Aktualisiert am 11. Januar 2023 von Antje Tomfohrde
Das Gesetz der Natur bestimmt das Leben der Menschen in Neuamerika. Gaia Marinos ist eine Aussätzige in dieser Welt und nicht nur äußerlich ist sie anders. Auch die Tatsache, dass sie lesen kann, trennt sie von den anderen und obwohl das Lesen nur Auserwählten, zu denen sie nicht gehört, erlaubt ist, rettet es ihr das Leben.
Wovon handelt „Das Gesetz der Natur“?
Gaia Marinos lebt mit zwei Männern, dem Lehrer und dem Jäger im Wald ein Leben weit ab von anderen Menschen. Es ist eine Welt nach einer Nuklearkatastrophe. In dieser Welt haben die Menschen noch einmal ganz von vorne beginnen müssen. Sie mussten lernen, sich wieder ganz alleine zu versorgen, sich zu verteidigen und sie mussten neue Regeln aufstellen bzw. haben sie ganz bewusst aufgestellt als Lehre aus der Katastrophe.
In einer Gemeinschaft zu leben, bietet Schutz, besonders, wenn man anders ist als die anderen. Eine solche kleine Gemeinschaft von Andersartigen oder Ausgeschlossenen bilden die beiden Männer und Gaia. Alle drei haben eines gemeinsam, es umgibt sie ein Geheimnis. Sie lernt unterschiedliche Dinge von den beiden, unter anderem das Lesen, das in dieser Welt nur einigen Auserwählten vorbehalten ist. Das, was sie vom Jäger lernt, ist mit dem Satz „Einer ist immer der Schlachter, einer immer der Gefallene“ gut erklärt.
Eines Tages passiert das Unvermeidliche und Gaia wird gefangen genommen. Das Lesen rettet ihr das Leben und sie macht sich auf den Weg, die letzten Bücher, die es noch irgendwo versteckt gibt, zu finden. Ihre Mission führt sie durch Höhen und Tiefen und ist von ständigem Kampf begleitet und doch bleibt sie ihrem Ziel treu.
Meine Meinung zum Buch
Wie hat mir „Das Gesetz der Natur“ gefallen? Es hat mich unglaublich fasziniert, ist es doch in einem recht ungewöhnlichen Stil geschrieben. Es hat etwas von einer Art Prophezeiung oder einer alten Sage an sich und am Ende bewahrheitet sich ein Teil von dem, was ich immer wieder zwischendurch dachte beim Lesen. Die Kapitel tragen dann auch Überschriften wie „Die Epoche der Pilgerschaft“ oder „Das Gesetz der Natur“. Im Ganzen erinnert die Sprache an eine längst vergangene Zeit und ist sehr tragend und ungewohnt, so etwas über fast 600 Seiten zu lesen.
Solomonica de Winter erzählt Gaias Geschichte wie eine der Geschichten, die früher wohl am Lagerfeuer die Runde machten, als es noch keine Bücher gab, in denen sie nachgelesen werden konnten. Jeden Abend wurde ein weiterer Teil der Geschichte erzählt und auch hier bleibt man als Leser*in zurück und hofft auf die Fortsetzung am nächsten Abend, wobei es nichts von „1000 und einer Nacht“ hat.
Es hat mich einige Mal das Fürchten gelehrt und es gibt viele, viele Kampfszenen und Gewalt in diesem Buch. Es passt zu der Welt, die die Autorin kreiert hat, nur hat es mir das Lesen ein wenig schwer gemacht, da ich parallel damit begonnen hatte, mir Game of Thrones anzuschauen. Das war in der Menge dann zu geballt und es ging wieder, als ich die Serie erst einmal ausgesetzt hatte.
Es gelingt der Autorin in „Das Gesetz der Natur“ eine Welt aufzubauen, die bedrohlich ist, aber auch gleichzeitig einen Funken Hoffnung birgt und auch vor Augen führt, was wir Menschen mit unserem jetzigen Tun aufs Spiel setzen. Es wird erklärt, wie sich die einzelnen Gebiete in Neuamerika nach der Katastrophe aufgeteilt haben und welche Gesetze wichtig sind für das Zusammenleben.
Die Hauptfigur, Gaia, hat nicht nur die Fähigkeit zu lesen, sondern bringt noch ein paar weitere Überraschungen mit. Auch muss sie nicht komplett allein durchs Leben gehen, hat sie doch ein paar feste Konstanten in ihrem Leben, die ihr einen gewissen Halt geben. Es wird viel über das Innenleben Gaias preisgegeben und doch wirkt es etwas distanziert, was aber an der Erzählweise der eher beobachtenden Erzählperson liegen kann.
Gaia ist auch sonst immer außen vor und immer etwas Besonderes, das schwingt von Anfang an mit und das macht auch den Reiz des Buches aus. Man möchte immer weiterlesen, weil man herausfinden möchte, wie es weitergeht und so sollte es schließlich sein, oder?
„Das Gesetz der Natur“ ist der Auftakt einer Trilogie und ich bin neugierig, wie es weitergehen wird, denn eins kann ich schon einmal verraten: das Ende ist so, dass es wirkt, als ob es erst der Anfang der eigentlichen Geschichte ist.
Autorin: Solomonica de Winter
Übersetzerin: Meredith Barth
Verlag: Diogenes Verlag
Erscheinungsdatum: September 2022
ISBN: 978-3-257-07218-1
PS: Mein Buch ist ein kostenloses Rezensionsexemplar, welches mir der Diogenes Verlag zur Verfügung gestellt hat. Herzlichen Dank hierfür!
Ob mir ein Buch kostenlos als Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde, ich es geliehen, geschenkt bekomme oder selbst gekauft habe – all dies hat keinen Einfluss auf meine Rezension. Meine Rezensionen geben allein meine Meinung wieder, die ich mir während des Lesens gebildet habe.