenn wir die Tüte Milch im Supermarkt kaufen. Sepp denkt viel über das nach, was seine Mutter Rosa immer sagte und auch wir sollten darüber wieder nachdenken:

Nicht mehr von den Tieren nehmen, als sie geben können.<span class="su-quote-cite">Bergland, Jarka Kubsova</span>

Das Buch habe ich im Rahmen der Aktion #GemeinsamMitlesen gelesen und ich wurde nicht enttäuscht. Dem Ende des Buches hätten 20 Seiten mehr gut getan, aber insgesamt gesehen, ist ein richtig gutes Buch, das ich gerne empfehle.

Lass gerne einen Kommentar da, wenn du es schon kennst oder vielleicht eine Empfehlung für ein ähnliches Buch hast.

Informationen zum Buch
Buchtitel: Bergland
Autorin: Jarka Kubsova
Verlag: Wunderraum Verlag
Erschienen: 2021
ISBN: 978-3-442-31618-2

PS: Dieses Buch ist selbst gekauft und ich habe es in meiner Stammbuchhandlung, der Hohenlimburger Buchhandlung, gekauft, auf die ich hier auch verlinke. Dort könnt ihr, wie mittlerweile bei den meisten Buchhandlungen, auch online bestellen und müsst nicht auf einen der großen Online-Händler zurückgreifen und bekommt, wenn ihr das möchtet, auch telefonische Beratung. #SupportYourLocalBookShop

Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekommen oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert