Darf es noch ein Blog mehr sein?

Bild zum Blogbeitrag zur Blogparade #LiveLoveBlog

Aktualisiert am 27. Februar 2021 von Antje Tomfohrde

Warum noch ein Blog starten? Ist das nicht ein bisschen oldschool? Wer liest denn noch soviel Text? Ist das Blog nicht ein Medium von gestern? Diese Frage stellt Meike Leopold auf ihrer Seite start:talking. Sie hat zur #Blogparade #liveloveblog aufgerufen und Valerie Wagner von Hotel-O-Motion brauchte nur einen Tweet, um mich zu triggern, damit ich hier die Frage „Darf es noch ein Blog mehr sein?“ beantworte.

Warum ein Blog?

Diese Frage habe ich mir im November 2020 auch gestellt. Und dann auch noch ein Buchblog. Denn wenn es einen Bereich mit richtig vielen Blogs gibt, ist es der Bereich der Buchblogs. Aber das war mir egal, denn es gibt 1000 gute Gründe für ein Blog, immer noch. Auch wenn das Medium Blog alle Jahre wieder totgeschrieben wird. Wie gesagt, es gibt 1000 gute Gründe für ein Blog und für mein Buchblog passt sogar ein Zitat aus dem Lied von Adel Tawil:

Du machst alles anders, du räumst mich auf
Packst mein Chaos in Kartons…<span class="su-quote-cite">Adel Tawil, 1000 gute Gründe</span>

Durch das Bloggen über die Bücher, die ich lese und gelesen habe, räume ich die Erinnerungen an diese Geschichten und die Figuren, die darin vorkommen in kleine Erinnerungsschachteln und kann sie so immer wieder hervorholen, um in Erinnerungen an schöne Leseerlebnisse zu schwelgen. Sie sind wie ein Fotoalbum – nur eben Bilder, die aus Buchstaben geformt wurden.

Schon seit einiger Zeit notiere ich mir, welche Bücher ich lese. Fein säuberlich schreibe ich auf, welches Buch von welcher Autor:in ich in welchem Jahr gelesen habe und ob ich es noch einmal lesen möchte. Wenn mir ein Buch besonders gut gefällt, erwähne ich es auch in meinem Tagebuch (ja, ihr lest richtig, so ein richtig altmodisches Tagebuch) und irgendwann habe ich begonnen, auf Instagram kleine Beschreibungen der Bücher zu posten, die ich gelesen habe. Das reichte mir aber nicht, ich wollte mehr. Ich wollte mehr über das schreiben, was mir so richtig, richtig Freude bereitet, ich wollte über Bücher schreiben. Also kam für mich nur ein Blog in Frage, um mein Herzensthema umzusetzen.

Ein Buchblog verbindet gleich zwei meiner Leidenschaften: Bücherliebe und Schreiblust und macht es mir möglich, dies auch nach außen zu tragen und mich so mit anderen Buchverrückten auszutauschen.

Austausch? Auf dem Blog? Echt jetzt?

Das ist ein interessanter Punkt. Der Austausch findet statt, aber immer weniger auf dem Blog selbst, wobei „Das Buchzuhause“ ja noch nicht einmal in den Kinderschuhen steckt, sondern gerade erst Krabbeln lernt. Aber ich mache dieses Bloggen ja nicht erst seit November 2020 und beobachte auch bei mir ein anderes Verhalten, was Kommentare und Austausch mit den Blogger:innen angeht.

Meist kommentiere ich auf dem Medium, auf dem ich über einen Blogbeitrag gestolpert bin. Bei Buchblogs ist das also meist auf Instagram oder auf Twitter. Dort entwickelt sich dann auch oft eine Diskussion, ein Austausch oder es werden – zur Freude der Buchhändler:innen – weitere Buchtipps ausgetauscht. Gerne teile ich auch Beiträge, wenn sie mir besonders gut gefallen und liefere einen Kernsatz mit, um auch andere Menschen meiner Timeline darauf hinzuweisen, was für ein wertvoller Beitrag auf dem jeweiligen Blog veröffentlicht wurde.

Dies ist eine Entwicklung, die ich nicht nur bei mir selbst beobachte, sondern auch bei anderen Menschen, die auf Social-Media-Plattformen unterwegs sind. Mittlerweile bemühe ich mich, wieder bewusster sowohl einen Kommentar auf dem Blog zu hinterlassen als auch in den sozialen Medien einen Beitrag zu kommentieren. Der Vorteil an den sozialen Medien ist für mich ist der direktere, schnellere Austausch, ein Kommentar auf dem Blog dafür ein langanhaltender Austausch, ein bleibender Eindruck – beides schätze ich sehr.

