Der erste Marathon

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Aktualisiert am 22. September 2022 von Antje Tomfohrde

Marathon – das Wort schwirrt schon lange in meinem Kopf herum. Ganz am Anfang war es dieses „Wow, das ist der Hammer, da gibt es nur einige wenige, die das können“. Dann die übliche Frage, ob es wirklich gesund ist, wenn Freizeitjogger sich das antun (da wusste ich noch nicht, dass Laufen tatsächlich Freude bereitet). Irgendwann kamen die Einschläge näher und es liefen doch tatsächlich Leute einen Marathon, die ich kannte. Dann fing ich langsam selbst an, mich mit Laufen zu beschäftigen, also ich fing an zu laufen und irgendwann nach einem JP Morgan Lauf in Frankfurt nach dem xten Bier fand ich die Idee meines damaligen Chefs, mal einen Marathon zu laufen, gar nicht mehr abwegig.

Die Vorbereitung

Und so fing das Ganze eigentlich schon zu einem Zeitpunkt an, als ich noch gar nicht daran dachte, Laufen als meinen Hauptsport zu betrachten. Aber ein zartes Pflänzchen begann zu wachsen und nach einigen 10 km Läufen, 3 15 km Läufen und 3 Halbmarathons ist es jetzt soweit, ich trainiere tatsächlich im zarten Alter von 49 Jahren für meinen ersten Marathon und ich freue mich drauf.

Nachdem es in der zweiten Jahreshälfte 2017 lauftechnisch eher es geht so lief, ging es dann ab Dezember langsam wieder aufwärts, so dass ich mich bei der Hammer Winterlaufaufserie für 10, 15 und 21 km anmeldete und mit dem Training begann. Tatsächlich schaffte ich es, meine persönlichen Bestzeiten alle zu überbieten und konnte eine richtig gute Serie laufen. Danach ging es dann mit der „richtigen“ Marathonvorbereitung los, bis dahin war es ja irgendwie „nur“ Halbmarathonvorbereitung.

Hammer Laufserie 2018

In der Woche vor dem Halbmarathon war ich zur Leistungsdiagnostik, um überprüfen zu lassen, ob ich dem Abenteuer Marathon körperlich überhaupt gewachsen bin, aber da gab es zum Glück grünes Licht, so dass ich durchstarten konnte und mir einen Plan überlegen konnte. Ich halte mich grob an einen Anfängerplan von Runnersworld und habe noch ein bis zwei Schwimmeinheiten pro Woche und natürlich Physioübungen, um meine Schwachstelle am linken Bein in Form zu bringen.

Eine Woche nach dem Halbmarathon in Hamm kam der erste lange Lauf von 24 km, so weit war ich bis dato noch nie gelaufen, also absolutes Neuland. Die Strecke nicht, es ging um den Hengsteysee, eine meiner Haus- und Hofstrecken hier in der Gegend und schön flach. Die ersten Kilometer begleitetete mich meine Nachbarin und wir konnten 9 km schön quatschen, so dass mir die restlichen 15 km nicht allzu schwer fielen zumal das Wetter grandios war. Nach Monaten der Dunkelheit endlich wieder Sonne! Das Tempo war auch einigermaßen erträglich, zwar sehr langsam, aber in meinem GA1 Bereich und das ist ja bekanntlich das, was zählt, um die Marathonstrecke zu schaffen. Die 24 km gingen gut und ich war richtig gut gelaunt, als ich nach Hause kam und hatte am nächsten Tag auch kaum Muskelkater.

In der darauf folgenden Woche lief ich zweimal vor dem langen Lauf und lief dann am Wochenende 27 km, was jetzt eher so unter „es geht so“ zu verbuchen ist. Erst einmal lief ich zu spät nach dem Frühstück los und meine Beine hatten von Anfang an keine Lust, Das war harte Arbeit für den Willen, ich musste mir unterwegs mehrmals selbst in den Hintern treten und fand es einfach nur toll, die Strecke im Trainingsplan abhaken zu können und in die Badewanne gehen zu können. Das war eindeutig ein Arbeitssieg, nicht mehr und nicht weniger! Mein linkes Bein meinte direkt am Sonntag nach dem Lauf noch rummotzen zu können, also gab es am Montag erstmal eine lockere Schwimmeinheit im Westfalenbad in Hagen. Dienstag stand zwar ein Lauf an, aber das habe ich mir lieber geklemmt und bin dann am Mittwoch auch wieder schwimmen gegangen, die Massage durch das Wasser tut mir gut. Am Donnerstag war dann eine Fortbildung angesagt und da mir das Bein bis zum darauffolgenden Montag Schwierigkeiten machte, bin ich erst dienstags wieder gelaufen, habe aber zwei Schwimmeinheiten als Alternativtraining durchgezogen.

