Aktualisiert am 26. Oktober 2022 von Antje Tomfohrde
Nächtelang vor dem PC sitzen und ein Spiel durchzocken und sich von einem Level zum nächsten hocharbeiten, ist eine Möglichkeit, ein Online-Rollenspiel zu spielen. Matt Ruffs Buch 88 Namen zeigt, dass es auch anders geht und dass dies nicht immer ganz ungefährlich ist.
Worum geht es?
Das Buch spielt in einer nahen Zukunft und handelt von John Chu, der seinen Lebensunterhalt als Sherpa verdient, d.h. er führt Kunden mit wenig Zeit und dem nötigen Kleingeld durch Online-Rollenspiele, so dass diese nicht den ganz harten Weg von Level 1 bis zu den höheren und interessanten Level gehen müssen, da für diese Kunden Zeit Geld ist. John macht dies nicht allein, er hat eine erfahrene Crew, die ihn bei seinen Einsätzen unterstützt. Und leider hat er bei der Auswahl seines letzten Crewmitglieds ein nicht so glückliches Händchen gehabt und es gibt private Verstrickungen, verletzte Eitelkeiten und Streit und er hat ein Crewmitglied weniger, seine Exfreundin Darla, die so richtig sauer auf ihn ist und Rache geschworen hat.
Und plötzlich gibt es einen fetten Job eines mysteriösen Auftraggebers und John sieht seine Geldsorgen verschwinden, vermutet allerdings auch, dass sein Kunde Kim Jong-un persönlich ist. Im weiteren Verlauf der Geschichte versucht er herauszufinden, ob dies den Tatsachen entspricht oder ob es doch ein ganz anderer Auftraggeber ist. Die Geschichte wird für John immer gefährlicher und er weiß nicht, ob er heil aus der Nummer herauskommt.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Matt Ruff nimmt die Leser:innen mit in eine nahe Zukunft und zeigt, wie verwoben die Welt der Online-Spiele und die vernetzte Welt miteinander sind. Die Rollenspiele sind noch realistischer geworden und man kann sich im virtuellen Raum auf jegliche Art austoben. Der Autor beschreibt sehr genau wie sich Cybersex weiterentwickelt hat und welche Stolpersteine es gab und immer noch gibt in dieser nicht allzu ferne Zukunft. Namen sind Schall und Rauch und Identitäten können weiterhin gefälscht werden. Dadurch, dass es am Ende des Buches ein Glossar mit Fachbegriffen gibt und am Anfang eines jeden Kapitels ein bestimmter Begriff erklärt wird, ist es auch für Nicht-Gamer möglich, die Nerdinhalte zu verstehen. An bestimmten Stellen wird erklärt, warum es im Spiel „Call to Wizardry“ wichtig ist, bestimmte Materialien zu sammeln und dass nicht jeder Charakter die gleichen Eigenschaften hat. So kommt man als Leser:in ganz gut in das Thema hinein.
Ruff hat eine spannende Geschichte angelegt, das Ganze mit Politik und einer unberechenbaren und sehr jähzornigen Exfreundin gewürzt. Auch die Nebencharaktere sind so angelegt, dass man mehr über sie erfahren möchte, auch über John Chus Eltern, die beide alles andere als gewöhnlich sind. Es ist ein gut erzählter Science Fiction Roman, der über viele Seiten fesselt und ein interessantes Ende hat.
Dieses Ende überrascht auf der einen Seite, auf der anderen Seite bin ich nicht ganz zufrieden damit, denn es war irgendwann doch zu erwarten und ich hatte irgendwie noch „den“ Knaller erwartet. Deshalb finde ich das Buch gut, aber es fehlt noch diese eine Kleinigkeit für ein „sehr gut“. Gute Unterhaltung ist es in jedem Fall und ich denke, dass ich mir die anderen Werke Matt Ruffs auch mal anschauen werde.
Autor: Matt Ruff
Übersetzerin: Alexandra Jordan
Verlag: Fischer Tor
Erschienen: 2020
ISBN: 978-3-596-700093-6
PS: Mein Exemplar von „88 Namen“ ist ein kostenloses Leseexemplar (Werbung), welches mir von der Plattform „Was liest du?“ und vom FISCHER Tor Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Hierfür bedanke ich mich herzlich.
Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekommen oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.
Wenn dir „88 Namen“ gefallen hat, könnte „Q In dieser Welt ist Perfektion alles“ von Christina Dalcher auch etwas für dich sein.