Auch wenn die Kommentare auf dem Blog selbst mittlerweile weniger werden, gerade im B2B-Bereich ist ja leider ein Trend zu erkennen, dass die Kommentarfunktion von vornherein abgestellt wird, ist durch die vermehrte Diskussion in den sozialen Medien doch ein Austausch möglich und wird auch rege gerade im Bereich der Buchblogger:innen genutzt.

Es darf noch ein Blog mehr sein

Um zum Anfang zurückzukehren: auf die Frage „Darf es noch ein Blog mehr sein?“, kann ich nur mit „Ja“ antworten. Es gibt 1000 gute Gründe für ein Blog und 1000 gute Gründe für ein anderes Medium. Für mich ist ein Blog genau das richtige Medium, es ist „mein“ Inhalt, es gibt keine Buchstabenanzahl, die ich einhalten muss und es gibt mir die Möglichkeit mein Herzensthema Bücher mit meiner Leidenschaft fürs Schreiben zu verbinden. Dies kann ich natürlich auch mit einem ganz einfachen Tagebucheintrag im stillen Kämmerlein machen, aber beim Blog kommt dann noch die Komponente Austausch mit Gleichgesinnten für mich hinzu.

Was für mich richtig ist, muss nicht für andere funktionieren, einen Versuch ist es aber wert und gerade Unternehmen sollten diese Verschmelzung von gutem Content und Expertise nicht allzu voreilig auf die „Not-to-do-Liste“ setzen. Hierzu mehr auf einem anderen Blog (frei nach Jasper FFordes „In einem anderen Buch“).

Alle Beiträge der Blogparade #LiveLoveBlog findest du auf dem Blog von Meike Leopold. Ein paar Beiträge habe ich hier schon einmal als kleine Kostprobe verlinkt:

Valerie Wagner: Bloggen verbindet und macht glücklich

Edda Klepp: Relevanz, Baby!

Johannes Mairhofer: liveloveblog

Anna Koschinski: Diskussionskultur auf Blogs: Nicht meckern, sondern besser werden!

Christian de Vries: Die Dinosaurier des Internets sind weiter wichtig

8 Kommentare

  1. Hallo Anje,
    ich lese mich grade durch die Neuankömmlinge von Meikes Blogparade..
    „Es gibt 1000 gute Gründe für ein Blog und 1000 gute Gründe für ein anderes Medium“ – also auf die Zahl 1000 würde ich die Gründe dafür nicht setzen – das erscheint mir etwas übertrieben. Aber Du hast recht, dass ein Blog ein völlig anderes Medium ist, als die Social Media Plattformen von Twitter und Facebook.
    Schon allein weil wir selbst bestimmen können was mit unseren Beiträgen passiert. Wir schreiben was kritisches? Peng.. beschwert sich einer fliegt der beitrag bei Facebook raus. Ist er nur unangenehm aber rechtlich nicht angreifbar werden schnell etliche andere Beiträge geschrieben, damit der Stein des Anstosses aus der Timeline fliegt.
    Bei mir sind noch fast alle Blogbeiträge – selbst aus meiner Anfangszeit noch vorhanden. Manchmal ganz witzig, zu sehen, wie sich Schreibstil und Themen in über einem Jahrzent geändert haben.
    Den Austausch zu Themen auf den sozialen Medien finde ich deshalb weniger gelungen. Zum einen bringt er keinen Traffic für meinen Blog, zum anderen sind Diskussionen zu (bei Dir sind es Bücher)den Themen örtlich entzerrt und wahrscheinlich schon einen Tag später nicht mehr zu finden. Kommentare zu Beiträgen bleiben auf dem Blog immer präsent und Beitragsbezogen. Selbst Jahre später kann noch jemand in den Kommentaren lesen wie andere das Buch (Thema) empfunden haben..
    Bleib gesund
    CU
    Peter

    • Hallo Peter,

      danke für deine Rückmeldung!

      Die Zahl 1000 mag ein wenig hoch gegriffen sein, es geht mir ja nicht ums Nachzählen, sondern darum zu verdeutlichen, wie vielfältig die Gründe für ein Blog sein können.