Am Osterferienbeginn sind wir samstags zur Ostsee gefahren und nach einer 10 km langen Wanderung bin ich abends noch 7,5 km gelaufen, nachdem vorher Kräftigungsübungen angesagt waren. Ich hoffe, dass es jetzt wieder im wahrsten Sinne des Wortes läuft und ich wieder voll ins Training einsteigen kann. Physioübungen und Fußgymnastik stehen weiter täglich auf meiner To-do-Liste und zusätzlich wird es demnächst Einlagen für den täglichen Gebrauch geben.

Schönhagen an der Ostsee – toll zum Laufen und Erholen

Der Urlaub hat mich in der Tat nach vorne gebracht, viel Schlaf, Spaziergänge am Meer, Zeit zum Lesen und mit der Familie haben mich richtig erholt, so dass ich mich an den nächsten langen Lauf von Schönhagen Richtung Eckernförde getraut habe und am Ende 29,4 km auf dem Tacho standen. Auf dem Lauf habe ich gelernt, dass nicht nur die Beine, sondern auch der Darm ein besonderes Eigenleben entwickeln kann… Nach 10 km habe ich mir recht schnell ein einsames Waldstück suchen müssen und zum Glück ging es dann wieder ganz gut weiter, so dass ich nicht umkehren musste, sondern den Lauf wie geplant durchziehen konnte. Auf diesem Lauf habe ich zum ersten Mal probiert, einen Energieriegel während des Laufs zu essen und nicht nur ein Gel, da das Gel zwar okay ist, ich aber trotzdem nach einer gewissen Zeit ein „Loch im Magen“ habe und ein bisschen Füllmasse fürs Gefühl besser ist, ausserdem ist so ein Energiegel auf Dauer doch eher “ es geht so „. Es hat ganz gut geklappt, der Riegel war zwar staubtrocken und kommt nicht noch einmal auf die Einkaufsliste, aber den Versuch war es wert, so das andere getestet werden. Die Sache mit dem Trinken hat auch gut geklappt, so dass ich recht zufrieden wieder im Urlaubsort ankam und dort von Mann, der kleinen Tochter und dem Hund abgeholt wurde. Meine Tochter hatte extra Laufsachen angezogen, da sie auch noch ein bisschen mit mir laufen wollte, was unter Mühen noch ging, zumal der Hund aus Altersgründen nur kurz laufen konnte. Zwei Tage drauf gab es dann einen 5 km Lauf mit einer 6:29 Pace, was für meine Verhältnisse schon recht zügig ist. Zum Abschied gab das Wetter noch einmal alles und ich konnte 16 km bei strahlendem Sonnenschein teilweise an der Steilküste entlang laufen und einfach nur genießen. Keine Schmerzen, kein gar nichts, einfach nur laufen!

Die Woche drauf gab es dann einen entspannten 10 km Lauf und ein Stadiontraining, wo ich mich an Steigerungsläufen versucht habe, die mir angesichts des Muskelkaters am nächsten Tag gezeigt haben, wo ich doch noch einmal etwas tun sollte. Und am Wochenende war dann der Sommer da, der Frühling wurde ausgelassen und die Temperaturen kletterten auf weit über 20 Grad, so dass die 30 km langer Lauf am Wochenende eine interessante Erfahrung waren. Die ersten 3 Kilometer bestanden aus Schienbeinmimimi, dann lief es eine ganze Zeitlang gut, bis das linke Knie sich meldete und auch die rechte Seite sich meldete und es sich nach Ischiasschmerzen anfühlte. Zusätzlich musste ich gefühlt auch ständige pinkeln, was sich etwas schwierig gestaltete, da das halbe Ruhrgebiet an diesem Sonntagmorgen um Hengstey- und Harkortsee lief, radelte, inlinerte und was es sonst noch an Fortbewegungsmöglichketen gibt. Ab Kilometer 26 habe ich das Laufen für Dehnübungen unterbrochen und mich irgendwie motiviert, die 30 vollzumachen, damit der Haken im Trainingsplan gesetzt werden konnte. Zur Belohnung für die Quälerei gab es am nächsten Tag entspanntes Schwimmen ohne jeglichen Leistungsdruck.

