Der Fall Jane Eyre von Jasper Fforde

Aktualisiert am 16. September 2024 von Antje Tomfohrde

Der literarische Supergau ist eingetreten und Jane Eyre wurde aus dem Originalmanuskript von Charlotte Brontë entführt. Was kann nun getan werden, um zu verhindern, dass das komplette Buch für immer ohne seine Hauptfigur ist? Ein sehr kniffliger Fall für die Literaturagentin Thursday Next. Wird sie es schaffen und Jane Eyre retten?

Worum geht es in dem ersten Fall von Thursday Next?

Thursday Next ist eine sogenannte „A1-Agentin“ in den Diensten von SO-27, der Sektion LiteraturAgenten (LitAgs) des Special Operations Network. In dieser Funktion kämpft sie gegen das organisierte Literaturverbrechen, das seit den 80er Jahren immer professioneller vorgeht. Viel Zeit für ein wie auch immer geartetes Privatleben bleibt ihr nicht, so dass sie ihre Wohnung nur mit einem zahmen Dodo teilt.

Nach einem desaströsen Einsatz, bei dem es darum ging, das Manuskript von „Martin Chuzzlewit“ von Charles Dickens wiederzubeschaffen, traf Thursday Next die Entscheidung, sich nach Swindon, ihrer Geburtsstadt versetzen zu lassen. Ihr Zukunfts-Ich hatte ihr dazu geraten. So kam sie also wieder zurück in die Stadt, in der sie aufgewachsen war, ungewöhnlich für eine LiteraturAgentin, die es bis in die Hauptstelle in London geschafft hat.

In Swindon ging es dann auch erst einmal um ihre familiären und privaten Angelegenheiten, sie traf ihre alte Liebe wieder, besuchte ihre Mutter und ihren Onkel Mycroft und ihre Tante Polly. Ihr Onkel zeigt ihr stolz, die Bücherwürmer mit denen er gerade experimentiert und die Geschichte nimmt langsam ihren Lauf, als Mycroft verschwindet.

Schon bald ist klar, dass es um etwas richtig Großes geht und Jane Eyre in Gefahr ist.

Wir hat mir „Der Fall Jane Eyre“ gefallen?

Als „Der Fall Jane Eyre“ in der Bücherbar, dem virtuellen Buchtreff von Mareike Lüken, als Buch des Monats ausgewählt wurde, habe ich mich sehr gefreut, denn das Debüt von Jasper Fforde ist einfach grandios bekloppt, spleenig und einfach liebenswert. Um es kurz zu machen: entweder liebt man diese Buchreihe oder man lässt es. Ich gehöre zu denjenigen, die es heiß und innig lieben. Jasper Fforde hat sich eine Parallelwelt zu der unsrigen ausgedacht. Es ist auf den ersten Blick ziemlich ähnlich, doch unterscheiden sich die Welten auch voneinander.

Literatur hat einen ziemlich hohen Stellenwert und es gibt im Polizeiapparat mehrere Abteilungen, die sich mit diesen Verbrechen beschäftigen. Auch die Bevölkerung nimmt die Sache ziemlich ernst und streitet erbittert darüber, wer denn jetzt die Stücke Shakespeares geschrieben hat. Es gibt Zeitreisende und eine Spezialeinheit, die ChronoGarde, die sich mit Problemen und Verbrechen in diesem Bereich beschäftigt. Wales gehört nicht zur Großbritannien, sondern ist selbstständig und Käseschmuggel ist ein beliebtes und schwer geahndetes Verbrechen. Funfact: Jasper Fforde ist Waliser.

Alles in allem ziemlich verrückt und auf den ersten Blick denkt man, dass Jasper Fforde schwer einen an der Waffel hat. Auf den zweiten Blick merkt man, dass er einfach ein Mensch mit einer wunderbar überschäumenden Fantasie ist, der sich tolle Geschichten und komplette Parallelwelten ausdenkt. Es gibt viele Dialoge und so ist die Erzählung sehr dynamisch. „Der Fall Jane Eyre“ hat alles, was eine gute Geschichte braucht. Es ist ein spannendes Buch, eine verrückte und verzwickte Geschichte um ein mysteriöses Verbrechen, durchgeknallte Charaktere, es gibt eine Liebesgeschichte, einen mehr als bösen Bösewicht und witzige Details, was will man mehr?

Gleichzeitig ist es auch ein Spiegel für uns, wir beschäftigen uns mit unserem Klein-Klein, mit Nebenkriegsschauplätzen und gehen nicht die großen Fragen an. Dies ist in unserer Welt so und auch in der Parallelwelt, in der „Der Fall Jane Eyre“ spielt. Wir zanken uns um Worte, um Details und vergessen dabei das große Ganze. Fforde gelingt es, eine aufregende, völlig durchgeknallte Geschichte zu erzählen und am Ende des ersten Bandes möchte man – so man es denn mag – sofort die Fortsetzung lesen, aber die steht „In einem anderen Buch“, so heißt sie nämlich, die Fortsetzung.

Falls du jetzt sagst, ja, okay, das möchte ich gerne lesen, ein kleiner Tipp von mir: nimm einfach diese Parallelwelt so hin wie sie ist und stell sie nicht in Frage, dann liest du dich ich um einiges leichter in die Geschichte ein und wirst vermutlich ein Fan oder ein Fangirl…

In deutscher Übersetzung gibt es bislang sechs Bände der Buchreihe, Fforde-Aficionados hoffen, dass der DTV Verlag ein Einsehen hat und auch den siebten Band herausbringt.

In Folge 1 des Die Bücherstaplerinnen Podcast sprechen Valerie und ich über dieses Buch, hör gerne mal rein!

PS: Dieses Buch ist selbst gekauft und ich verlinke auf meine Buchhandlung hier vor Ort in Hohenlimburg, die Hohenlimburger Buchhandlung. Dort kann auch online bestellt werden, was auf jeden Fall eine Alternative zu den großen Online-Händlern ist. #SupportYourLocalBookShop

Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekommen oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.

Wenn du jetzt Lust auf weitere Geschichten von Jasper Fforde bekommen hast, empfehle ich dir „Eiswelt“. Auch in diesem Buch hat Fforde seiner Fantasie freien Lauf gelassen und eine Parallelwelt zu unserer geschaffen.