      Bei dem Austausch in Social Media kann sich der Austausch zu Bücher dann doch über eine ganze Zeit hinziehen und ich mag das direkte, wenig Zeit verzögerte daran. Der Austausch über das Blog bleibt natürlich fest und natürlich ist ein Blog ein ganz fester Punkt, um Traffic auf die Website zu bekommen, da stimme ich dir völlig zu. Es ging mir darum zu beschreiben, was sich geändert hat in Bezug auf Kommentare und das ist meine Beobachtung. Die Kommentare und der Austausch finden mehr und mehr auf Social Media statta. Hiervon kann ich mich auch nicht freisprechen. Ein Kommentar auf dem Blog zu einem Beitrag ist sehr schön und ich freue mich darüber, andererseits gibt es auch die Verlagerung auf andere Plattformen. Hier habe ich von meinen ganz persönlichen Beweggründen für ein weiteres Blog gesprochen und dass es für mich kein veraltetes Format ist.
      Die Entwicklung eines Blogs zu betrachten, ist wirklich sehr spannend, gerade wenn das Blog schon lange besteht.
      Ich wünsche dir weiter viel Vergnügen beim Bloggen und bleib gesund!
      Herzliche Grüße
      Antje

  2. Hi Antje,
    ja diese Gedanken kenne ich auch. Ich habe dieses Jahr ein neues Blog-Projekt gestartet und bekam auch gleich die Frage. Liest denn überhaupt noch jemand Blogs. Ja, nein, vielleicht. Ich glaube es gibt denen, denen wird Social Media einfach nicht gerecht. Die Zeichen sind einfach begrenzt und die Gefahr besteht immer, dass die jeweilige Plattform dich sperrt und dann.
    Leider merke ich auch, dass ich weniger kommentiere. Egal wo. Dabei freue ich mich selber über jeden Kommentar, auch wenn es nur wenige Worte sind. Deswegen versuche ich immer wieder mehr zu kommentieren. Für Blogs habe ich mittlerweile ein festes Zeitfenster pro Woche. Mein Browser quillt über vor geöffneten Tabs, aber so weiß ich immer, da wollte ich noch kommentieren.
    Viele Grüße
    Jenny

    • Hallo Jenny,
      da hast du Recht, es werden immer weniger Kommentare, dabei ist es so schön, wenn jemand kommentiert und sich ein Dialog entwickelt, ich lese mir die Kommentare hier immer wieder gerne durch und versuche auch auf anderen Blogs zu kommentieren. Meist kommentiere ich auf Social Media, aber auch immer häufiger auf dem Blog selbst, ich finde es ja selbst auch schön, wenn sich hier auf dem Blog etwas entwickelt. Die Idee mit dem Zeitfenster für Blogs finde ich gut!
      Liebe Grüße
      Antje

  3. Friedhelm Hippen

    Moin, aus Ostfriesland,

    ich bin jetzt 63 Jahre alt, seit 52 Jahre Filmfan und Bücherfreund. Ich versuche bereits seit 20 Jahren einen Blog für meine Zwecke zu erstellen. Angefangen von myblog.de bis jetzt medium.com, habe ich festgestellt, dass mir immer etwas fehlt. Bei Medium ist es die Kommentar-Funktion für alle, die dort kein Konto haben. Bisher können nur User dort kommentieren, die auch bei Medium angemeldet sind.

    Jetzt versuche ich es weiter, wegen der DSGVO habe ich es bisher unterlassen selber einen Blog zu coden. Was ich bräuchte, das wäre eine Plattform, auf der ich nicht nur meine Artikel schreiben kann – es muss auch einen ordentlichen Bilder-Upload geben, der nicht nach ein paar GB erschöpft ist. Und natürlich muss eine Kommentar-Zeile dabei sein, weil man sich ja mit potentiellen Lesern austauschen will.

    Hast du da einen Ratschlag für einen Oldie wie mich`?

    Vielen Dank bereits im voraus…

  4. Friedhelm Hippen

    Hallo, aus Ostfriesland…

    ich möchte mit 63 Jahren endlich mal mit dem Bloggen anfangen. Es gab bereits ein paar Versuche – aber da war ich ungefähr zehn Jahre jünger. Die Frage stellt sich für mich, ob es nun ein selbstgecodeter Blog sein muss – oder geht auch eine Blogplattform wie „Webbly“

    Als Filmfan (52 Cineast) und Bücherfreund (ebenso lange…) schwebt mir eine Mischung aus Retro (Nostalgie ) und anderen Themen vor.

    Ich würde gerne wissen. was Sie davon halten – und ob so etwas in meinem Alter überhaupt noch Sinn macht.

    Dank im voraus…

  5. Friedhelm Hippen

    PS: sorry, habe ganz übersehen, dass ich Ihnen bereits dazu geschrieben habe. Ist damit dann erledigt…

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