Dienstags bin ich dann mit meiner Nachbarin eine kleine Lennerunde von 7 km gelaufen und freitags einmal mit meinen Laufmädels die 10 km Strecke vom Emster Volkslauf, so dass ich recht ausgeruht am 15.April in Bonn mit meinem Schwager zusammen den Deutsche Post Halbmarathon laufen konnte, wobei ich mich frage, ob ich bei der Anmeldung gar nicht auf die Startzeit geachtet habe, aber das ist ja jetzt auch Geschichte. Am Anfang stand die Befürchtung, nicht mehr pünktlich vom Klo zu kommen, da es recht wenig Klos für die Masse der Teilnehmer gab, aber da wir uns recht weit hinten von der Zeit gemeldet hatten, kamen wir noch rechtzeitig mit unserem Block über die Startlinie. Mein Schwager lief mir schon recht schnell weg, er hatte sich viel zu langsam eingeschätzt und ich quälte mich die ersten 10 Kilometer mit Schmerzen in der rechten Pobacke herum, dann hörte es auf und ich konnte das tolle Wetter, die gute Stimmung und die schöne Stadt genießen. Ich schaffte es tatsächlich, meine geplante Zeit zu laufen und hatte am Ende eine Durchschnittspace von 6:41 und konnte eine neue Bestzeit erlaufen. Ich hatte mir diese Geschwindigkeit vorgenommen und konnte mich auch daran halten, das war ein tolles Gefühl! Die beste Überraschung wartete allerdings im Zielbereich auf mich. Die letzten 100 Meter sprintete ich mit meiner kleinen Tochter ins Ziel, die mein Mann über die Absperrung gehoben hatte! Das war super und hat noch einmal Schwung gegeben! Mein Schwager konnte seinen ersten Marathon dann mit 2:02 h abschließen und mich 18 Minuten später für den Endspurt anfeuern, alles in allem ein schöner Lauf!

Post Halbmarathon in Bonn 2018 mit meinem Schwager

In der darauf folgenden Woche habe ich es dann schon ruhiger angehen lassen und erst einmal zwei ruhige Schwimmeinheiten gemacht, um dann noch drei Läufe von 6, 9 und 15 km Umfang zu machen. In der Woche vor dem großen Tag habe ich nur einen 5 km Lauf gemacht und hatte überall Schmerzen. Der linke Fuß tat weh, das Knie, das Schienbein, Ischiasschmerzen und jede Menge Panik vor dem Marathon machten sich breit. Also alles normal! Meine Twitter Timeline habe ich vermutlich in den Wahnsinn getrieben mit der Panikmache und meine Familie hatte mich in der Woche auch abgeschrieben. Zur Ablenkung habe ich dann mal ganz viel gearbeitet, um mir nicht noch mehr Gedanken zu machen. In der Taperingphase hat man vermutlich zu viel Zeit, um in seinen Körper hineinzuhorchen und nimmt jeden Pieps ganz wichtig, der einem in einer normalen Trainingswoche wahrscheinlich gar nicht erst aufgefallen wäre, aber das gehört wohl auch zur Vorbereitung.

Der große Tag!

Dann war er endlich da, der große Tag! Der 29. April 2018! Den Metro Marathon Düsseldorf! Düsseldorf hatte ich mir ausgesucht, da es nicht weit von meinem Zuhause entfernt ist, also Mann und Kinder mitreisen konnten (ob sie wollten oder nicht, bei so einem Ereignis wollte ich meine Basis dabei haben) und weil es eine schöne flache Strecke ist, die Distanz musste ja jetzt nicht noch durch Höhenmeter verkompliziert werden.

Um kurz vor 5 klingelte der Wecker und als erstes stand die morgendliche Hunderunde auf dem Plan. Danach habe ich mich fertig gemacht und mir für die Fahrt mit der S-Bahn noch etwas zu essen gemacht und die Tasche mit Wechselklamotten gepackt. Kurzfristig war mir dann entfallen, dass die Zeitmessung in der Startnummer integriert war und ich habe alles auf den Kopf gestellt, um den Chip für die Zeitmessung zu finden… Mein Mann hat mich dann netterweise zum Bahnhof nach Hagen gebracht und wurde mit einem Redeschwall meinerseits belohnt, da ich mir die Nervosität ja „wegquatschen“ musste. Ich habe ihm genauestens meine Strategie für den Lauf dargelegt und ihm genauestens erklärt, was ich wann machen werde. Ich vermute, dass er glücklich war, als ich endlich in der S-Bahn saß. Die Fahrt über habe ich dann Gels, Salzsticks, Taschentücher usw. in den verschiedenen kleine Taschen meiner Kleidung verstaut und mich vorsichtshalber noch mit Sonnencreme eingeschmiert. In Düsseldorf brauchte ich nur dem Schwarm folgen, um die richtige U-Bahn zu nehmen und um die Tasche abzugeben. Zum Glück entschied ich mich dann doch dafür, die Regenjacke anzubehalten und vertrieb mir die Zeit damit, vor den Dixiklos Schlange zu stehen. Dann noch ein wenig warm gemacht, gedehnt und aufgeregt auf den Zehenspitzen hin und her gewippt, dabei schon einmal den ersten Krampf in der Wade gehabt und schon ging es los, mit dem Marathon und dem Regen.

Ich schaffte es, mich nicht vom Pulk mitreißen zu lassen und lief gut in der von mir angedachten Geschwindigkeit um die 7:15 h, mal ein bisschen schneller, mal ein bisschen langsamer, der Rhythmus war gut, ich kam gut in den Tritt und war sehr euphorisch, war auch ganz begeistert von den Menschen an der Strecke, den Trommlern und lies mich vom Regen nicht groß stören. Nach 12 Kilometer habe ich das erste Dixi kontrolliert und konnte dann bis Kilometer 21 locker durchlaufen, um dort die nächste Dixipause zu machen. Getränketechnisch nahm ich jede Station mit und sei es nur für ein, zwei Schlückchen und um mir den Rest ins Gesicht und über den Kopf zu gießen. Salzstick, Gel und Riegel nahm ich auch nach Plan zu mir und als dann bei Kilometer 23 mein Mann mit den Kindern auftauchte, war ich ganz euphorisch und konnte ihm noch zurufen, dass ich voll in der Zeit läge.

Tja, bei Kilometer 26 kam dann der Einbruch mit Bauchkrämpfen, Knieschmerzen und dem Gefühl, dass ich das nicht packe. Das war hart! Bis Kilometer 28 schleppte ich mich noch und bin dann erst einmal aufs Klo und danach gegangen und langsam wieder angelaufen, dann wieder aufs Klo, gegangen, langsam angelaufen, bei Kilometer 35 noch einmal dasselbe Spielchen und dann waren die Kniescherzen weg und auch die Krämpfe waren fast weg und ich konnte eine andere Läuferin dazu motivieren, weiterzulaufen. Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich es schaffen würde. Zwar weit von der angepeilten Zeit weg, aber ich würde es schaffen. So ging ich an den Versorgungspunkten immer ein wenig und lief langsam an und musste noch zweimal etwas gegen die Krämpfe tun, aber es gelang mir dann zum Schluss wieder richtig mit spaß zu laufen und war überglücklich, als ich kurz vorm Ziel meinen Mann und die Kinder rufen hörte und konnte so etwas Ähnliches wie einen kleinen Sprint einlegen!

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Völlig fertig, aber völlig glücklich

Im Ziel angekommen, war ich völlig überwältigt von dem Gefühl, diesen ersten Marathon geschafft zu haben und nicht aufzugeben! Ich hatte die Freudentränen in den Augen und hatte ein Glücksgefühl in mir, dass ich nur ganz, ganz selten bislang hatte! Es war unglaublich und ich bin auch jetzt im Augenblick noch völlig auf dieser Gefühlswelle, ein wunderschönes Erlebnis und eine unbeschreibliche Erfahrung! Das war für mich persönlich weit mehr als großes Kino! Ich bin zutiefst dankbar, diesen ersten Marathon so hinter mich gebracht zu haben, ich habe nicht aufgegeben und bin angekommen!

10 Kommentare

  1. Wünsche Dir viel Erfolg! Bei mir dauert es ja noch ein, wenig, bis es so weit ist… Werde Dein Training also fleißig verfolgen 🙂

  2. Auch an dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch zum ersten Marathon! Toll, dass deine Vorbereitung so gut funktioniert hat und dass du unterwegs trotz kleiner Problemchen durchgezogen hast!

  3. Oh wow, herzlichen Glückwunsch! 🙂 Ein Marathon ist schon etwas besonderes. Ich bin noch nie einen Wettkampf gelaufen (trainiere lieber für mich, bzw. habe ich nicht das Bedürfnis nach einem Wettbewerb) aber wer weiß… man soll ja niemals nie sagen.
    Ich kann total verstehen, dass du mega happy warst! Steht denn schon der nächste Lauf an? 😀
    Liebe Grüße!

    • Vielen Dank! Der nächste Lauf war schon am 10.05.2018, 10 km Volkslauf, aber der nächste Marathon kommt bestimmt… Im Herbst soll er sein, ich bin noch auf der Suche. Vielleicht probierst du auch einmal einen Lauf, die Stimmung ist toll! Liebe Grüße

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